Unter „seltenen Ereignissen“ sind besondere und nie dagewesene Ereignisse zu verstehen. Als Beispiele anzuführen wären die Corona-Pandemie, die Lehman-Pleite oder die Nuklearkatastrophe von Fukushima. Seltene Ereignisse stellen Entscheider:innen zwar vor Herausforderungen, doch bieten sie auch interessante Chancen zum Lernen.
Ist man bei einem seltenen Ereignis mit einer schwierigen Entscheidung konfrontiert, muss man zwischen zwei verschiedenen Kriterien für effektives Lernen abwägen. Zum einen stellt sich die Frage der Gültigkeit, das heißt: Inwieweit lässt sich das Gelernte nutzen, um derartige Vorkommnisse zu verstehen, vorherzusagen und in den Griff zu bekommen? Welche Informationen sind fundiert, welche Aussagen sind stichhaltig? Wie reagiert man, wenn widersprüchliche Informationen in Umlauf kommen und Menschen an unterschiedliche „Wahrheiten“ glauben?
Zum anderen geht es um Verlässlichkeit, das heißt: Inwieweit ist das Verständnis des Erlebten öffentlich, beständig und geteilt? Daraus lassen sich viele interessante Fragen ableiten, beispielsweise: Wie kann man als Führungskraft sicherstellen, dass ausschließlich fundierte Informationen öffentlich, beständig und geteilt werden? Wie können Entscheider:innen beurteilen, welche Informationen gültig und verlässlich sind? Sollten sie ungültiges Wissen grundsätzlich außer Acht lassen? Und wie steht es mit unzuverlässigem Wissen?
Anhand der beiden Kriterien „Gültigkeit“ und „Verlässlichkeit“ lassen sich Rückschlüsse auf die politische Dynamik des Lernens ziehen. So können etwa unterschiedliche Behauptungen hinsichtlich der Ursache eines seltenen Ereignisses politisch motiviert sein. Um ein vollständigeres Bild des Lernens aus einem seltenen Ereignis zu entwickeln, müssen die Entscheidungsträger:innen die politischen Handlungen untersuchen, die den Kompromiss zwischen Gültigkeit und Verlässlichkeit bestimmen. Sie müssen also nicht nur die Gültigkeit und Verlässlichkeit einer spezifischen Erkenntnis in Betracht ziehen, sondern auch das System, aus dem sie hervorgeht. In diesem Zusammenhang ist Politik mehr als ein Störfaktor für das Lernen; sie ist vielmehr richtungsweisend und entscheidend für die Meinungsbildung – und damit ein zentrales Thema beim Lernen.
Zudem wägen verschiedene Akteure, die unterschiedlichen Gruppierungen angehören, Gültigkeit und Verlässlichkeit anders ab. Ohne diese aktiven Konflikte würde die Vielfalt des Verständnisses und des Wissens abnehmen. Wenn dominante Koalitionen die Ergebnisse kontrollieren, sind die Stimmen von Minderheiten sogar noch wichtiger für die Politik. Sie weisen auf das hin, was sonst vielleicht unterdrückt wird. Koalitionen und In-Groups können für das Lernen gefährlich sein, weil der Konsens die Erkenntnisfindung einschränken kann.
Führungskompetenz und Kommunikationsfähigkeit sind heutzutage unerlässlich. Führungskräfte sowie Entscheider:innen von heute haben es mit einer Flut von unterschiedlichen und schnelllebigen Informationen zu tun. Zwar ist es schwierig zu beurteilen, welche Informationen gültig und verlässlich sind, doch ist es ausschlaggebend für die effektive Entscheidungsfindung. Verantwortungsbewusste Führungskräfte sind in der Lage, sich in einem Gewirr unterschiedlicher Informationen zurechtzufinden. Und sind bemüht, nur gültige Informationen weiterzugeben, selbst wenn sie in Konflikt mit ihren eigenen Motiven und Zielen geraten. Allerdings ist dieser Ratschlag in der Praxis schwer zu befolgen, da Anreize und Überzeugungen Führungskräfte blenden können und Informationen valider erscheinen lassen, als sie sind.
Für den Erfolg Ihres Unternehmens und für Ihre Karriere sind Führungskompetenz, Kommunikation und Entscheidungsfindung ebenso wichtig wie fachliche Qualifikationen. Das Portfolio zum Thema Leadership der Frankfurt School bietet eine breite Palette von Programmen, die Sie beim Erwerb dieser Fähigkeiten unterstützen.