FRANKFURT SCHOOL

BLOG

300 - Die FS auf den Bolzano Snowdays
FS Life / 31. März 2016
  • Teilen

  • 2739

  • 0

  • Drucken
BSc in Management, Philosophy & Economics
Hans Christian is a current Bachelor student in our BSc Management, Philosophy & Economics programme.

Autorenprofil

Mehr Blog Posts
FS students’ participation in A4S International Case Competition (A4SICC)
How to navigate life in Frankfurt as a master's student: Tips and tricks
FS’ Participation in the Alliance of European Business Games’ Annual Summit

Das tiefe Luftholen vor dem Sprunge

Es war bereits Nacht geworden, der Himmel zeigte sich wolkenlos und doch war es mild für diese Jahreszeit, als sich am 2. März anno 2016 fünfzehn merkwürdig ausschauende Gestalten am Hauptbahnhof der Stadt Frankfurt versammelten. Sie waren höchst seltsam gekleidet, ganz im Gegensatz zur üblicherweise eher schlichten und unauffälligen Tracht der Landsleute mehrheitlich in blaue Kleidung mit weißen Insignien gehüllt. Auch auf den Fahnen und Umhängen die sie bei sich trugen prangte das weiße, stolze geschwungene „F“, welches von ihrer Zugehörigkeit zur Frankfurt School of Finance & Management zeugte. Sie waren zusammengekommen um dort auf ihren Bus zu warten, der sie auf eine abenteuerliche Reise nehmen sollte.
Wenn man die Menschengruppe betrachtete wurde einem sofort die ernste Stille und die Anspannung gewahr, die von ihr ausging und die gesamte Szene in eisernem Griffe hielt – ab und zu von einem Husten und hin und wieder einem kurzen Ausdruck menschlicher Regung unterbrochen. So lernt der Betrachter bald die Neulinge, für die es das erste Mal sein sollte und welche sich durch gelegentliches gegenseitiges Necken und Scherzen über die angestaute Nervosität hinwegzulachen versuchten, von den erfahreneren Älteren zu unterscheiden, die sich bereits im Jahr zuvor auf die erschöpfende, alles abverlangende Reise gemacht hatten. Das Ziel der Fahrt waren die Snowdays, eine alljährlich stattfindende Sport- und Kulturveranstaltung der Universität Bozen, im Süden Tirols. Ein Verbund von Sport und Kult, Weihehandlung und Wettstreit. Dieses Jahr wollten die Frankfurter erreichen was ihnen im Vorjahr verwehrt geblieben war, sie wollten nun endlich den heiß ersehnten Spirit-Award für ihre Alma Mater, ihre geliebte Frankfurt School gewinnen und ihr so die gebührende Ehre erweisen. Der Spirit Award war der Pokal, der an die Universität verliehen wurde, welche während der Festivitäten den meisten Geist und die wildeste Lebenslust zeigte. Es galt aus dem Meer der sechshundert Teilnehmer herauszuragen und die Gastgeber mit Charme, Anmut und einer beinahe übermenschlichen Alkoholverträglichkeit für sich zu gewinnen. Dass dieses Vorhaben für eine Gruppe solch geringer Größe und kaum einer Hand voll Frauen schierem Wahnsinn glich war allen Gefährten bewusst, doch wollte sich ein jeder unter ihnen mit ganzer Kraft der Aufgabe stellen und alles daransetzen erfolgreich wieder nach Frankfurt heimkehren zu dürfen.
snowdays4
Während letzte Vorbereitungen getroffen wurden erschien auch schon der Reisebus im Gesichtsfeld der jungen Reckinnen und Recken. Man hatte sich im Vorfeld aus Kostengründen und um der netten Gesellschaft willen mit den Abgesandten der Nordakademie aus Hamburg auf einen gemeinsamen Transit geeinigt. Schon bald war die kulturelle Kluft überwunden und unter regen Gesprächen ging die Fahrt los. Nachdem in München eine dritte Gruppe von Studenten zugestiegen war sollte es nicht mehr lange dauern bis durch die Frontscheibe schneebedeckte Berge und dazwischenliegend schließlich Bozen erschien.
Es war Morgen und die Sonne schon auf halbem Wege zum Zenit als der Bus die letzte Biegung machte und vor einer kleinen Turnhalle zum Stehen kam. Wie im letzten Jahr war dies die Unterbringung der Studenten aus Deutschland und auch die, die nicht mit dem Bus gefahren waren, kamen im Laufe des Tages hinzu, sodass die Zahl der hier nächtigenden auf knappe sieben Duzend stieg. Kaum angekommen wurden die Schlafplätze hergerichtet und die Mitgereisten legten sich alsbald nieder um sich von den Strapazen der Fahrt zu erholen. Die Frankfurter aber, welche auch jetzt ihr Ziel nicht aus den Augen verloren hatten, waren schon dabei die Vorbereitungen für den Kampf um den Spirit-Award zu treffen. Zu den wichtigsten Dingen gehörte hierbei die Wahl des Maskottchens. Einer der Gruppe musste sich hingeben und für die nächsten Tage, seiner Identität entledigt, als Avatar der Frankfurt School in Verkleidung des hünenhaften schwarzen Bullen aufgehen und auf jeder der kommenden Veranstaltungen die Verkörperung des Frankfurter Geistes sein. Die Entscheidung war schnell getroffen und fiel auf das wahrscheinlich weiseste und erfahrenste Mitglied der Gruppe – es hatte schon viel erlebt und sich in so mancher schwierigen Situationen als spiritueller Führer erwiesen. Nachdem sich dann auch die anderen Frankfurter ihre Verkleidungen übergestreift hatten musste schon die erste Disziplin des Spirit-Awards gemeistert werden. Hierzu sollte jede Universität ein Foto oder Video inszenieren und auf der Snowdaysseite des gebräuchlichen Onlinemediums veröffentlichen. Die Frankfurter, durch ihre Kostümierung bereits bestens ausgestattet, hatten zudem noch die Rauchmittel mitgebracht für die sie auch schon auf ähnlichen Veranstaltungen von Kennern der Kunst zu schätzen gelernt worden waren. So waren sie sich nach dem Schuss sicher, den ersten Schritt zum Sieg gemacht zu haben und verbrachten den anschließenden Tag auf der Piste eines nahen Berges um sich beim Skifahren zu verlustigen. Dies sollte der letzte inoffizielle Ausflug während des Wochenendes werden. Ab dem Abend an – bis zum letzten Morgen – würden sie ein strenges Programm durchlaufen und dabei in den wenigen freien Stunden den Schlaf nachholen der ihnen während des dreitägigen Festes kaum vergönnt sein würde.
snowdays1

