In vielen Branchen – z.B. in der Fertigungsindustrie, der Medizin und der Raumfahrt – ist die Nutzung von Prozesslaboren selbstverständlich. Dort wird geforscht, getestet und simuliert. Dagegen ist in der Finanzbranche der Aufbau von Laboren bislang nicht üblich. Prozessveränderungen und neue Prozesse werden von Finanzdienstleistern oft ungeprüft in die Realität übergeben. Dabei bietet sich die Simulation von Geschäftsprozessen in einer Laborsituation förmlich an, denn Prozessdaten sind inzwischen meist ebenso vorhanden wie die notwendige Software.
In dem Beitrag Konstruktion eines Prozesslabors: Vom Process Mining zur Prozesssimulation (Leyer/Moormann) in der Zeitschrift Banking and Information Technology (BIT) zeigen wir, wie ein Prozesslabor für Banken aufgebaut und die Simulation von Prozessen durchgeführt werden kann. Als wichtiges Hilfsmittel wird das Process Mining in die Vorgehensweise integriert. In dem Beitrag werden die wesentlichen Komponenten eines Prozesslabors erläutert und es wird die Idee an einem Fallbeispiel verdeutlicht.
Für das Prozesslabor schlagen wir vier Komponenten vor:
Natürlich gibt es auch Grenzen der Prozesssimulation. So beinhaltet ein Simulationsmodell nicht alle Merkmale eines Ist-Prozesses. Aktivitäten, die nicht in Workflow-Management-Systemen erfasst sind (z.B. Telefonate von Mitarbeitern), gehen nicht in die Simulation ein. Zudem können weiche Faktoren (z.B. Kundenzufriedenheit, Mitarbeitermotivation) nur schwer quantifiziert werden.
Andererseits bietet die Simulation in einer Laborumgebung den Banken große Vorteile: So können Fehler bei der Prozesskonstruktion oder der operativen Steuerung, die gegebenenfalls erhebliche Kosten nach sich ziehen, verhindert werden. Auch können verschiedene Szenarien analysiert und Ansatzpunkte zur Prozessverbesserung leichter identifiziert werden.
Banken gehen unweigerlich den Weg der Industrialisierung. Das trifft in besonderem Maße auf das Prozessmanagement zu. Die Anwendung von Verfahren wie der Prozesssimulation wird deshalb zukünftig selbstverständlich sein. Dann wird die Arbeit in Laboren nicht nur in der Architektur, der Medizin usw. stattfinden, sondern auch in der Finanzbranche.
Leyer, M., Moormann, J., 2014. Konstruktion eines Prozesslabors: vom Process Mining zur Prozesssimulation, Banking and Information Technology (BIT) Bd. 15(1), S. 9-20.