FRANKFURT SCHOOL

BLOG

Der Shutdown und unser Handeln fordern Opfer!
Weiterbildung / 8. Juli 2020
  • Teilen

  • 3492

  • 0

  • Drucken
Senior Programm Manager Executive Education
Thomas Kohrs leitet den Bereich Asset & Wealth Management der Executive Education an der Frankfurt School. Er ist ausgebildeter Diplom-Bankbetriebswirt, der Schwerpunkt seiner Tätigkeit liegt in den Gebieten Wertpapier und Vertrieb. Er verfügt seit mehr als 25 Jahren über praktische Erfahrung als Berater, Trainer und Dozent an der Frankfurt School.

Autorenprofil

Mehr Blog Posts
Are you fit enough for alternative M&As?
Erforschung der Auswirkungen von KI auf die Zukunft der Arbeit
Schlüsselstrategien für Business Development in der dynamischen Geschäftswelt

Wir erleben seit Mitte März eine gigantische Veränderung unserer Lebensgewohnheiten. Zu Beginn des Jahres wurden die Fernsehberichte über die Abriegelung der Millionenstadt Wuhan noch mit einem Schulterzucken und dem Kommentar versehen, dass dies in China möglich ist, aber nicht in Deutschland. Diese Stimmen sind allerdings verstummt, denn seit spätestens Mitte März kam das wirtschaftliche und soziale Leben auch in Deutschland mit dem Lockdown und dem Shutdown fast zum Stillstand. Die einzelnen Wirtschaftszweige sind allerdings sehr unterschiedlich betroffen. Die Luftfahrt und die Gastronomie drastisch, der Lebensmitteleinzelhandel und die Baumärkte (zumindest in manchen Bundesländern) boomen.

Es war sicherlich richtig, die Maßnahmen so zu entscheiden und durchzusetzen, wie sie getroffen wurden. Rückwirkend und in Ruhe betrachtet, wird man allerdings Lehren ziehen müssen. Es nützt nichts, wenn Intensivbetten für COVID-19 Patienten künstlich freigehalten werden, um die Triage zu vermeiden, dafür aber lebensrettende Operationen bei anderen Krankheiten verschoben werden müssen. Dass viele Patienten aus Angst vor einer Infektion nicht mehr zum Arzt gegangen sind und der ein oder andere Schlaganfall oder Herzinfarkt deswegen unentdeckt geblieben ist, darf man auch ruhig konstatieren.

Unser Shutdown hat Folgen für andere

Dabei dürfen wir andere Lebensbereiche nicht vergessen und müssen endlich die Chance nutzen, um mehr als nur einen Blick über die bundesrepublikanische Grenze hinaus in die Welt werfen. Weit weg von einem sozialen Netz und einer arbeitnehmerfreundlichen Institution wie dem Kurzarbeitergeld sieht es in anderen Ländern völlig anders aus. Wenn wir – als Beispiel – in den angeblich entwickelten Ländern die schnelllebige Modeware nicht abnehmen, haben die Näherinnen in Bangladesch, Indien, Pakistan oder anderen Regionen von einem Tag auf den anderen keine Arbeit mehr. Aufträge wurden ohne Rücksicht auf Verluste einfach storniert. Zudem sind Transportkapazitäten über Wasser für Monate ausgefallen und Lieferketten insgesamt zusammengebrochen, denn nicht alles kann auf dem Luftweg transportiert werden. Das ist Vulgärkapitalismus in reinster Form und schlägt unmittelbar und sofort durch. Keine Arbeit bedeutet kein Einkommen, kein Einkommen bedeutet kein Essen für die Familie. Rücklagen haben Menschen in diesen Lebenssituationen nicht, zumeist ist es ein Leben von der Hand in den Mund. Tagelöhner in Indien, Haushaltshilfen in Brasilien oder den USA: Es ist überall das gleiche Bild. Eine Hire and Fire-Mentalität, die die ohnehin mehr als armen Menschen gleich mehrfach mit aller Wucht trifft. Kein Einkommen, keine oder nur eine sehr partielle ärztliche Versorgung, keine Kranken- oder Sozialversicherung. Dazu in vielen Fällen auch nur eine partielle Versorgung mit frischem und sauberem Trinkwasser und einer häufig auch nicht funktionierenden Abwasserorganisation. Es besteht nicht im Ansatz eine Chance Hygienestandards oder Abstandsregeln einzuhalten.

Zwischen westlichen Standards und vielen anderen Regionen der Erde liegen Welten. Und wie immer leiden am häufigsten genug die Kinder. Sowieso schon in Bezug auf den Ernährungs- und Gesundheitszustand unterentwickelt, leiden sie jetzt extrem. Dazu kommt, dass aufgrund der Pandemie viele Hilfs- und Unterstützungsprogramme ruhen oder stocken wegen des eingeschränkten Flugverkehrs. Flankiert wird dies von Stagnationen der Impfaktionen gegen Malaria oder die Kinderlähmung. Auch dies kostet Menschenleben.

Wir müssen uns also einfach darüber im Klaren sein oder endlich werden, dass unser Handeln Folgen hat. In vielerlei Hinsicht, unmittelbar und für viele Menschen sehr drastisch.

Für Fragen zu Weiterbildungen rund um Nachhaltigkeit und nachhaltiges Investieren stehen wir Ihnen gerne beratend zur Seite!

0 Kommentare

Senden