Finanzmärkte, Investments und Aktien haben mich schon als Junge fasziniert. Ich fand die Höhen und Tiefen des Aktienmarkts und vor allem die Aussicht auf schnelle Gewinne einfach spannend. Aus dieser frühen Faszination heraus entwickelte sich mein entschlossenes Interesse, Finanzmärkte in ihrer Komplexität zu verstehen. So kam ich schließlich zur Frankfurt School, wo ich meinen Bachelor in Business Administration absolvierte.
Mit solidem Grundwissen und meinem Abschluss in der Tasche begann ich meine Reise durch die Finanzwelt, immer auf der Suche nach dem Geheimnis erfolgreichen Investments. Vor allem wollte ich verstehen, wie man möglichst schnell zu hohem Anlageerfolg kommt. Ich wechselte nach New York, um mich ins Epizentrum der globalen Finanzwelt mit seinen ungeahnten Möglichkeiten einzutauchen. An der Wall Street zu lernen, wie man richtig investiert – das schien mir der schnellste Weg zum Erfolg.
Wie falsch ich damit lag! Zwar fand ich die Wall Street, den „Big Apple“ und die New Yorker faszinierend. Doch manche Abläufe und Mechanismen der Wall Street frustrierten mich zunehmend. Ich las „Liar`s Poker“ von Michael Lewis, was meinen „inneren Zyniker“ weckte und mir die Augen öffnete für die eher fragwürdigen Praktiken an der Wall Street. Veranlasst, anderswo nach Antworten zu suchen, stieß ich schließlich auf die Lehren von Warren Buffett, dem wohl bekanntesten, wenn auch still-bescheidenen Investor.
Ich fragte mich, warum ein so erfolgreicher Investor in Omaha, Nebraska wohnte – einer Kleinstadt mitten im Nirgendwo der USA – und nicht in der Finanzmetropole NYC. Tatsächlich brachte mich diese Frage endlich auf die richtige Spur.
Ich begann, sämtliche verfügbaren Aktionärsbriefe von Warren Buffett zu lesen. Was waren die grundlegenden Prinzipien hinter seinem Erfolg; wie hob er sich von all den anderen Investoren und Wall Street Bankern ab? In seinen Briefen und in Interviews mit seinem verstorbenen Geschäftspartner Charlie Munger entdeckte ich eine Fülle von Weisheiten, die weit über das Investmentgeschäft hinausgingen. Zwar kann ich in diesem Blog nicht auf alles eingehen; ich möchte dennoch ein paar Grundideen vorstellen, die mich auf meinem Weg geleitet haben und hoffentlich auch Anderen dienen können.
Trotz gegenteiliger Behauptungen vieler Berater und „Finanzexperten“ ist das Investieren im Grunde einfach – aber nicht leicht. Meine wichtigste Erkenntnis: Viele in der Branche betrachten Aktien als bloßes Stück Papier, das im täglichen Auf und Ab gehandelt wird. Ihnen genügt es, kurzfristige Kursbewegungen vorherzusagen. Aber viel vorteilhafter ist, Aktien als das zu betrachten, was sie eigentlich sind: Teile von Unternehmen, die reale Erträge erwirtschaften.
Die Entwicklungstrends, auf denen solche Unternehmen aufbauen, sind oft beständig und von langen Zyklen geprägt; Veränderungen passieren eher selten – sicherlich nicht täglich, wie es manche „Experten“ behaupten. Beim Investieren muss man den langfristigen Zeithorizont im Auge haben und über kurzfristige Marktschwankungen hinwegsehen – hier liegt einer der Hauptunterschiede zwischen Trading und Investment. Eine Trading-Strategie darf man natürlich auch fahren, aber man sollte den Unterschied genau kennen.
Entscheidend ist ein gutes Verständnis für das grundlegende Geschäft und wie dieses gemanagt wird – und damit für die Entwicklung des eigentlichen wirtschaftlichen Werts pro Aktie. Der Unterschied? Statt sich auf die Kursentwicklung der Aktie zu konzentrieren, verfolgt man eher die grundlegende Leistungsfähigkeit. Allzu oft richten sich Anleger bei ihrer Einschätzung der Fundmentaldaten eines Unternehmens nach den Kursbewegungen. So werden Anleger von der Börse eher gelenkt als bedient – oft zum Nachteil der Anleger.
Infolgedessen kann die kurzfristige Kursentwicklung rein zufällig verlaufen oder erheblich vom Grundwert einer Aktie abweichen. Während die kurzfristige Bewertung von Aktien bisweilen schwierig ist, lässt sich die langfristige Performance in der Regel durch die Vorhersage der langfristigen Cashflows der Geschäftstätigkeit – und damit des Aktienkurses – zuverlässiger bestimmen.
Das wichtigste Prinzip ist jedoch die Unterscheidung zwischen Preis und Wert. Denn selbst bei sorgfältigster Analyse aller Faktoren: Letztendlich hängt der Erfolg davon ab, ob man den richtigen Preis für ein Unternehmen bezahlt hat. Investment-Erfolg rührt nicht vom Ankauf „guter“ Unternehmen oder Aktien her, sondern von einer informierten, den Kauf lenkenden Einschätzung des wahren Geschäftswerts. Pluspunkt: So steuert man am besten auch die Risiken.
Erfolgreiches Investieren erfordert unabhängiges Denken, und das ist viel leichter gesagt als getan. Man muss Zurückweisung, negative Kommentare und Auseinandersetzungen ertragen – aber anders zu denken ist entscheidend. Warum? Wenn alle mit dir übereinstimmen, spiegelt sich das mit großer Wahrscheinlichkeit im Aktienpreis wider. Gegen den Strom zu schwimmen ist deshalb ebenso wichtig wie richtig. Vielleicht wohnt Warren Buffett eben darum lieber in Omaha als in New York – um sich vom Börsengetöse und vom allgemeinen Konsens zu lösen.