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Wie kann eine Bank in ein prozessbasiertes Unternehmen transformiert werden?
Management / 4. September 2015
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Professor für Bank- und Prozessmanagement
Seit 1995 Professor für Bank- und Prozessmanagement an der Frankfurt School. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind Strategieentwicklung, Business Engineering und Prozessmanagement in der Finanzbranche. Er ist Autor/Herausgeber von elf Büchern und hat rund 300 Beiträge in akademischen und praxisorientierten Zeitschriften veröffentlicht. Seine Forschungsergebnisse präsentiert er auf Konferenzen im nationalen sowie internationalen Raum.

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Viele der aktuellen Projekte im Bankensektor zielen darauf ab, die operative Leistungsfähigkeit zu steigern. Dies ist angesichts der massiven Veränderungen, denen die Branche unterliegt, auch dringend nötig. Mit Programmen wie Operational Excellence – oder anderen wohlklingenden Initiativen – wird versucht, der jeweiligen Bank zu höherer Effektivität und Effizienz zu verhelfen. Meist fehlen in diesen Programmen jedoch die Verbindung zur Unternehmensstrategie, klare Vorstellungen zur Prozessarchitektur und – am schlimmsten – die strikte Orientierung an den Bedürfnissen der Kunden. Daraus resultiert, dass die erhoffte Transformation wieder einmal lediglich als Prozessverbesserungsprojekt endet. Das Potenzial, die Bank in einer grundlegenden Weise zu restrukturieren, wird damit verschenkt. Der wesentliche Grund für misslungene Transformationen liegt im Fehlen einer Methode, die alle für den Umbau relevanten Aspekte umfasst und von der Geschäftsleitung verstanden und unterstützt wird. Hier kann der Ansatz des Business Engineering helfen, um eine Bank radikal zu überarbeiten oder gar neu zu erfinden. Das Ergebnis der Anwendung dieser Methode ist nicht nur eine prozessbasierte, sondern auch eine kundenzentrierte Organisation.

Entscheidend ist ein klares Vorgehensmodell

Ein klar strukturiertes Vorgehensmodell ist wichtig, um die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Transformation zu erhöhen. Die Methode, die wir anwenden, wurde ursprünglich an der Universität St. Gallen in Kooperation mit großen Unternehmen – darunter mehreren Banken – entwickelt. Der Ansatz umfasst drei Ebenen:

  • Auf der Strategieebene wird die generelle Richtung des Unternehmens festgelegt und die strategischen Ziele werden geklärt.
  • Auf der Prozessebene werden, basierend auf den strategischen Spezifikationen, die Geschäftsprozesse abgeleitet. Der Logik “Structure follows Processes” folgend bilden die Geschäftsprozesse
  • und die zugehörigen Aufgaben die Grundlage für die Aufbauorganisation des Unternehmens.
  • Auf der Systemebene werden die auf den beiden e
    rsten Ebenen getroffenen Entscheidungen in die Informationssystemarchitektur übersetzt.

Die Methode lässt sich gut auf Banken übertragen. Die Bearbeitung erfolgt in drei Phasen (Company Design, Macro Design, Micro Design). Jede Phase besteht aus zwei bzw. drei großen Bausteinen, in denen jeweils mehrere Instrumente benutzt werden, um brauchbare Ergebnisse zu erzielen. Wichtig ist, dass alle Schritte des Business Engineering von Change-Management-Maßnahmen begleitet werden.  In dem Beitrag Business Engineering: How to transform a bank into a process-centered organization in der Zeitschrift Banking and Information Technology (BIT) (2015, 16. Jg., Nr. 1, S. 11-25) stellt Prof. Dr. Jürgen Moormann die Anwendung der Methode anhand eines Showcase dar. Interessanterweise ist das verwendete Beispiel “Young Star Bank” im Rahmen des Kurses „Business Engineering“ im Rahmen des der Frankfurt School entstanden. Das Kernstück des Business Engineering bildet die Prozessarchitektur. Die Entwicklung dieser Architektur ist vergleichsweise aufwendig, bildet aber die Grundlage für alles, was in einer Bank geschieht. Die Architektur wird strikt aus den vorhergehenden Schritten abgeleitet. Sie beinhaltet sowohl die Kernprozesse als auch Unterstützungs- und Managementprozesse. Um einen ganzheitlichen Blick zu erhalten, werden auch die relevanten Prozesse auf Seiten der Lieferanten und Kunden. Die folgende Abbildung zeigt eine solche Prozessarchitektur am Beispiel des Showcase. Die Anwendung des Business Engineering hilft Banken, den Weg von der Prozessverbesserung zur Prozessinnovation zu nehmen. Neue Denkansätze hinsichtlich des Bankgeschäfts können entwickelt werden, mit dem Kunden im Blick und ohne an bestehende Prozesse gebunden zu sein. Das konsequente Verfolgen des Prozessdenkens hat auch Implikationen für die Organisationsstruktur der Bank. Die jeweiligen Prozessmanager werden dann zu den Top-Führungskräften in der Bankhierarchie. Dieser Ansatz führt zu einer wahren prozessbasierten Organisation und führt zu einem radikalen Wandel weg von der Art und Weise, wie Banken heute geführt werden. Natürlich hängt die erfolgreiche Transformation einer Bank von einer passenden Unternehmenskultur ab. Entscheidend ist, dass die Geschäftsleitung das Prozessdenken verinnerlicht hat und dementsprechend kommuniziert. Das unwiderrufliche Commitment des Vorstands, die Bank neu zu erfinden oder zumindest deutlich weiterzuentwickeln, ist unabdingbar. Wenn diese Voraussetzungen geben sind, besteht große Chance für diese Bank, die enormen Herausforderungen des heutigen Bankgeschäfts bewältigen zu können.

In den Master-Programmen der Frankfurt School of Finance & Management wird eine Vielfalt von so genannten Elective-Kursen (Wahlkurse) angeboten. Einige davon sind auf zentrale Fragen der Unternehmensführung und -gestaltung ausgerichtet. Dazu zählt der Kurs „Business Engineering“. In einem höchst intensiven Blockseminar, das innerhalb einer Kalenderwoche durchgeführt wird, entwickeln die Studierenden anhand eines selbst gewählten Falles nicht nur die heute so wichtige Prozessarchitektur, sondern auch, wie Makro- und Mikroprozesse abgeleitet werden. In dem Kurs wird die oben skizzierte Methode des Business Engineering angewendet. Business Engineering ist nicht nur für etablierte Unternehmen von Bedeutung, sondern auch für jedes neu  gegründete Unternehmen (Start-up-Unternehmen wie z.B. FinTechs).

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