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Nachhaltige Investments sind mehr als grün
Weiterbildung / 19. Mai 2021
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Senior Programm Manager Executive Education
Thomas Kohrs leitet den Bereich Asset & Wealth Management der Executive Education an der Frankfurt School. Er ist ausgebildeter Diplom-Bankbetriebswirt, der Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt in den Gebieten Wertpapier und Vertrieb. Er verfügt seit mehr als 25 Jahren über praktische Erfahrung als Berater, Trainer und Dozent an der Frankfurt School.

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Es ist erstaunlich, wer in letzter Zeit den Begriff Nachhaltigkeit bzw. nachhaltige Investments führt. Auch von Protagonisten, bei denen ich mir das vor rund fünf Jahren noch nicht vorstellen konnte. Black Rock zum Beispiel. Aber besser spät als nie, sollte man meinen.

Nachhaltige Investments – was ist das überhaupt?

Aber genau so, wie mancher Fondsanbieter, manches Unternehmen und manche Bank noch gehörigen Nachholbedarf bei diesem Thema haben, gilt dies auch für potenzielle Käufer. Zwar bringen 64% der deutschen Anleger zum Ausdruck, dass sie Interesse an nachhaltigen Geldanlagen haben, aber das Wissen darum ist zumeist nur rudimentär vorhanden. Umso mehr sind Anlageberater aufgefordert, dieses Wissen zunächst selbst aufzubauen, um es dann zielgerichtet und richtig an die Kund:innen zu bringen. Nachhaltigkeit heißt, nur so viele Ressourcen zu verbrauchen wie wiedergewonnen werden können. Oder aus finanzwirtschaftlicher Sicht: Von den Zinsen leben und nicht vom Kapital. Es ist ein sehr emotionales Thema, das sich nicht nur auf grüne Assets fokussiert. Vielmehr sind es drei Parameter, die hier eine Rolle spielen und die Säulen der Nachhaltigkeit darstellen: Ökologie, Soziales und Ökonomie. „Säulen“ sind dabei ein recht anschaulicher Vergleich, denn das Dach der „Nachhaltigen Entwicklung“ kann nur dann das Haus beschützen, wenn die Säulen gleich berechtigt, gleich tragfähig und gleich ausgeprägt sind.

Die Säulen der Nachhaltigkeit

Ökologie erklärt sich durch die biosphärische Zukunftsfähigkeit als Grundlagen eines guten Lebens für alle. Im Ergebnis heißt das, die Erde lebenswert und lebensmöglich zu erhalten. In Zeiten des Klimawandels und steigender Meeresspiegel gewinnt das für viele Menschen dramatisch an Bedeutung, wenn ihr Lebensraum Gefahr läuft im Meer zu versinken.

Die zweite Säule ist die weltweite soziale Gerechtigkeit, wie der Ausgleich zwischen Nord und Süd, Arm und Reich, intra- und intergenerationell. Es ist ein fragliches Unterfangen, wenn chinesische Fangflotten Afrikas Fischbestände abfischen, um daraus Fischmehl zu machen, mit denen unsere Zuchtlachse gefüttert werden. In diese Säule gehören auch Kinderarbeit, Ausbeutung, Sklaverei und viele weitere Aspekte.

Die dritte Säule ist die Ökonomie, die hier – für manche erstaunlich – ebenfalls eine wichtige Rolle spielt, allerdings mit Vorgaben. Es soll eine dauerhafte und erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung erreicht werden, die der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse in intakter Ökologie und bei sozialem Frieden ermöglicht. Spätestens hier greifen die Säulen ineinander, sie sind nicht antinomisch, sondern nur gemeinsam erreichbar und durchsetzbar.

Lange Historie

Diese Ziele sind nicht neu. Seit dem Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit und dessen Ergebnis „Die Grenzen des Wachstums“ von 1972, wird dieses Thema behandelt. Bis ca. 2010 war das Interesse daran sehr hoch und auf Veranstaltungen wie der Messe „Grünes Geld“ oder dem Sustainability Kongress in Bonn konnten sich Kunden, Anbieter und Berater auf hohem Niveau austauschen. Jedoch muss man konstatieren, dass der Hang zu nachhaltigen Geldanlagen zwischenzeitlich nachgelassen hatte.

Der Gesetzgeber übernimmt die Initiative

Die Nachfrage stieg erst wieder an, als sich der Gesetzgeber im Rahmen neuer EU Richtlinien dazu entschloss, die Beratung zu nachhaltigen Geldanlagen verpflichtend einzuführen. Durch Corona zeitlich etwas aus dem Fokus gerückt, sind die gesetzlichen Vorgaben in der Zwischenzeit verabschiedet. Es bleibt zu hoffen, dass dem Thema Nachhaltigkeit eine ebensolche Bedeutung in den Beratungsgesprächen beigemessen wird, wie aufgrund der Mifid-Regeln in den Bereichen Recht, Steuern, Portfoliomanagement und volkswirtschaftlichem Praxiswissen. Auch aus dem magischen Dreieck der Geldanlagen im Spannungsfeld Rendite, Sicherheit und Liquidität wird kein Quadrat, denn auch hier gilt keine Antinomie. Nachhaltigkeit steht nicht in Konkurrenz zu den Zielen, sondern ist deren Grundlage und Ausgangspunkt. Nur so sind Anlagen in Zukunft noch sinnvoll.

Die Frankfurt School vermittelt dieses Thema in Seminaren und Weiterbildungsprogrammen zu Anlageberatung und Vermögensberatung oder als Fokus bei den 19. Financial Planner Tagen.

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