FRANKFURT SCHOOL

BLOG

Cross-Funktionalität – ein Gewinner des Agilen Projektmanagement
Weiterbildung / 16. Juni 2016
  • Teilen

  • 2990

  • 0

  • Drucken
Agile Coach
At Frankfurt School I teach "Agile Projectmanagement". I hold a master’s degree in computer science from the University of Applied Sciences Darmstadt, Germany. I started my career in the IT sector in 2001 in classical structured waterfall projects. I gathered experience in large migration projects of enterprise resource planning software. The first contact with Lean was in 2008 during my study of computer science and my work with the IT Infrastructure Library (ITIL) to fulfil customer needs at service level management. In 2010 I started my work at Deutsche Telekom AG, Products & Innovation, helping to start the Agile Transition Team. Since then, I worked as an Agile Coach and Trainer helping people adopt and optimize Agile methods and an Agile way of thinking in the pursuit of the massive cultural change towards an Agile organization. Agile and Lean values come naturally to me and my experience of Agile methods includes Scrum, Kanban, Agile Engineering Practices, Lean Startup, Customer Development, Business Modelling, Change Management, team dynamics and management responsibilities. Since 2015, I work as an independent and self-employed Agile Coach and I founded Agile Unlimited. Parallel I am an university lecturer at University of Applied Sciences in Darmstadt.

Autorenprofil

Mehr Blog Posts
Are you fit enough for alternative M&As?
Erforschung der Auswirkungen von KI auf die Zukunft der Arbeit
Schlüsselstrategien für Business Development in der dynamischen Geschäftswelt

Agiles Projektmanagement

Agiles Projektmanagement oder Agiles Arbeiten bedeutet unter anderem in einer Organisation oder in einem Projekt „Feature-getriebene“ bzw. „Cross-Funktionale“ Teams zu fördern und Silo-Denken zu vermeiden – egal wo.

Cross-Funktionalität bedeutet in einem Team alle Fähigkeiten zu bündeln, die es braucht, um ein Feature in sich geschlossen zu entwickeln und fertigzustellen – und nicht auf mehrere Teams zu verteilen, wie es in der Praxis häufig der Fall ist. Die IT beispielsweise wird oft in sogenannten Komponenten-Teams organisiert, gesteuert und geführt.

Komponenten-Teams

Komponenten-Teams sind Teams, die für die Entwicklung eines Teils aus dem gesamten Produkt-Entwicklungszyklus zuständig sind, also für eine Komponente. Komponenten-Teams können in der Softwareentwicklung z.B. eingeteilt sein in ein Team zur Datenbank-Verwaltung, ein Team, das Caching-Mechanismen umsetzt und ein GUI-Team, das die visuelle Schnittstelle zum User baut.  Vereinfacht gesagt: Bei Komponenten-Teams wird immer eine Trennung zwischen den Komponenten im Backend und dem Frontend vorgenommen. Aus Sicht der IT ist diese Trennung erst mal logisch. Schließlich gibt es Spezialisten, die genau für die Entwicklung einer Komponente ausgebildet sind und dazu auch eingestellt wurden.

Die Komponenten-Struktur zieht jedoch eine Reihe schwergewichtiger Nachteile nach sich, derer sich jede Organisation wohl bewusst sein sollte. Die jeweilige Projektstruktur sollte daraufhin hinterfragt und überdacht werden.

2016 06_Blog PM NadineHaerte CrossfunktionalitätKonsequenzen der Organisation in Komponenten-Teams

Eine der wesentlichsten Konsequenzen ist, dass die Teams weniger fähig sind „das Ganze“ zu sehen: Teams erfassen die Produktentwicklung von Anfang bis Ende nicht so gut, und sie fühlen sich über ihre Teamgrenzen hinweg auch nicht verantwortlich für den Erfolg oder Misserfolg der Produktentwicklung. Dadurch setzen si
e sich auch weniger in eigenem Engagement dafür ein, den Produktentwicklungszyklus zu messen, Engpässe zu erkennen und gemeinsam initiativ zu werden, um Verbesserungen vorzunehmen. Ein weiterer Negativ-Aspekt ist der über kurz oder lang eintretende Identifikationsverlust mit dem Endprodukt.

Die andere wesentliche Konsequenz ist, dass die Organisation in Komponenten-Teams starke Abhängigkeiten zwischen den Teams schafft, da die Komponenten sequentiell in der Entwicklung vorgehen müssen: Team C kann erst mit der Entwicklung beginnen, wenn das Resultat von Team B vorliegt. Und Team B kann erst loslegen, wenn Team A seine Entwicklung zur Verfügung gestellt hat. Diese Abhängigkeiten führen

  1.  zu erschwerten Bedingungen für gute und zuverlässige Planung: Team A muss wissen, wann Team B etwas von ihnen braucht und Team B muss sich klar darüber sein, was sie von Team A brauchen.
  2.  zu verzögerter Lieferung eines Features: die Übergabe eines fertiggestellten Pakets von Team A wird in der nächsten Sequenz an Team B übergeben – „über den Zaun geworfen“. Ab diesem Zeitpunkt hat Team A seine Arbeit gemacht. Team B ist jetzt dran das Paket weiterzuverarbeiten, et cetera.

Ein Feature ist also erst fertig, wenn alle Teams ihren Beitrag geleistet haben. D.h. ein Feature muss durch die gesamte Sequenz eines Produktenwicklungszyklus hindurch, um an den Kunden ausgeliefert werden zu können. Die Komponenten Teams arbeiten dabei häufig nicht so effektiv Hand in Hand, was zu erheblichen Verzögerungen in der Lieferung eines Features führt.

Nicht nur ein Thema in der IT

Weitere Beispiele für Komponenten-Teams sind zum Beispiel

  • die Trennung von Fachseite und IT: Komponenten-Teams bestehen nicht nur in der IT. In großen Unternehmen sind bisweilen die Personen, die Anforderungen erfassen, beschreiben und priorisieren stark getrennt von der IT, die diese Anforderung schließlich in die Umsetzung bringen soll. Durch diese Trennung und zum Teil historisch gewachsene Strukturen agieren dann die Fachseite und die IT nicht selten missverständlich miteinander.
  • eigenständige Bereiche, wie z.B. Product Design oder auch der Betrieb, werden in großen Unternehmen häufig in eigenen Bereichen geführt. Prozesse und Regeln bestimmen da häufiger die Zusammenarbeit als die Wertschöpfung für das Produkt.

Alternative aus dem Agilen Projektmanagement: Cross-Funktionale Teams

Gerade wenn eine Organisation oder ein Projekt in einer komplexen Umgebung agiert, wird sie irgendwann träge. Zum Beispiel weil es viele und sich häufig ändernde Anforderungen vieler verschiedener Stakeholdern und Kunden gibt, noch keine Erfahrung mit bestimmten Technologien vorhanden ist oder das Projekt in einem skalierten Entwicklungsumfeld agiert mit mehreren parallelen Teams. Um die Fähigkeit für schnelle Entscheidungen, zuverlässigere Planung und Lieferung, Identifikation der Mitarbeiter mit dem Produkt und mehr Verantwortung der Mitarbeiter für den gesamten Produktentwicklungszyklus wieder herzustellen, ist eines der agilen Konzepte ein ultimativen Hebel: „Fördere Cross-Funktionalität wo es nur geht, d.h. die Sicht und die Verantwortung einer Projektorganisation auf das Ganze – Ende-zu-Ende“.

Mehr über Agile Konzepte und Arbeitsmethoden erfahren Sie in dem Seminar inklusive webbasiertem Training Agiles Projektmanagement.

0 Kommentare

Senden