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Digital Business Strategy - Workshop zur Digitalisierung im Mittelstand
Management / 7. März 2017
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Doctoral Student Class of 2018
Friedrich Holotiuk is a Ph.D. candidate in Management Information Systems at Frankfurt School. He works as a research associate at the ProcessLab. He received his M.Sc. in Management and his B.Sc. in Business Information Systems from Frankfurt School.

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Prof. Dr. Daniel Beimborn und Friedrich Holotiuk haben auf einem Praktiker-Workshop Ergebnisse zur Forschung zum Thema „Digital Business Strategy“ vorgestellt. Der Workshop bestand zum einen aus Vorträgen und zum anderen aus einem World Café.

Im ersten Teil hat Prof. Beimborn den aktuellen Stand der Forschung zum Thema präsentiert. Fokus war dabei eine Fallstudienserie und eine wissenschaftliche Analyse von Industriereports. Beide Projekte sind als Konferenzbeiträge veröffentlicht und wurden auch auf der Internationalen Tagung für Wirtschaftsinformatik in St. Gallen im Februar präsentiert.

Beim dem Workshop am 11. November 2016 stand zusammen mit Daniel Geigis die wissenschaftliche Begleitung der Veranstaltungsreihe im Vordergrund. Es war bereits das zweite Event der Veranstaltungsreihe „Digitalisierung im Mittelstand“ von Econo, einem Wirtschaftsmagazin für den Mittelstand in Baden-Württemberg. Dabei geht es um einen Wissenstransfer im Mittelstand zu Themen und Herausforderungen rund um das Thema Digitalisierung. Gastgeber des Events war die Vitra GmbH in Weil am Rhein.

Im zweiten Teil der Veranstaltung wurden die vorgetragenen Forschungsergebnisse in Kleingruppen mithilfe der World Café-Methode diskutiert. Beim World Café nehmen die Teilnehmer an Diskussionen zu verschiedenen Themen an unterschiedlichen Tischen teil. Pro Runde wechseln die Teilnehmer den Tisch. Ein Moderator pro Tisch notiert die Ergebnisse der Diskussion und führt die Teilnehmer mit den Ergebnissen der Vorrunden in das Diskussionsthema ein. Für die Diskussion haben Prof. Beimborn und Herr Holotiuk drei Themen aus dem „Digital Business Strategy“ Framework ausgewählt. Diese Themengebieten umfassen relevante Aspekte zur Formulierung einer digitalen Geschäftsstrategie. Die Themen „Duale Strukturen“, „Digitale und innovationsorientierte Denkweisen und Fähigkeiten“ und „Bereichsübergreifende Zusammenarbeit“ wurden diskutiert. Die Ergebnisse sind im Folgenden dargestellt:

Duale Strukturen

Das Prinzip der dualen Strukturen beschreibt die Aufteilung eines Unternehmens in zwei Bereiche mit unterschiedlichen Zielsetzungen: Ein Unternehmensbereich versucht vor allem die Effizienz vorhandener Produkte und Dienstleistungen zu erhöhen, während der andere Bereich innovative Aktivitäten verfolgt. Vor dem Hintergrund der Digitalisierung wird beobachtet, dass sich Unternehmen in traditionelle und digitale Geschäftsfelder aufteilen. Sie bilden neue digitale Einheiten, um an den Chancen der Digitalisierung zu teilzuhaben. Während Unternehmen ihr traditionelles Hauptgeschäft optimieren, betätigen sie sich zeitgleich auf einem neuen innovativen Geschäftsfeld. So kann beispielsweise in technologischen Umbruchphasen der Effekt auf den Kunden abgemildert werden, indem für einen gewissen Zeitraum neue und alte Technologie bzw. Produkte und Dienste parallel angeboten werden.Durch duale Strukturen erfolgt eine Diversifizierung der Geschäftsfelder und es sinkt die Abhängigkeit von traditionellen Geschäftstätigkeiten, welche durch die Digitalisierung bedroht werden.

Wie setzen Unternehmen duale Strukturen um? – Unternehmen formen digitale Einheiten oder Startups als separate Einheiten innerhalb oder „neben“ der bestehenden Organisation, welche einerseits große Freiheiten genießen, andererseits mit ihrer Zieldefinition an die existierende Organisation angepasst werden. Dadurch können sich diese Einheiten im Sinne des Unternehmens entwickeln und sich auf vorher unbekannten Geschäftsfeldern betätigen. Mithilfe digitaler Einheiten werden zudem qualifizierte Mitarbeiter von innerhalb und außerhalb des Unternehmens angeworben, welche die nötigen Kompetenzen für die Digitalisierung mitbringen. Diese neuen Mitarbeiter entwickeln innovative Geschäftsmodelle und etablieren das Unternehmen im digitalen Zeitalter.

Warum nutzen Unternehmen duale Strukturen bei der Digitalisierung? Duale Strukturen werden genutzt, um einen Ort für Experimente zu schaffen und neue Produkte/Dienstleistungen anzubieten. In den digitalen Einheiten erreichen Unternehmen eine höhere Geschwindigkeit und größere Flexibilität. Zudem wollen sich Unternehmen im Zuge der Digitalisierung „einen Fuß in der Tür“ sichern, um digitale Marktpotenziale frühzeitig zu erkennen und zu nutzen.

