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Komplexere Fälle mit höheren Schäden im Fraud Management
Weiterbildung / 24. Juli 2017
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Regional Head AFI Advisory Germany, Deutsche Bank AG
Ramon Schürer bekleidet seit 1993 verschiedene Positionen bei Finanzdienstleistern und sammelte international Erfahrungen in verschiedenen Feldern der Unternehmenssicherheit. Er absolvierte den Zertifikatsstudiengang „Certified Fraud Manager“ an der Frankfurt School of Finance and Management im Jahr 2012 und verantwortet seit 2015 das Thema "Anti-Fraud & Investigations - Advisory" für die Region Deutschland in der Deutschen Bank AG. Dabei setzt er die Anforderungen zur Verhinderung von Wirtschaftskriminalität sowohl im präventiven als auch im reaktiven Teil um.

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Wirtschaftskriminalität verursacht jährliche Schäden in Milliardenhöhe. Umso wichtiger ist es, die Gefahren nicht zu unterschätzen und sicherzustellen, dass Fraud Management im Unternehmen einen größtmöglichen Schutz gewährleistet. Über diese und zukünftige Herausforderungen im Fraud Management, wie man ihnen begegnet und worauf es als Fraud Manager ankommt, haben wir mit Ramon Schürer gesprochen, dem Verantwortlichen der Deutsche Bank AG zum Thema „Anti-Fraud & Investigations – Advisory Germany“ und Alumni des Zertifikatsstudiengangs Certified Fraud Manager der Frankfurt School.

Worin liegen für Sie aktuell und in Zukunft die Herausforderungen im Fraud Management?

 Ich sehe zwei Gebiete als Herausforderung an – das erste Gebiet resultiert aus dem Tagesgeschäft des Fraud Managements, der Fallbearbeitung. Das zweite ergibt sich aus dem gesetzlichen und regulatorischen Umfeld des Fraud Managements.

Die Fallbearbeitung wird sich auf Änderungen auf Seiten der Straftäter einstellen müssen. Im Bereich der externen Täter rechne ich mit einem deutlichen Anstieg der organisierten Kriminalität und der damit einhergehenden „Verbesserung“ des Vorgehens. Bereits heute stellen wir im Bereich der tatvorbereitenden Handlungen, wie beispielsweise dem Social Engineering, eine zunehmende Professionalisierung fest. Wurden vor wenigen Jahren E-Mails durch die Täter noch mit Hilfe von Übersetzungsprogrammen erstellt, können diese heute bereits auf Muttersprachler zurückgreifen, die telefonischen Kontakt zu potenziellen Opfern aufnehmen. Auch wird die wirtschaftliche Arbeitsweise auf Täterseite die Fallkonstellationen verschieben. Die Fraud Manager werden weniger, dafür aber komplexere Fälle mit höheren Schäden bearbeiten.

Die zweite große Herausforderung besteht darin, auch zukünftig alle relevanten gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben in ihrer aktuellen Ausprägung zu kennen und zu beachten. Vor allem durch das breite Aufgabenspektrum des Fraud Managements, von Analysen über Kontrollen bis zur Fallbearbeitung, werden sehr viele juristische Teilbereiche tangiert. Diese wiederum sind einer zunehmend schnelleren Aktualisierung und im Regelfall einer Verschärfung unterworfen. Hier wird sich das Fraud Management stärker mit anderen Fachbereichen und relevanten Schnittstellen wie WpHG Compliance, Geldwäsche oder einer MaRisk Compliance Funktion vernetzen müssen.

Der „Certified Fraud Manager“ der Frankfurt School als berufsbegleitender Zertifikatsstudiengang versucht an diesen Herausforderungen anzusetzen und darauf vorzubereiten. Welche Erwartungen hatten Sie an den „CFM”, bevor Sie am ersten Seminar teilnahmen?

Durch die Empfehlung eines Kollegen, der als Teilnehmer den ersten Durchgang des CFM erfolgreich abgeschlossen hatte, kannte ich die Inhalte und konnte bei vielen einen direkten Bezug zu meiner damaligen Tätigkeit herstellen. Daraus entstand die Erwartung, dass Themen fachlich auf Hochschulniveau vermittelt werden, aber trotzdem im Tagesgeschäft umgesetzt werden können und dabei einen direkten Mehrwert bieten.

Inwieweit wurden diese Erwartungen für Sie erfüllt?

 Der Abschluss des CFM hat meine Entwicklung, sei es fachlich oder persönlich, positiv unterstützt. Auf fachlicher Seite konnte ich das vermittelte Spezialwissen, wie Befragungstechniken, direkt in das berufliche Tagesgeschäft überführen und zielgerichtet anwenden, einige Fälle konnten dadurch überhaupt erst mit einem verwertbaren Ergebnis ermittelt werden. Persönlich profitiere ich auch noch heute vom Netzwerk des CFM, seien es die Teilnehmer und Alumni oder die Referenten.

Auf der einen Seite sind Sie seit 2012 selbst „Certified Fraud Manager“, auf der anderen Seite verantworten Sie für die Deutsche Bank AG das Thema „Anti-Fraud & Investigations – Advisory Germany“ und haben so selbst ein Team auf die Beine gestellt. Was meinen Sie, was ist bei Personaleinstellungen im Fraud Management wichtig, was erwarten Sie von CFM-Absolventen?

 Grundsätzlich existiert noch kein Ausbildungsberuf oder ein langjährig durchgeführter Bachelor oder Master Studiengang zum Fraud Management. Daher lässt sich die Personalauswahl nicht auf eine spezielle Zielgruppe eingrenzen. Um alle Teilbereiche des Fraud Managements perfekt abzudecken, müsste man mindestens über die Methodik und Akribie eines Revisors, das technische Verständnis eines Systemadministrators, den Überblick und die analytischen Fähigkeiten eines Risiko Managers verfügen, diese mit der Kreativität eines Marketingspezialisten kombinieren und dann mit dem Fachwissen eines Juristen ergänzen. Dies ist in einer Person natürlich völlig unrealistisch. Für viel erfolgreicher halte ich im Fraud Management eine Kombination unterschiedlicher Fähigkeiten und Persönlichkeiten, die sich im Idealfall ergänzen, sei es im Team, fallweise oder über Schnittstellen. Eine Zertifizierung wie der CFM eignet sich gut, um die fachliche Kenntnisse eines Kandidaten einzuschätzen – natürlich spielt aber auch die Persönlichkeit des Bewerbers eine Rolle.

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