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Chancen und Grenzen von Best Practice
Weiterbildung / 10. Oktober 2018
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Dr. Jörg Lobbes ist als IT-Compliance Officer bei der Eurex Clearing AG innerhalb der Gruppe Deutsche Börse tätig. Darüber hinaus unterrichtet er seit vielen Jahren an der Frankfurt School in den Bereichen IT-Governance und Risikomanagement.

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Best Practice ist ein englischer Begriff und kann mit „Erfolgsmodell“ oder „Erfolgsrezept“ übersetzt werden. Best Practice bewährt sich seit Urzeiten: Best Practice begleitet uns bereits die gesamte Menschheitsgeschichte. Und es gab sie schon davor: Auch im Tierreich wurden Handlungsmuster und Instinkte von Generation zu Generation weitergegeben. Die Evolution belohnte diese Strategie. Wie die Weitergabe von Informationen an die nächste Generation genau passiert, ist vielschichtig und immer noch Gegenstand von wissenschaftlichen Untersuchungen.

In der Arbeitswelt geht es bei Best Practice vor allem um die Dokumentation und Weitergabe von Bewährtem und von Erfahrungen, also von Wissen in der verschriftlichten Form. Großmutters Kochbuch ist ein gutes Beispiel. Zutaten und Verarbeitung lassen sich sehr gut dokumentieren und weitergeben. Es geht darum, das Rad nicht jedes Mal neu zu erfinden, sondern auf bereits gemachte Erfahrungen zurückzugreifen. Denn aus Fehlern kann man lernen. Dafür müssen wir die Fehler nicht unbedingt selbst machen – warum nicht auch aus den Fehlern Anderer lernen?

Ist ein Kochbuch schon Best Practice?

Es gibt eine Vielzahl von Best-Practice-Methoden. Nicht nur in der IT und im Projektmanagement, sondern auch darüber hinaus. Good Manufacturing Practice (GMP) ist ein Best Practice aus der Produktion, Good Laboratory Practice (GLP) ist ein vorgeschriebenes Regelwerk im pharmazeutischen oder medizinischen Laborumfeld, das einhalten muss, wer zum Beispiel Medikamente auf den Markt bringen und verkaufen will. Internationale Standards, die durch die Internationale Organisation für Normung, kurz ISO, in Genf vereinbart und beschrieben werden, spiegeln ebenfalls den Best-Practice-Gedanken wieder. Auch Reifegradmodelle wie CMMI bauen auf die Idee von Best Practice auf. Und ja: Auch Großmutters Kochbuch ist eine Spielart von Best Practice.

Andererseits hat Best Practice den Ruf innovationsfeindlich zu sein. Wenn wir immer nur bekannte Wege gehen und Verhaltensmuster benutzen, die in der Vergangenheit erfolgreich waren, werden wir nicht viel Neues entdecken. Auch hier kann das Kochbuch als Beispiel dienen: Wir werden damit sicher schmackhafte Mahlzeiten zubereiten. Wollen wir aber ein ganz neues Gericht kreieren, hilft es uns nicht. Moderne Sterneköche hätten wohl kaum die Molekularküche entwickelt, wenn sie sich an die Rezepte von früher gehalten hätten.

Der Mehrwehrt von Best Practice-Methoden für Unternehmen

Es gilt also, die richtige Balance zu finden zwischen dem Stützen auf gemachte Erfahrungen einerseits und dem kreativen Potenzial des Unbekannten andererseits. Die Best Practice User Group Deutschland (BPUG) steht für diese Balance. BPUG wirbt dafür, Best Practice Methoden mit Augenmaß einzusetzen. BPUG vernetzt Menschen aus verschiedenen Unternehmen und Organisationen, damit sie ihre Erfahrungen austauschen, Best Practice generieren und vorhandenes Wissen weiterentwickeln. Der Schwerpunkt der BPUG liegt auf Managementmethoden, nicht auf Kochbüchern. Dazu gehören Projekt-, Programm- und Portfoliomanagement, und das nicht nur im IT-Umfeld.

Der jährliche BPUG Kongress findet dieses Jahr am 16. November 2018 bei der Frankfurt School statt. Alle Studenten und Mitarbeiter der Frankfurt School sind herzlich eingeladen, sich selbst ein Bild von der Welt der Best Practices zu machen. Eine Anmeldung ist per E-Mail (j.schwaiger@fs.de) möglich.

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