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Banken und Unternehmen vor neuen Herausforderungen bei der Finanzierung
Weiterbildung / 13. Juni 2022
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Roland Kupka ist nach erfolgreichem Abschluss seines MBA-Studiums als Trainer für die Frankfurt School tätig. Schwerpunkte seiner Dozententätigkeit liegen in fachlichen und vertrieblichen Themen, unter anderem in den Geschäftssegmenten Corporate Finance, SME Finanzierung und Kreditrisikoanalyse. Weiterhin verfügt er über intensive Erfahrung mit den Thematiken „Off-Balance-Sheet Finanzierungen“ wie Asset-Backed-Transactions (ABS), Leveraged- und Management Buyout-Finanzierungen (LBO/MBO), Projekt-, Mezzanine-, Konsortial-, Kapitalmarkt- und auch Akquisitionsfinanzierungen.

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Die Beurteilung der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens durch Banken wurde im Rahmen der Kreditvergabe seit jeher stets retrospektiv gehandhabt. Dies soll sich nun ändern und stellt sowohl Kreditnehmer als auch Kreditgeber vor neue Herausforderungen.

7. MaRisk-Novelle

Die Mindestanforderungen an das Risikomanagement („MaRisk“) für Banken wird novelliert werden. Die Veröffentlichung der Konsultationsfassung zu der 7. MaRisk Novelle zeichnet sich für den Sommer dieses Jahres ab – mit einer finalen Veröffentlichung der 7. MaRisk Novelle ist voraussichtlich gegen Ende des Jahres 2022 zu rechnen. Neben der Verankerung der Anforderungen der European Banking Authority („EBA-Leitlinien zur Kreditvergabe und Überwachung 06/2020“) zur Berücksichtigung der ESG-Faktoren (Environmental, Social, Governance) im Kreditgeschäft wird hierzu auch der Aspekt der Sensitivitätsanalyse bei zukünftigen Kreditwürdigkeitsprüfungen der Kreditinstitute gehören.

Im Zuge der Prüfung der Kreditwürdigkeit und „Kreditvergabe an mittlere und große Unternehmen“ erwartet die EBA, dass die Institute bewerten, inwieweit der Kreditnehmer gegenwärtig und künftig in der Lage ist, die Verpflichtungen aus dem Darlehensvertrag zu erfüllen. Hierbei sollen unter anderem die Finanzlage, die Organisationsstruktur, das Geschäftsmodell, die Strategie und auch sämtliche finanzielle Verpflichtungen des Kreditnehmers berücksichtigt werden.

Analyse des Free Cashflow

Neben der aktuellen und projizierten Finanzlage, der Kapitalstruktur, dem Nettobetriebsergebnis, der Dividendenpolitik und der Quelle der Schuldendienstfähigkeit soll insbesondere auch der Free Cashflow für den Schuldendienst („Free Cashflow for debt servicing“) intensiv analysiert werden.

Die Analysen müssen den Einfluss potenzieller negativer Bedingungen berücksichtigen. Hierzu gehören einerseits „Marktereignisse“ wie beispielsweise ein Konjunkturabschwung, die Veränderung des politischen, regulatorischen und geografischen Risikos als auch eine (angesichts der aktuellen Kapitalmarktentwicklung absehbare) Erhöhung der Finanzierungskosten. Darüber hinaus sind „kreditbezogene Ereignisse“ wie unter anderem ein Umsatz/-Margenrückgang des Unternehmens, ein operativer Verlust, der Ausfall wichtiger Handelspartner oder auch erhöhte Verschuldungsgrade zu berücksichtigen. Beide Aspekte können sich während der Laufzeit des Darlehensvertrages auf die Tragfähigkeit der Finanzlage und somit Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers auswirken sowie insbesondere die Machbarkeit der künftigen Rückzahlungsfähigkeit beeinträchtigen. Bei der Hereinnahme von Sicherheiten, die allein kein Hauptkriterium für die Bewilligung eines Darlehens darstellen sollen (gemäß EBA-Leitlinien „only second way out“), sind auch die Sicherheitenwerte in Abhängigkeit der Cash Flow-Situation der Unternehmen in die Sensitivitätsanalyse mit einzubeziehen.

Kapitaldienstfähigkeit

Eine auf Basis der vorstehenden Markt- und kreditbezogenen Ereignisse sinnvoll durchzuführende und im Ergebnis aussagekräftige Sensitivitätsanalyse – und damit die erforderliche Zukunftsorientierung der Kapitaldienstfähigkeit – bedarf somit einer vorherigen guten und belastbaren Unternehmensplanung. Diese wird weiterhin Szenarioanalysen für die maßgeblichen Planungsparameter a) Cashflow auslaufender Geschäftstätigkeit, b) Working Capital-Bedarf, c) Investitionen, und d) Ausschüttungen/Entnahmen beinhalten. Die Unternehmensprognosen müssen dabei grundsätzlich realistisch und nachvollziehbar sowie auch den Konjunktur- und Markterwartungen entsprechen. Bestehen erhebliche Zweifel an der Zuverlässigkeit der Unternehmensprognosen sollen die Kreditinstitute eigene Prognosen erstellen. Je nach aktueller Vorgehensweise der Kreditinstitute kann dies gegebenenfalls erhebliche Auswirkungen für Kreditengagements mit mittleren und großen Unternehmen haben.

Fazit

Banken werden aufgrund der gestiegenen Anforderungen bei der Kreditvergabe deutlich anspruchsvoller, was gleichzeitig die Vorbereitung einer Kreditaufnahme für mittelständische Unternehmen aufwendiger gestaltet. Damit passen sich die Banken stärker anderen Fremdkapitalanbietern wie beispielsweise Debt Funds an, bei denen derartige Dokumentationsanforderungen und insbesondere die analytische Durchdringung von Planungsszenarien seit jeher Gang und Gäbe sind.

Aus Sicht der Unternehmen ist es daher notwendig, proaktiv eine gut durchdachte und weiterhin belastbare Unternehmensplanung zu erstellen und Systeme und Prozesse zu implementieren, welche bei der Erstellung der notwenigen Dokumentation im Rahmen einer Kreditaufnahme unterstützen können, um im Fall der Fälle gut vorbereitet zu sein. Die Beurteilung der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens durch Banken wurde im Rahmen der Kreditvergabe seit jeher stets retrospektiv gehandhabt. Dies soll sich nun ändern und stellt sowohl Kreditnehmer als auch Kreditgeber vor neuen Herausforderungen. Beide Sichten werden in den Zertifikatsstudiengängen Corporate Banking Professional (Banken) und Corporate Finance Professional (Unternehmen) mit praxisnahen Beispielen intensiv behandelt, die die zentralen Themen des Finanzmanagements von Unternehmen zusammenfassen.

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