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Integrationsprozesse meistern, Fusionsziele erreichen!
Weiterbildung / 23. Februar 2024
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(Ehemaliger) Prüfer in den M&A Online-Programmen an der Frankfurt School
Jens Ekopf ist Partner bei der Dr. Wieselhuber & Partner GmbH und leitet den Bereich Business Performance Improvement. Dabei liegt sein fachlicher Schwerpunkt auf den Themen Strategie & Business Transformation, unternehmensweiten Reorganisations- und Effizienzprogrammen, Poster Merger Integration und Carve-Out sowie strategischen Controlling- und Steuerungssystemen. Sein Unternehmensfokus liegt dabei gleichfalls auf familiengeführten Unternehmen sowie großen, börsennotierten Konzernen. Vor seinem Einstieg 2023 bei Dr. Wieselhuber & Partner arbeitete er in führenden Positionen in namhaften Beratungshäusern, u.a. langjährig bei KPMG und Horváth & Partners.

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Mit Fusionen sind stets hohe Erwartungen, vielfach aber auch Ängste verbunden. Zahlreiche Studien belegen: Mehr als die Hälfte aller Unternehmenszusammenschlüsse scheitern. Der Enterprise Value der integrierten Organisation liegt dann meist deutlich unter den entsprechenden Einzelwerten. Ziele wie die Realisierung von Synergien, die Erschließung neuer Kundensegmente und Absatzmärkte, oder auch der Zugang zu Know-how und Technologien sowie die Sicherung von wichtigen Rohstoff- und Lieferketten werden häufig gar nicht oder nur teilweise erreicht.

Keine Fusion gleicht einer andern

Fusionsscheitern liegt meist an unrealistischen Zielen und schlechtem Projektmanagement nach der Fusion, nicht an voreiliger Kandidatenwahl oder mangelnder Vorbereitung. Unterschiedliche Unternehmenskulturen und internationale kulturelle Differenzen bei Auslandsfusionen erhöhen die Komplexität. Jede Fusion ist einzigartig, mit unterschiedlichen Übernahmeszenarien. Daher ist ein methodisch solides und konsequentes Vorgehen entscheidend. Damit ein Unternehmenszusammenschluss eine Chance auf Erfolg hat, gilt es daher, die jeweilige Ausgangslage, das Umfeld und die Motivation der beiden Ursprungsunternehmen bei der anschließenden Integration zu verstehen und im Integrationsansatz zu berücksichtigen. Die elementaren Treiber der Integration sollten dabei inhaltlich tief durchdrungen werden, um die durchaus unterschiedlichen Ausprägungen im ganzheitlichen PMI-Ansatz zu integrieren:

Abb. 1.: Die Elemente der Integration

So, wie die Entscheidung für eine Akquisition auf Basis einer fundierten Bewertung im Rahmen der Due Diligence erfolgen sollte, so ist es erforderlich, für die Phase nach der Fusion eine klare Integrationsstrategie zu definieren und konsequent zu verfolgen. Der Ansatz für die Post Merger Integration (PMI) zielt darauf ab, eine Balance zwischen zeitkritischen ersten Maßnahmen direkt nach Vertragsschluss und der langfristigen Positionierung der neuen gemeinsamen Organisation für eine wachstumsfokussierte Business Transformation und Wertschöpfung zu finden. Dabei sollten insbesondere folgende Handlungsfelder im Schwerpunkt bedacht werden:

  • Konsequente, ganzheitliche Identifikation von Synergie- und Wachstumspotentialen
  • Entwicklung der Integrationsstrategie einer PMI-Scorecard zur periodischen Überwachung des Integrationserfolgs – die Scorecard muss die Integrationsziele operationalisieren
  • Kontinuierliches Programm- und Risikomanagement
  • Stakeholder-spezifisches Change- und Kommunikationsmanagement in allen Phasen der PMI
  • Fachlich-methodische Unterstützung funktionaler Teams bei der Integrationsumsetzung
  • Aktives Interdependenzen-Management, welches die funktionalen Integrationsteams entlang der Wertschöpfungs- und Management/Support-Prozesse schaffen

Vorgehen zur erfolgreichen Post Merger Integration

In der Planungsphase (1) werden mit dem M&A-Team konkrete Integrationsziele definiert, einschließlich einer Business Rationale, einem transparenten Bewertungssystem und einem Plan für die ersten 100 Tage des parallelen Geschäftsbetriebs. Die Design- und Integrationsphase (2) fokussiert sich auf die Umsetzung dieses Plans, die Integration von Prozessen, Strukturen und Technologien. Die dritte Phase (3) konzentriert sich auf nachhaltige Reorganisation und Optimierung für langfristige Prozess- und Systemanpassungen. Projekte sollten idealerweise nicht länger als 12-18 Monate dauern, um die Geschäftsteile zügig in ihre operative Verantwortung zu überführen, gemäß dem Prinzip „Speed with Purpose“.