Worauf sollten Unternehmen bei dualen Strukturen achten? – Wissen und Erfahrungen müssen über das Etablieren geeigneter Mechanismen aktiv zwischen traditionellen und digitalen Einheiten ausgetauscht werden, um ein Auseinandertreiben dieser zu vermeiden. Dabei findet vor allem eine Weitergabe von Erkenntnissen der digitalen Einheit in die traditionelle Einheit statt. Zudem sollten die Mitarbeiter der digitalen Einheit die bestehenden Mitarbeiter motivieren und auf dem Weg der Digitalisierung mitnehmen. Die bloße Verbesserung des traditionellen Geschäfts führt nicht zu einer dualen Struktur, vielmehr sollte grundlegend und strukturell neu gedacht werden und in den digitalen Einheiten Raum für Neues zur Verfügung gestellt werden.

Digitale und innovationsorientierte Denkweisen und Fähigkeiten

Durch digitale und innovationsorientierte Denkweisen werden Mitarbeiter zu einer größeren Offenheit für Neues motiviert. Diese Denkweisen beinhalten die Motivation aktiv an den Chancen der Digitalisierung teilzuhaben. Alle Beteiligten im Unternehmen hinterfragen kontinuierlich und kritisch das aktuelle Produktportfolio sowie den Mehrwert, welcher für den Kunden generiert wird. Ferner wird der Mut zum Querdenken angeregt, sowie neue Ideen und innovative Produkte entwickelt, um das Unternehmen langfristig am Markt zu halten.

Wie werden digitale und innovationsorientierte Denkweisen im Unternehmen im Zuge der Digitalisierung implementiert und gefördert? – Diese Denkweisen werden von der obersten Führungsebene gelebt und auf die Belegschaft übertragen. Sie sind Teil der Unternehmensstrategie und stehen regelmäßig auf der Agenda. Die Führungskräfte bauen gezielt die Unsicherheiten und Ängste der Mitarbeiter ab und versuchen den Mitarbeitern die Chancen der Digitalisierung zu erläutern. Sie werden motiviert, aktiv an der Digitalisierung teilzunehmen, indem ihnen Raum für Kreativität und neue Lösungsansätze gegeben wird. Durch das Zulassen und den konstruktiven Umgang mit Fehlern wird das Ausprobieren von Neuem gefördert und das Vertuschen von Fehlern verhindert. Die Denkweisen werden durch gezielte Weiterbildungen gefördert. Darüber hinaus rotieren Mitarbeiter innerhalb des Unternehmens auf verschiedenen Positionen, um ein breiteres Verständnis über Digitalisierungsinitiativen und Unternehmensinhalte zu gewinnen. Zudem werden neue Mitarbeiter sowie Quereinsteiger akquiriert, welche die progressive Denkweise bereits verinnerlicht haben.

Warum helfen digitale und innovationsorientierte Denkweisen Unternehmen bei der Digitalisierung? – Sie schaffen die Grundlage, um vor dem Hintergrund eines sich stark verändernden Marktumfeldes neue digitale Produktangebote zu entwickeln und das langfristige Bestehen des Unternehmens zu sichern. Durch ein Verharren in traditionellen Denkweisen hingegen steigt die Gefahr von innovativen Produkten überholt zu werden.

Worauf sollten Unternehmen im Hinblick auf digitale und innovationsorientierte Denkweisen bei der Digitalisierung achten? – Die Denkweisen sollten tief im Wertesystem des Unternehmens verankert werden. Die Führungsmannschaft sollte permanent versuchen alte Denkweisen aufzubrechen und den Antrieb nach Neuem zu stärken. Es soll eine Kultur geschaffen werden, in der verschiedene Ansichten zugelassen werden und der Wandel nicht als Bedrohung, sondern als Chance gesehen wird. Innovativen Themen sollte in Strategiemeetings daher ausreichend Zeit eingeräumt werden, um sicherzustellen, dass sich Unternehmen auf dem richtigen Weg befinden. Innovative Projekte lassen sich zudem meist nicht mit herkömmlichen Kostenrechnungsansätzen bemesse
n, weil viele Auswirkungen der Digitalisierung nicht exakt quantifizierbar sind. Es kann nicht immer genau prognostiziert werden, wie sich Kundenbedürfnisse oder zur Verfügung stehende Technologien ändern werden. Daher müssen auch Schätzungen angewendet werden und Projekte auf Basis noch nicht messbarer Umstände bewertet werden. So wird verhindert, dass innovative Projekte per se „totgerechnet“ werden.