Wie ein wilder Stier

Als der Abend dämmerte begann der erste Akt der Veranstaltung mit einer Feier auf der Talstation der Skipiste. Die Stimmung war ausgelassen und die Studenten amüsierten sich bei guter Musik und Getränken, außerdem konnte man bei waghalsigen Schlittenrennen teilnehmen, die von den Veranstaltern vorbereitet worden waren. In diesem Jahr gab es, bis auf einen Gesichtsbremser, dabei keine Verletzungen unter den Frankfurtern und so war noch ein jeder in bester Verfassung, als die Feier kurz vor Mitternacht in ein Tanzhaus in Bozen selbst verlegt wurde. Mit hohem logistischen Aufwand wurden alle Teilnehmer per Reisebus in die Stadt gefahren und trafen nach und nach in dem Etablissement ein. Auf dem größten Tanzboden legten DJs Musik nach gängigem Massengeschmack auf. In einem kleineren Raum wurde aber auch elektronische Tanzmusik für Leute die sich eher diesem Genre zugehörig fühlten vorgeführt. So war es ein fröhliches Tanzen und Feiern und die Zufriedenheit groß, als das Haus um drei Uhr in der Frühe schloss und der Heimweg angetreten wurde.
Am nächsten Morgen hieß es um acht Uhr wieder aufstehen, um sich mit allem was man an diesem Tag brauchen würde, bepackt, zum Universitätsgebäude aufzumachen. Dort wurde dann das tägliche Frühstück an einem Buffet angeboten, welches – scheinbar typisch Italienisch – hauptsächlich aus Nutella und Räucherschinken zu bestehen schien. Danach musste wieder mit einem Großaufgebot an Bussen zu einem Skigebiet gefahren werden, diesmal ein größeres, dafür weiter entferntes. Nach einer Stunde Fahrt begann nun der einzig offiziell geplante Skifahrtag der Snowdays. Es wurde hauptsächlich zum Vergnügen gefahren, gab aber auch Rennen bei denen die Universitäten gegeneinander antraten. Der Heimvorteil der geübteren Tiroler war hierbei deutlich zu spüren und als der beste Frankfurter Fahrer dann auch noch stürzte waren die Hoffnungen auf einen Podestplatz verflogen.
snowdays6
Unverdrossen und den Sieg der Bozener anerkennend ging es dann gegen Mittag zu Tische. Die Veranstalter hatten auf einer großen schneebedeckten Bergweide nahe einer Liftstation in mitten der Piste Zelte, einen großen Grill und Bierzeltgarnituren aufgebaut und gaben Burger und Bier aus. Es wurde Musik auf einem großen Truck mit Lautsprechern aufgelegt, die alle Anwesenden zum Tanzen und Entspannen einlud. Viele der Studenten genossen den Moment indem sie die Magie des Augenblickes in sich aufnahmen und ihre Blicke auf die in der Ferne liegenden Bergwipfel schweifen ließen, die die gesamte Szene sanft umrahmten. Nach diesem vergleichsweise besinnlichen Nachmittag ging es wieder zurück in die Turnhalle. Hier wurde sich noch ein wenig entspannt und für den Abend hergerichtet – man glühte vor und oder nach und lernte auch die Nord- und Süddeutschen besser kennen. Es wurde in dieser Nacht in der Universität gefeiert. Wieder mit Djs, die die Menschenmenge nach bestem Können zum losgelösten Feiern zu animieren versuchten. Das Motto des Abends hieß Toga, und so hatten die meisten extra Kostüme mitgebracht um sich einen Spaß zu machen und als Römer oder alter Grieche verkleidet zu gehen. Hier mussten die Frankfurter wieder Fermeté – Standhaftigkeit – zeigen um im Wettbewerb weiterhin die Nasenlänge Vorsprung zu bewahren. Sie hatten es durch ausgelassene Tanzeinlagen in ihren Stierkostümen am Vorabend schon geschafft einen gewissen Eindruck bei den anderen Universitäten zu hinterlassen, wobei auch das Maskottchen seine Wirkung nicht verfehlt hatte. Und auch an diesem Abend gelang es ihnen, den Wiedererkennungswert ihrer wilden Erscheinung durch feuriges Auftreten zu verstärken. So ging die Gruppe zur Sperrstunde erschöpft aber zufrieden zurück zu ihrer Unterkunft und wäre auch sofort eingeschlafen, wenn es nicht noch einen kleinen Trupp Nachzügler gegeben hätte, die bei ihrem Eintreffen das Licht und die Musiktruhe eingeschaltet und die schon halb schlafenden wieder geweckt hätten. So wurde aus der Schlafstätte kurzerhand ein wahres Tollhaus und es wurde heftiger als auf dem eigentlichen Feste gefeiert. Als die Müdigkeit dann aber doch über die Hysterie gewann wurde sich endlich zur Ruhe gelegt und geschlafen.
snowdays3