Abb. 2.: Die elementaren Phasen einer Post Merger Integration

Über alle Phasen hinweg sollte ein zentrales Programm Management, etabliert werden. Schon vor dem eigentlichen „Day 1“ muss Klarheit über die Verantwortlichkeiten für die Organisation bestehen. Der Fokus sollte dabei auf der Stabilität des laufenden Geschäfts sowie eine transparente Kommunikation in Richtung Kunden, Lieferanten und insbesondere der eigenen Mannschaft liegen.

Fazit

Wer seine Integrationsprozesse meistern, und Fusionsziele erreichen will, braucht einen konkreten Fahrplan – die folgenden Punkte berücksichtigt:

  1. Klare Vision frühzeitig entwickeln
    Im Vorfeld der Fusion muss eine eindeutige Vision festgelegt werden, die die Richtung vorgibt und das neue, Unternehmen zusammenhält.
  2. Eindeutige Führungsverantwortung festlegen
    Unternehmen sollten ein vorübergehendes Chaos auf den Führungsebenen, das zu einem „Survival of the Fittest“ Machtkampf führen kann, unbedingt vermeiden. Unklare Verantwortlichkeiten und ungelöste Konflikte können zur Demotivation aller Beteiligten führen und so den Integrationsprozess lähmen.
  3. Schwerpunkt auf Wachstumssynergien legen
    Wachstum muss das zentrale Fusionsthema sein, nicht Kostensynergien. Neue Märkte, neue Kunden(-gruppen), neue Vertriebskanäle etc. haben meist einen hohen nachhaltigen Wert für das fusionierte Unternehmen. Kostensynergien werden einmalig realisiert – müssen dann aber auch langfristig die Stückkosten senken.
  4. Beteiligte durch „Quick-Wins“ überzeugen
    Nichts überzeugt die in einer Fusion die Beteiligten mehr als kleine, aber bedeutende Erfolge. Diese „Quick Wins“ signalisieren den Stakeholdern, dass die Fusion auf dem richtigen Weg ist. Beispiele sind Effizienzpotenziale in den Prozessen, Nutzung gemeinsamer Technologien oder deutliche Senkung der Stückkosten in einer gemeinsamen Fertigung.
  5. Kulturelle Hintergründe durchleuchten und Unterschiede bewältigen
    Wie fusionierende Unternehmen die Integration ihrer Unternehmenskulturen angehen, ist so unterschiedlich wie Kulturen selbst: Einige verfallen in Lethargie und tun einfach nichts, andere versuchen, dem Fusionspartner die eigene Kultur aufzuzwingen, und andere versuchen, eine neue Kultur zu schaffen. Aktives Change Management mit hoher Transparenz kann hier helfen.
  6. Zielgruppenorientiert kommunizieren
    Rundschreiben an Mitarbeitende und Mailings an Kunden verfehlen ihre Wirkung, wenn es um Zustimmung, Orientierung und die Steuerung von Mitarbeitererwartungen geht. Eine zielgruppenorientierte Ansprache und die individuelle Beantwortung von Fragen ist hier der Schlüssel zum Erfolg.
  7. Risiken provokativ angehen
    Leider verwenden die meisten Unternehmen immer noch zu wenig Zeit auf das Risikomanagement. Um Verluste zu vermeiden, müssen Integrationsrisiken systematisch identifiziert, werden, bevor man sie minimiert oder sich ihnen direkt stellt.

Abschließend ist der Weg zu erfolgreichen Integrationsprozessen eine stetige Lernreise, die Fachwissen und strategische Einsichten erfordert. Um Ihre Kompetenzen in diesem entscheidenden Bereich weiter zu vertiefen, empfehlen wir Ihnen die Teilnahme an den spezialisierten Weiterbildungsprogrammen: Certified M&A Associate (JV&A) und Certified M&A Integration Associate.

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