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Chance für den sozialen Aufstieg: Die duale Hochschulbildung
Alumni / 16. September 2024
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BSc in Business Administration, Class of 2012
Florian arbeitet als Executive Director bei Goldman Sachs' Investment Banking Division im European Industrials Team. Er schloss nach einer Bankausbildung bei der Sparkasse KölnBonn sein Bachelor-Studium an der Frankfurt School 2012 ab. Im Rahmen seines berufsbegleitenden Studiums an der FS war er für die Commerzbank tätig, bevor er 2013 zu Rothschild und 2016 zu Goldman Sachs wechselte. Florian hat zahlreiche wegweisende M&A-Transaktionen in Europa sowie eine Reihe von Börsengängen und finanziellen Restrukturierungen begleitet und war an der Abwicklung von Transaktionen im Volumen von mehr als 30 Mrd. Euro beteiligt. Er ist Absolvent des Masters in Finance der London Business School (Abschluss mit Auszeichnung) und des Masters in Laws in M&A der Frankfurt School (Jahrgangsbester). Während seines Studiums war er viermaliger Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes, der Haniel-Stiftung und des DAAD und absolvierte zusätzlich den Bankfachwirt als landesbester Absolvent Hessens im Jahrgang 2010 und Träger des Förderpreises des Bankenverbandes Hessens sowie des FS Alumni Awards.

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Der Studienbeginn meines berufsbegleitenden Bachelors in 2008 an der Frankurt School war weniger ein Ausbildungsbeginn, sondern eher ein sehr gewagter Stabhochsprung, dem Abgrund der Armut zu entrinnen. In Deutschland nicht unmöglich, aber „against all odds“ wie man so schön sagt. Das berufsintegrierte Hochschulstudium bewies dabei nicht nur exzellente Ausbildung, sondern ist ein wichtiges Instrument für Bildungsgerechtigkeit und Permeabilität unserer Gesellschaftsschichten.

Ein Plädoyer für die duale Universitätsausbildung.

Ein Hochschulstudium war der unwahrscheinlichste Lebensweg

Deutschlands soziale Chancengleichheit wird oft kritisiert. Seit Jahrzehnten erarbeiten Studien das Problem: Bildungserfolg und Karriere sind deutlich stärker als in anderen westlichen Ländern an Bildungsstand und soziale Schicht der Eltern als an die eigene Intelligenz und Motivation gekoppelt1,2.

Wie viele andere, war ich der Erstakademiker einer Familie, in der niemand eine höhere Ausbildung vorzuweisen hatte. Dennoch gelang der Absprung aufs Gymnasium trotz widriger Vorzeichen. Es gibt durchaus bildungsferne aber sozial kultivierte Eltern, die ihren Kindern aufopferungsvoll helfen. Als Scheidungskind einer alkoholkranken Mutter und eines Vaters, der erneut wieder eine Alkoholikerin heiratete und dem folgenden Herumreichen zwischen den Eltern mit sechs Schulwechseln inklusive Klassenwiederholung hatte das Schicksal das Bonusheft der Zusatzprobleme dagegen mit in die Wiege geworfen.

Bis zum Abitur kann Motivation in Deutschland dennoch weit tragen: Unser Schulsystem ist kostenlos und anders als in manchen Ländern braucht man hierzulande nicht auf Privatschulen auszuweichen. Nach der Flucht aus meinem Elternhaus konnte ich somit dank einer Mischung aus Kindergeld, Unterhaltsklage, Sperrmüll sammeln und Flohmarkthandel meinen Unterhalt sichern und das Abitur dennoch beenden.

Die wahren Probleme beginnen jedoch danach, wenn Bildung zunehmend nicht nur Zeit, sondern auch Geld kostet und der Weg in die Großstädte führt – den Möglichkeiten prekärer Einkommensverhältnisse stehen dann erhebliche Grenzen entgegen.

Berufsintegriert studieren – Ein Game-Changer

Meine Bankausbildung konnte das Problem zunächst drei Jahre verschieben bis erneut eine Einkommenslösung gefragt war, damit meine Frau und ich beide gemeinsam leben und studieren konnten.

Das berufsintegrierte Studienmodell gemeinsam mit der Commerzbank war damit der Königsweg zur Realisierung einer Hochschulausbildung. Anders als im Schulsystem, kann eine private Hochschule substantiellen Mehrwert bieten. Die damit verbundenen Kosten fördern die soziale Segregation naturgemäß aber.

