Heutzutage wird die Mehrzahl der Industrieunternehmen mit Entwicklungen wie dem demographischen Wandel, der Nachhaltigkeit oder dem Trend zur Globalisierung konfrontiert. Eine weitere neue Entwicklung ist der Trend zur digitalen Transformation bzw. “Industrie 4.0“. Der Begriff “Industrie 4.0“ steht für die vierte industrielle Revolution, dessen Kern eine intelligente Verbindung von Maschinen, Fertigungsteilen und menschlicher Arbeit in Echtzeit durch die Verwendung neuer Informations- und Kommunikationstechnologien darstellt.
Eine kürzlich am Industrieseminar der Frankfurt School of Finance and Management von Prof. Thun und Alex Pirker, Absolvent des Master of Science in Management, mit Managern von 120 deutschen Industrieunternehmen durchgeführte Studie zeigt, wie “Industrie 4.0“ die Art und Weise moderner Fertigung verändern wird. Mit der Umfrage werden entscheidende Aspekte wie z.B. Chancen und Risiken, entscheidende Einsatzvoraussetzungen aber auch Hemmnisse bei der Implementierung betrachtet. Gemäß der Studie sind 87% der Befragten der Meinung, dass die strategische Bedeutung von “Industrie 4.0“ zukünftig steigen wird. Ca. 80% der Teilnehmer sind davon überzeugt, dass “Industrie 4.0“ mehr Chancen als Risiken mit sich bringt, wohingegen lediglich 7% dies nicht glauben. Mehr als 80% der befragten Manager stimmen im Rahmen der Studie zu, dass die Verbindung von Menschen, Maschinen und Prozessen neue Geschäftsmodelle ermöglicht. Darüber hinaus denken zwei Drittel der Respondenten, dass sich “Industrie 4.0“ langfristig als Industriestandard etablieren wird, wohingegen nur 11,7% davon nicht überzeugt sind.
Bei aller Euphorie wird “Industrie 4.0“ jedoch nicht ausschließlich positiv gesehen. Mehr als 50% der Teilnehmer weisen darauf hin, dass eine Angst hinsichtlich der Verbindung von Menschen, Maschinen und Prozessen besteht. Daher ist eine entsprechende Kommunikation erforderlich, um Vertrauen in das neue Fertigungsparadigma aufzubauen. Ein weiterer relevanter Aspekt ist die Rolle des Menschen bei der Implementierung von “Industrie 4.0“. Obwohl der Ansatz auf den ersten Blick primär technologiezentriert ist, scheinen Qualifikation und Training gemäß der Einschätzungen der Manager kritische Erfolgsfaktoren neben einem adäquaten IT-System zu sein.
Vor dem Hintergrund der vorliegenden empirischen Ergebnisse kann festgehalten werden, dass “Industrie 4.0“ tatsächlich das Potenzial besitzt, sich zum nächsten Paradigma für die Industrie zu entwickeln. Jedoch ist in diesem Kontext anzumerken, dass eine zu euphorische Sicht auf die Thematik kurzsichtig wäre, da Aspekte wie Implementierungsprobleme oder eine mögliche Zurückhaltung seitens der Mitarbeiter Berücksichtigung finden müssen. Dementsprechend kann die Frage, ob “Industrie 4.0“ tatsächlich zum Industriestandard wird, trotz der positiven Anzeichen aktuell noch nicht final beantwortet werden.
Aufgrund der hohen Aktualität und Relevanz von „Industrie 4.0“ widmet sich die Frankfurt School of Finance & Management dem Thema zukünftig mit einem Modul im Rahmen des neuen Executive-Programmes „Strategic Operations“.