Die Entwicklungszeit eines E-Learning-Kurses hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab – und meistens ist sie länger als geplant. Jeder Learning Developer kennt das! Doch woran liegt das und wie schafft man es, die Time-to-Market in der Produktion von E-Learnings zu verkürzen? Neben verschiedenen Variablen, wie z. B. dem Grad der Interaktivität, dem Einsatz von Voice-Overs, zusätzlichen Videoelementen o. Ä., gibt es Fallstricke in der Projektplanung und vor allem in der Kollaboration mit den Fachautoren, die die Entwicklungsdauer eines E-Learning verlängern können.
Die Entwicklungszeit traditioneller E-Learning-Kurse hat sich in den letzten gut zehn Jahren kaum reduziert. So berichtet eine Umfrage aus dem Jahr 2017 von durchschnittlich 71 Entwicklerstunden für ein Basic-E-Learning, das heißt ein Lernformat mit nur wenigen unterschiedlichen Interaktionselementen, bei dem der Lernende in erster Linie passiver Informationsempfänger ist. (Vgl. dazu weiterführend Studie ATD 2017). Eine Umfrage zum selben Thema aus dem Jahr 2009 spricht von ab 73 Entwicklerstunden für ein konventionelles E-Learning (Vgl. dazu weiterführend: Studie ASTD 2009).
Die angeführten Gründe für die lange Entwicklungszeit gleichen sich bei beiden Umfragen:
Der Begriff Rapid E-Learning setzt sich zusammen aus Rapid Prototyping und E-Learning. Rapid Prototyping beschreibt als Teil des agilen Projektmanagements die geradlinige Erreichung klar definierter Ziele sowie die Verschlankung von Produktionsprozessen. Demnach werden also Rapid E-Learnings innerhalb kurzer Zeit als prototypische Ergebnisse an ausgesuchte Nutzergruppen präsentiert. Im Gegensatz zu traditionellen E-Learnings können Rapid E-Learning-Kurse innerhalb weniger Wochen erstellt und an die Lernenden ausgerollt werden.
Erreicht wird dies vor allem durch ein Konzept mit eindeutigen Lernzielen, einer klaren Zielgruppendefinition, einer möglichst kleinteiligen Gliederung und eine Beschränkung bzw. Vorauswahl der verwendeten Interaktionen. Templates mit festgelegten Layout-Strukturen für Inhalt und Subtexte, Zeichenbeschränkungen etc. erleichtern die Arbeit der „Content-Ersteller“. Mögliche Darstellungsformen des Contents (z. B. durch Grafiken, Videos oder nur Text) sowie die möglichen Interaktionsformen werden vorab festgelegt, sodass der Experte, der den Inhalt für das Lernformat verfasst, einen klaren Rahmen hat, in dem er sich bewegen kann. Experten sollte die Möglichkeit gegeben werden, ihr bereits vorhandenes Material so weit wie möglich einzusetzen. Dies bedeutet für den Learning Developer auch weniger Aufwand für das Überführen des Inhalts in die gewünschte Darstellungsform des E-Learnings. So kann beispielsweise eine ohnehin vorhandene PowerPoint-Präsentation in einen Online-Kurs umgewandelt werden, indem sie mit Erklärtext angereichert und um zusätzliche interaktive Module wie beispielsweise ein Quiz ergänzt wird – so etwas geht aber natürlich nur mit einer ohnehin textlastigen PowerPoint-Präsentation. Oder man nimmt ein Erklärvideo mit dem Experten auf, vorausgesetzt er fühlt sich wohl, vor der Kamera zu sprechen. Ohne intensiven vorherigen Austausch mit dem Experten sollte keine Entscheidung für das zukünftige Darstellungsformat des Rapid E-Learnings getroffen werden.
Wie man ein rapid E-Learning Projekt umsetzt, lesen Sie in Teil 2 des Artikels.
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