Risikomanagement ist angesichts der zunehmenden globalen Unsicherheiten immer wichtiger geworden. Viele Faktoren spielen bei der Entwicklung der Covid-19-Pandemie und dem Klimawandel eine Rolle. Es ist nicht eindeutig, wie schwerwiegend die negativen Folgen dieser Ereignisse für die Gesellschaft sein werden und wie sie sich auf die Wirtschaft auswirken werden. Trotz dieser Unsicherheiten kann angenommen werden, dass, sollten die Risiken nicht gut analysiert und bewältigt werden, es in naher Zukunft zu beunruhigenden Auswirkungen kommen wird.
Im vergangenen Jahr habe ich durch den Kurs Certified Expert in Risk Management (CERM) mein Wissen über Risikomanagement an der Frankfurt School erweitern können. Ich erhielt das Zertifikat ohne die Absicht, Vollzeit-Risikomanagerin zu werden: der Antieb in meiner Freizeit dennoch viel dafür zu lernen, war, dass meiner Meinung nach ein ganzheitliches Verständnis von Risikomanagement für die Lösung einiger wichtiger Probleme im nachhaltigen Finanzwesen von wesentlicher Bedeutung ist (im speziellen bei der Entwicklung technischer Instrumente).
Wir können Nachhaltigkeit aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Eine Möglichkeits wäre, aus der Perspektive des Risikomanagements auf das Thema Nachhaltigkeit zu schauen. Dies ist besonders hilfreich, wenn es um klimabedingte finanzielle Risiken geht. Die Bank of England erwägt Stresstests für Banken hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels. Sie signalisiert, dass risikomanagementbezogene Maßnahmen zur Bewältigung klimabedingter Herausforderungen aus Regulierungen hervorgehen könnten. Darüber hinaus könnte eine Risikomanagement-Perspektive, wie von Kunreuther et al. (2013) vorgeschlagen, hilfreich sein, da sie eine bessere Untersuchung von vielen möglichen Ergebnissen und Unsicherheiten bezüglich ihrer Wahrscheinlichkeiten ermöglicht.
Schauen wir uns verschiedene klassische Risikenkategorien an und welche Auswirkungen klimawandelbezogene Risiken auf diese haben, sehen wir schnell die enge Verbindung:
Es gibt eine lange Geschichte von Stresstests für Solvenz- und Liquiditätsrisiken in Banken. Viele Finanzaufsichtsbehörden sind daran interessiert, mehr über mögliche Umsetzungsmethoden zu erfahren. Neben der Bank of England hat vor kurzem auch die deutsche Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Guidance Notice on Dealing with Sustainability Risks herausgegeben, die sich mit internen Stresstest-Themen befasst. Battiston et al. (2017) führten einen Klimastresstest für EU-Banken durch. Dieser zeigt die Möglichkeit auf, Maßnahmen der Klimapolitik mittels Stresstests von Finanzinstitutionen auf Makroebene zu analysieren. Die Schlüsselfrage, die es zu verstehen gilt, ist jedoch, wie man dies auf der Mikroebene (einzelne Bankeinheiten) anwenden kann. Heute ist dies eine noch größere Herausforderung, da wir mit einem neuen globalen Risiko, der Pandemie, konfrontiert sind. Wir können davon ausgehen, dass dem Stresstesting von Nachhaltigkeit wie auch dem Risikomanagement im Allgemeinen ernsthafte Veränderungen bevorstehen, um alle neuen Risikofaktoren zu erfassen und auf die neuen Herausforderungen zu reagieren.
Für Leute, die sich für den Kurs interessieren: ich habe die im Risikomanagement angewandte „Sprache“ und die technischen Hilfsmittel kennen und anwenden gelernt, die in den dortigen Finanzinstitutionen gebräuchlich sind. Er deckt die wichtigsten Arten von Risiken ab: Kreditrisiko, operationelles Risiko, Zinsrisiko, Wechselkursrisiko und Liquiditätsrisiko usw. Die Teile, die mir persönlichen am besten gefallen haben, sind die Maturity Gap Analyse und das Liquiditätsrisikomanagement. Obwohl CERM einen traditionellen Schwerpunkt auf Risikomanagement hat (weniger auf Nachhaltigkeitsrisiken), finde ich die Kursinhalte reichhaltig und hilfreich.
Ich freue mich darauf, dieses Wissen in naher Zukunft mit meiner Forschung im Bereich der nachhaltigen Finanzen zu kombinieren.
Ein besonderer Dank gilt Frederic Bettini für die Bearbeitung der deutschen Version des Blogs.