Bereichsübergreifende Zusammenarbeit

Bereichsübergreifende Zusammenarbeit in einem Unternehmen bedeutet über funktionale Grenzen hinweg zu arbeiten. Anstelle eines „Silo-Denkens“ innerhalb der jeweiligen Abteilungen wird übergreifend und gemeinsam nach neuen Lösungen gesucht. Die meisten Unternehmen sind noch arbeitsteilig strukturiert und folgen einer klaren linearen Arbeitsreihenfolge. Diese ist jedoch meist statisch und daher nicht flexibel genug, um auf Veränderungen zu reagieren. Die Digitalisierung steigert indes die Geschwindigkeit, mit der sich das Marktumfeld verändert. Damit sie im Zuge dieser Veränderungen die eigene Geschwindigkeit des Agierens und Reagierens erhöhen, setzen Unternehmen auf ganzheitliches Denken und übergreifende Arbeit.

Wie wird bereichsübergreifende Zusammenarbeit in Unternehmen bei der Digitalisierung umgesetzt? – Um übergreifende Zusammenarbeit in Unternehmen zu etablieren, wird Wert auf offene Kommunikation gelegt. Die Mitarbeiter werden angeregt in einen Dialog mit bislang unvertrauten Abteilungen zu treten. Der Austausch erfolgt dabei auf formalen Wegen (abteilungsübergreifende Projekte, Workshops, Arbeitskreise) oder auch informell (Cafeteria, gemeinsame Arbeitsbereiche). Es wird eine gemeinsame fachliche Sprache forciert, damit beispielsweise Vertriebler, Produktentwickler und Techniker in der Lage sowie auch motiviert sind, miteinander zu sprechen. So können Lösungen auf kurzem Wege und ohne aufwändige Anfragen gefunden werden. Mitglieder übergreifender Teams orientieren sich dabei nicht nur an den Zielen der eigenen Abteilung (z.B. Produktionsabteilung = Effizienz, Vertrieb = Preissenkung, Finanzabteilung = Kostenreduktion), sondern am Kunden. So agiert das Unternehmen näher am Kunden und vermeidet veränderte Kundenbedürfnisse durch die Digitalisierung zu verkennen.

Warum hilft bereichsübergreifende Zusammenarbeit den Unternehmen bei der Digitalisierung? Durch übergreifende Zusammenarbeit können Unternehmen verschiedene Expertisen und Ansichten aus einzelnen Abteilungen verknüpfen und ein ganzheitliches Verständnis erhalten. Insbesondere können Mitarbeiter mit IT-Verständnis in andere Projektteams integriert werden, um diese Teams mit relevanten Wissen zur Digitalisierung anzureichern. Reibungsverluste im Unternehmen werden minimiert und die Leistung des Unternehmens erhöht. Durch übergreifende Zusammenarbeit kann ein Unternehmen innovative Produkte, welche technisch ausgereift und um digitale Komponenten erweitert sind, entwickeln und dadurch langfristig am Markt Erfolge erzielen.

Was sollte bei bereichsübergreifender Zusammenarbeit in Unternehmen beachtet werden? Es ist wichtig, eine vertrauensvolle Kommunikationsbasis zwischen den Abteilungen zu schaffen. Ausgrenzungen oder Konkurrenz zwischen den Abteilungen sollten unterbunden werden. Die Mitarbeiter sollen vielmehr dazu ermutigt werden, sich mit den Themen der anderen Abteilungen zu beschäftigen. Ihr Interesse an neuen Entwicklungen und interdisziplinärer Zusammenarbeit sollte dabei stark ausgeprägt sein. Dadurch können sie sich ein breiteres Wissensspektrum aneignen und innovative Produkte oder Dienstleistungen entwickeln. Unternehmen sollten aus diesem Grund die Kultur einer gemeinsamen, abteilungsübergreifenden Sprache einführen. Die Mitarbeiter sollten entsprechend die Fähigkeit und Bereitschaft haben ihre Sachverhalte bereichsübergreifend zu erläutern.

Prof. Dr. Daniel Beimborn ist Professor für Wirtschaftsinformatik an der Frankfurt School of Finance & Management. Prof. Beimborn unterrichtet verschiedene Module im Kontext Wirtschaftsinformatik, IT-Management und Digital Management im Bachelor, Master und MBA. Er verantwortet zudem die Master in Management Concentration „Digital Business“. Gemeinsam mit Prof. Dr. Moormann leitet er das ProcessLab der Frankfurt School.

Daniel Geigis ist Relationship Manager im Bereich Degree Programmes & Executive Education und für Süddeutschland verantwortlich. Hr. Geigis arbeitet eng mit Unternehmen aus der Industrie zusammen und bringt hierbei die vielfältigen Angebote der Business School mit den Bedarfen zusammen.

Friedrich Holotiuk ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am ProcessLab der Frankfurt School of Finance & Management. Er ist jetzt im Management Track des Doktorandenprogramms eingeschrieben und seine Forschungsinteressen sind der Einfluss der Digitalisierung auf Strategie und Organisation sowie Blockchain-Technologie.

Für die Kontaktaufnahme zur Frankfurt School erreichen Sie Hr. Holotiuk für wissenschaftliche Fragestellungen unter der 069/154008-833 oder f.holotiuk@fs.de, für einen allgemeinen Austausch bzgl. einer Zusammenarbeit mit unserer Hochschule erreichen Sie Hr. Geigis unter 069/154008-159 oder D.Geigis@fs.de.

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