„Memento mori!“

Früh brach der letzte Tag der Snowdays für die Hallenbewohner an und trotz großer Müdigkeit machte sich die kleine Truppe auf den Weg um zu Frühstücken und den Bus zu dem Hotel zu besteigen, an dem die Veranstaltung an diesem Abend ihren Abschluss nehmen sollte. Das Hotel war ein großes, einer Berghütte nachempfundenes Haus in dem ein kleines Schwimmbad, ein großer Festsaal und eine hauseigene Diskothek Platz fanden. In fünfminütiger Laufentfernung waren Zelte und kleine Plätze für die sportlichen Wettkämpfe errichtet worden, die über den Nachmittag stattfinden würden. Trotz der großartigen Unterstützung durch Trommelspiel und Gesänge des Restes der Truppe konnten die Frankfurter Athleten leider keinen entscheidenden Sieg erringen. Im Schneevolleyball schieden die Frankfurter unglücklich mit einem Punkt Abstand im Halbfinale aus und auch im menschlichen Tischfußballspiel sollte es nicht weiter als bis zur vorletzten Runde gehen. Dafür Gewann ein Frankfurter die Disziplin Table-Boldern, wobei er sein Vorjahresergebnis überbot, mit dem er damals schon den zweiten Platz erreichen konnte. Als die Wettkämpfe vorüber waren konnte wer wollte noch Schwimmen gehen um sich danach mit den anderen im großen Festsaal zu versammeln. Da das Motto der letzten Veranstaltung eine Pyjama-Party war füllte sich der Festsaal nach und nach mit Schlafanzügen und Nachthemden und nicht wenige der Anwesenden nahmen dies zum Anlass, köpflings auf den Tischen ein paar Stunden Schlaf gutzumachen. Nach dem Abendmahl wurde die Abschlusszeremonie abgehalten. Zunächst wurden die sportlichen Trophäen vergeben, die Skifahrer, Volleyballer, menschlichen Tischfußballfiguren und die Athleten die in anderen Disziplinen gewonnen hatten wurden einzeln aufgerufen und geehrt. Unter ihnen natürlich der Table-Bolder Champion Frankfurts der sich ironischerweise als Verkleidung einen Nachtrock für Damen angezogen hatte und so nun als stärkster Turner der Snowdays in Frauenkleidern auf der Bühne stand. Als der letzte Sportler wieder Platz genommen hatte spielte eine jazzige Band Musik auf, bis auch beim letzten Müden wieder die Lebenslust geweckt war. Lieder wurden in den Musikpausen gesungen und auf den Tischen getanzt bis es dann zur Verleihung der wohl wichtigsten Auszeichnung kam – dem Spirit Award! Als sich die Vermutung bestätigte und der Moderator laut den Namen der Frankfurt School ausrief, stürmten die Frankfurter nach vorne und ließen sich ausgiebig feiern. Sie hatten selbstaufopfernd jeden Tag alles gegeben, die Leute um sich herum mitgerissen und einem Prometheus gleich den Snowdays das Feuer gebracht. Trotz mancher Nacht, in der es einigen von ihnen schien, als würde ein riesiger Adler ihnen zur Strafe für die Entbehrungen die Leber herausreißen, hatte sie immer die Contenance gewahrt und bis zum Ende ihre Leistung aufrechterhalten. Jetzt konnten sie den restlichen letzten Abend noch einmal genießen und zusammen mit allen anderen in der hauseigenen Diskothek Abschied feiern, bevor es am nächsten Morgen wieder zurück in die Heimat ging.

0 Kommentare

Senden