Der Ausbruch von COVID-19 bedeutete für viele gleichermaßen auch den Weggang aus dem Büro hin ins Homeoffice. Dies beeinflusst die Compliance-Funktion enorm – heute und in Zukunft. Erste Hinweise darauf liefert die aktuelle Studie „The Future of Compliance 2020“ durchgeführt von Deloitte. Sie findet jährlich statt und untersucht in diesem Jahr hauptsächlich, wie sich die Compliance in der Corona-Krise entwickelt hat.
Wie sind Ihre Erfahrungen? Wie sind Sie mit den Herausforderungen in dieser besonderen Situation umgegangen? Befragt wurden 346 Compliance Verantwortliche im Zeitraum vom 5. Mai bis 12. Juni 2020. Die Studienteilnehmer:innen setzen sich aus mehrheitlich deutschen Unternehmen unterschiedlicher Größe und verschiedener Branchen zusammen und die Organisationen sind mit 81% überwiegend privatwirtschaftliche und mit 14% in geringerem Maße öffentliche Unternehmen. Die Inhalte der Umfrage gliederten sich in folgende Bereiche:
Im Fokus steht ganz klar die Entkopplung des Arbeitsortes. Als die Flucht ins Home- oder mobile Office begann, sah sich die interne Kontrolle vor einer großen Herausforderung. Je nach digitalem Reifegrad gelang diese Umstellung mal mehr, mal weniger gut. Regeln wurden aufgestellt, Best Practices weitergegeben – die Einhaltung zu überprüfen gestaltet sich weiterhin schwierig. Nun, über ein Jahr später, werden die Remote-Prozesse tiefergehend geprüft – besonders hinsichtlich der Compliance. Waren Daten und Geschäftsgeheimnisse zu jeder Zeit sicher? Kann Compliance auch Ausnahmesituationen standhalten?
Die Deloitte-Analyse bestätigt es: Compliance konnte sich teilweise sogar als Wegweiser im Umgang mit der Situation hervorheben. Die befragten Compliance-Verantwortlichen erkannten deutliche Chancen – benannten aber auch die Risiken.
Nur vier Prozent der Befragten gaben an, dass die Pandemie sie völlig unvorbereitet getroffen habe. Immerhin 46 Prozent fühlten sich gut und 22 Prozent sogar sehr gut auf die neuen Herausforderungen vorbereitet. Weiterhin stimmten 44 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Compliance-Funktion in der Krisensituation einen wichtigen Beitrag leistete. Trotzdem schätzten rund 38 Prozent der Befragten, dass die Risikoexposition ihrer Organisation während der Pandemie gestiegen ist.
Den größten Anstieg von Verstößen befürchteten jeweils mehr als 50 Prozent in den Bereichen Datensicherheit, Datenschutz, Arbeitszeitbestimmung sowie der Sicherung von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen. Dass die Krise das ein oder andere Mal dazu verleitet, Geschäftsprozesse und interne Kontrollen zugunsten der schnellen Entscheidung zu umgehen, halten 41 Prozent der Befragten für wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich. Zukünftig sind sich jedoch 84 Prozent der Befragten sicher, dass diese Vorgehensweisen angepasst werden.
Deutlich positioniert haben sich die Befragten auch zum Thema Digitalisierung: Mehr als die Hälfte stimmten zu, dass in ihrer Organisation die Notwendigkeit zur Digitalisierung bekräftigt wurde. Zur Erfüllung der Compliance-Aufgaben sei dies essentiell und es gibt auf dem Gebiet noch einen Nachholbedarf. 71 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sich die Compliance-Kultur aufgrund von Corona in Zukunft nicht großartig verändern wird. Trotzdem wurden mögliche Risiken benannt: Weniger Budget (37 Prozent), Personalabbau (27 Prozent) und eine generelle Schwächung der Compliance-Funktion (22 Prozent). Demgegenüber stehen die zu erwartenden positiven Effekte: Ausbau der digitalen Compliance-Prozesse (80 Prozent), effizienteres Arbeiten (51 Prozent) und Stärkung der Compliance-Funktion (31 Prozent).
Die Weiterentwicklung der Compliance-Funktion bleibt abzuwarten. Für neue Karrierechancen im Compliance Management bieten wir den Zertifikatsstudiengang Certified Compliance Professional sowie das internationale Pendant European Certified Compliance Professional an.