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What makes people tick? What can be achieved in a seminar?
Weiterbildung / 8. Februar 2016
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Wolfgang is trainer, coach and published author in the field of communication. He has a PhD in mathematics and teaches his self-developed concept PEC - practical emotional competence throughout Germany and German-speaking countries. He provides seminars at the Frankfurt School of Finance & Management since 2010 in English and German. Prior to his trainer career he worked as a manager in sales and service for international renowned companies in Germany.

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Wie tickt der Mensch? Was kann Training leisten?

Die erste Frage beschäftigt die Menschheit schon sehr lange. Den Anfang machte ca. 400 v. Chr. Hippokrates mit seinen vier Temperamenten Choleriker, Sanguiniker, Phlegmatiker und Melancholiker. Das immer noch populäre DISG®-Persönlichkeitsmodell hat diese Idee im 20. Jahrhundert modernisiert und verfeinert. Die Basis bilden hier vier Verhaltensstile: Dominanz, Initiative, Stetigkeit und Gewissenhaftigkeit. Diese werden jedem Menschen grundsätzlich zugeschrieben, jedoch in individuell unterschiedlicher Ausprägung. Der DISG®-Persönlichkeitstest soll diese Ausprägung erfassen und liefert das DISG®-Persönlichkeitsprofil. Die Theorie dazu besagt, dass sich das DISG®-Profil im Laufe des Lebens verändern kann, es jedoch kurz- und mittelfristig stabil ist. Als geistiger Vater von DISG® gilt William M. Marston. Was nur sehr bedingt richtig ist. Zwar prägte er die vier Buchstaben DISG, beschrieb jedoch damit vier sogenannte primäre Emotionen. Diese Emotionen erzeugen nach seiner Theorie vier typische Verhaltensmuster. Welche Grundemotion das Verhalten in einer Situation bestimmt, erklärte Marston mit der individuellen Wahrnehmung genau dieser konkreten Situation: Ändert sich die Sicht auf die Situation, so ändert sich das Verhalten – auch unmittelbar.

Dynamische Modelle für Verhalten und Persönlichkeit

Marston erklärte Verhalten also nicht statisch, als Resultat fester Charaktereigenschaften. Für ihn war Verhalten eine Reaktion auf die individuelle Wahrnehmung und Bewertung der Umgebung, in der wir uns aktuell bewegen. Diese Bewertung findet bewusst oder unbewusst statt. Diese dynamische Erklärung für Verhalten war ihrer Zeit weit voraus. Es dauerte fast 80 Jahre, bis dynamische Modelle für menschliches Verhalten akzeptiert und systematisch betrachtet wurden. Ein Standardwerk hierfür ist Daniel Kahnemans „Schne
lles Denken, langsames Denken“. Er beschreibt dort zwei unterschiedliche Systeme, den bewussten Piloten und den unbewussten Autopiloten. Der rationale Pilot, der Homo Sapiens in uns, bestimmt 5-10 % unseres Verhaltens. Der Autopilot mit unseren Gewohnheiten und Routinen ist für die restlichen 90-95 % unseres Tuns verantwortlich. Beide Systeme sind lern- und damit auch kurzfristig entwicklungsfähig.

Pilot und Autopilot

In diesem Kontext ist Hans-Georg Häusels Buch „Brain View“ interessant. Er erklärt unser unbewusstes Verhalten mittels dreier Programme des limbischen Systems: Dominanz, Stimulanz und Balance. Welches Programm verhaltensrelevant wird, ergibt sich aus der Wahrnehmung und unbewussten Bewertung des Umfelds. Die Übertragung dieses Ansatzes auf Kahnemans Untersuchungen liefert ein griffiges Modell unseres Autopiloten. Denn die drei Programme sind ausführlich durch jeweils zugrunde liegende Regeln beschrieben. Das macht unbewusstes Verhalten transparent und erklärbar. Auch unser bewusstes Verhalten gestalten wir nicht völlig frei. Wir setzen für uns sinnvolle und bewährte Regeln um. Diese bilden unser viertes Programm, die Klärung im Piloten. Hierbei reflektieren und bewerten wir Informationen und Alternativen bewusst. Doch Denken kostet Zeit. Im Vergleich zum Piloten ist der Autopilot etwa 150.000 mal schneller. Das erklärt, warum der Autopilot, warum unsere Bauchentscheidungen, unser Verhalten zu über 90 % dominieren. Dieses Verhaltens-Modell aus Autopilot und Pilot mit ihren Regeln und Werten erklärt Persönlichkeit flexibel. Diese manifestiert sich darin, welche Regeln wir in welchen Situationen bevorzugt anwenden. Diese Präferenzen entwickeln wir im Laufe unseres Lebens durch Erziehung, Bildung und Erfahrung.

Regeln verinnerlichen und Fähigkeiten trainieren

Das Anwenden von Regeln ist nicht nur eine Sache des Wollens, sondern vor allem des Könnens. Eine Regel mag uns noch so sympathisch sein, ohne die Fähigkeit, sie erfolgreich anzuwenden, werden wir sie verwerfen – bewusst oder unbewusst. Dies ist der Hauptgrund, warum Ermahnungen oder gute Ratschläge wenig bewirken. Neue Regeln nehmen wir – bewusst oder unbewusst – nur an, wenn wir die Fähigkeiten spüren, diese auch umzusetzen. Übung macht also nicht nur den Meister, sondern ist Grundlage für Verhaltensänderung und Persönlichkeitsentwicklung. Gerade in Trainings zu sogenannten Softskills ist Wissensvermittlung und die Formulierung von Regeln damit nur ein erster Schritt. Im zweiten Schritt geht es darum, die Teilnehmer nachhaltig zu motivieren, das neue Wissen und die darauf basierenden Regeln praktisch anzuwenden. Neben den damit verbundenen Vorteilen müssen vor allem die zur Umsetzung notwendigen Fähigkeiten anschaulich herausgestellt werden. Will man Verhalten nachhaltig ändern, muss das große Ziel in kleine Schritte übersetzt werden. Die Teilnehmer müssen im übertragenen Sinne Werkzeuge an die Hand bekommen, deren Gebrauch sie konkret üben können. Hierfür sind kurze, gezielte Rollenspiele nützlich und hilfreich.

Nachhaltiges Training

Doch erst ein dritter Schritt sichert nachhaltige Verhaltensänderung: Die Teilnehmer müssen nach einem Präsenzseminar angehalten werden, die von ihnen als nützlich erkannten Werkzeuge bewusst in ihrer täglichen Praxis anzuwenden. Woche für Woche, immer wieder. Nur durch Übung und Wiederholung wird bewusst akzeptiertes Verhalten im Autopiloten verinnerlicht, damit im Alltag automatisch abrufbar – und abgerufen! Dazu bedarf es einer systematischen Anleitung, die einen schrittweisen Kompetenzaufbau sicherstellt. Kompliziertes baut immer auf Einfachem auf. Üben muss deshalb bei einfachen Werkzeugen beginnen, die schnell Erfolgserlebnisse und damit dauerhafte Motivation bringen. Der Trainer kann und muss die Voraussetzungen dafür schaffen – doch neben den Teilnehmern sind nach dem Präsenztraining auch die Vorgesetzten und Personalentwickler als Unterstützer gefordert. Denn, der Mensch ist ein Gewohnheitstier, weiß nicht nur Gustav Freytag … Ein auf das Thema maßgeschneidertes FS-Seminar bietet ein Training rund um Wegweiser und Werkzeuge für gehirngerechte Kommunikation an. Mehr Informationen Angebote zu nachhaltigen Trainings finden Sie hier: www.menschenspiegel.de

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