Die Teilzeittätigkeit als ausgebildeter Bankkaufmann mit Kostenbeteiligung des Arbeitgebers war dagegen selbst ohne Vermögen oder Elternhilfe eine stabile Plattform, das Studium und die eigene Lebensplanung auch jenseits davon voranzutreiben, inklusive der Geburt (und Finanzierbarkeit…!) unseres ersten Kindes gegen Ende meines Studiums.

Gleichzeitig war dieser Pfad ein wahrer Game Changer des sozialen Aufstiegs: Der Bachelor, unterstützt durch die gewonnene Praxiserfahrung, war nicht nur die Basis für einen Einstieg ins Investmentbanking, sondern für einen Post-Experience Master an der London Business School und ermöglichte eine hervorragende Entwicklung als Analyst bei Rothschild, woraus schließlich der Wechsel zu Goldman Sachs führte.

Der Weg vom Schrottsammler und Flohmarkthändler bis zum Investmentbanker ist eine Geschichte, die das Leben wohl seltener schreibt. Sie müsste aber in einer Welt statistisch gleichverteilter Intelligenz sehr viel häufiger vorkommen.

Dieser Schmetterlingseffekt zeigt im Rückblick, wie wichtig der etappenweise Aufbau einer Bildungs- und Erwerbskarriere ist. Genau das macht die Laufbahn von Nachwuchstalenten ohne finanzielle Ressourcen aber auch sehr verletzlich. Das berufsintegrierte Hochschulstudium schmiedet an diesem Abgrund eine starke und gesellschaftlich sehr wichtige Brücke, die Kluft zu überwinden.

Ein Appell für eine starke Duale Hochschulausbildung

Gegenüber früher ist das Arbeitgeberinteresse an dualen Studiengängen leider stellenweise zurückgegangen. Viele Arbeitgeber, die ein teures berufsbegleitendes Studium fördern, singen das Klagelied, dass die Nachwuchstalente abwandern. Dies ist kein Argument gegen die duale Ausbildung, sondern ein Impuls, Ursachenforschung im eigenen Haus zu betreiben wenn Karriereperspektiven im Anschluss an eine Spitzenausbildung den Absolventen nicht genügend Zuversicht bieten.

Die berufsintegrierte Hochschulbildung bereichert alle Stakeholder durch die eng verzahnte Theorie-Praxis Brücke und den damit zumeist nahtlosen Vollzeitberufseinstieg nach dem Studium. Die Kopplung eines akademischen Vollzeitstudiums mit einer Teilzeitfunktion ist dabei ein Meilenstein deutscher Bildungsexzellenz, der vielfältige Pfade sowohl in Forschung als auch Industrie ermöglicht. Der Preis der Doppelbelastung wird jedem Studenten dabei vergütet durch eine starke Persönlichkeitsentwicklung und der bewiesenen Fähigkeit, Aufgaben zu bewältigen, die mit einer 40-Stunden Woche nicht mehr vereinbar sind.

Während diese Facetten häufig diskutiert werden, wird die soziale Funktion dieses Studienweges dagegen zu oft übersehen: Die duale Hochschulbildung ist ein Katalysator, der die Durchlässigkeit gesellschaftlicher Schichten fördert und damit einen wichtigen Beitrag zu sozialer Chancengleichheit schafft. Daraus ergibt sich eine gesellschaftliche Verantwortung für Arbeitgeber und Hochschulen, diesen Weg jungen Menschen weiter zu eröffnen und vor allem bildungsfernen Milieus bekannt zu machen.

Das ist keine Pflichtübung, denn der Fokus auf sozial schwache Bewerber lohnt sich: Als Mentor bei Arbeiterkind habe ich Schülern damals geholfen, den Weg ins Studium zu finden. Eines hat sie fast alle geeint: Die herausragende Motivation etwas aus ihrem Leben zu machen. Arbeitgeber sollten nach diesen Talenten suchen – Die brennende Motivation junger Menschen, die nach einem höheren Ziel im Leben streben, lässt sich meist nicht im Lebenslauf ablesen und ist doch oftmals größter Faktor hinter Spitzenleistungen. Ein starkes duales Hochschulbildungsangebot ist der Schlüssel, diese Talente zu entwickeln zur Bereicherung der gesamten Gesellschaft.

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