Weit verbreitet und häufig genutzt ist sie schon. Gemeint ist die girocard (Debitcard) der Deutschen Kreditwirtschaft. Der Erfolg der girocard ist in der Tat nicht zu übersehen, ist sie doch das beliebteste Zahlungsmittel für bargeldloses Bezahlen. Neueste Untersuchungen zeigen, dass fast 40 Prozent der Kunden bereit sind, mit der girocard zu bezahlen.
Nach Ausstattung der Karte mit einem fälschungssicheren Chip und der Einführung des EMV-Standards wurde sie schließlich ergänzt um die technische Fähigkeit zur kontaktlosen Kommunikation (NFC = Near Field Communication). Kunden können mit der Chipkarte Zahlungen z.T. auch ohne Eingabe der PIN als Authentifikation kontaktlos durchführen. Der Gesetzgeber hat dazu von der ansonsten strengen Kunden-Authentifikation (SCA = Strong Customer Authentification) Ausnahmen vorgesehen. Zu Beginn dieses Jahres haben deutsche Banken und Sparkassen über 30 Millionen kontaktlose girocards an die Kunden ausgegeben und im Handel stehen mehr als 385.000 girocard-POS-Terminals mit NFC-Technologie für kontaktloses Bezahlen zur Verfügung. Große Einzelhandelsketten und Discounter bieten das kontaktlose Bezahlen bereits an; erkennbar ist das Verfahren an einem Wellensymbol auf Karte und Terminal.
Und jetzt legt die Kreditwirtschaft noch einen drauf: Nach Tests im vergangenen Jahr durch Banken und Sparkassen gibt es 2018 den Rollout für „die digitale girocard“. Damit wird mittels Smartphone und NFC-Schnittstelle das Zahlen mit der girocard nun auch mobil. Hierbei wird die girocard in eine Banking App eingebunden. Für die Sicherheit sorgen die deutschen Kartenherausgeber und das System girocard. Technische Sicherheit bietet ein als HCE (Host Card Emulation) bezeichnetes Verfahren. Optimal ist, dass die digitale girocard an jedem POS-Terminal mit kontaktloser Verarbeitung ohne Einschränkungen akzeptiert werden kann. Somit können alle 385.000 Terminals auch digitale girocards verarbeiten. Immer mehr Smartphones verfügen über die notwendige NFC-Schnittstelle und sind dann potenziell nutzbar für das mobile, digitale Bezahlen.
Wichtig für Kunden ist, dass Banking Apps sicher und benutzerfreundlich sind und Bezahlvorgänge einfach und reibungslos funktionieren. Stoßen die neuen Produkte und Services auf rasche Akzeptanz bei den Kunden? Gibt es einen Trend weg von der physischen Karte hin zu der digitalen Karte im Mobiltelefon? Welche Bezahloptionen werden sich im Markt langfristig durchsetzen und was bietet Kunden letztendlich echten Mehrwert? Die weitere Entwicklung um mobiles und digitales Bezahlen bleibt spannend, zumal einige größere Akteure wie Apple & Co auf dem deutschen Markt mit ihren Bezahlverfahren noch nicht gestartet sind. Auch Fragen hinsichtlich der Sicherheit der persönlichen Daten von Kunde und Transaktion dürften eine immer größere Rolle spielen.
Mit Sicherheit wird die girocard in diesem Jahr mobil, ein richtige und zukunftsweisende Entwicklung der Deutschen Kreditwirtschaft. Wie schnell Deutschland nun auch mobil zahlen und wie die Akzeptanz bei den Kunden sein wird, bleibt abzuwarten. Vielleicht bleibt die girocard aber vorläufig auch erst einmal das, was sie heute ist: des Deutschen liebste Bankkarte.
Fach- und Führungskräfte sind gefordert, sich permanent mit den Neuerungen in diesem komplexen Bereich auseinanderzusetzen. Alle wichtigen Aspekte – von elektronischen Bezahlverfahren, Techniken, Trends und der zunehmenden Digitalisierung sowie Themenkomplexen des nationalen, europäischen und weltweiten Zahlungsverkehrs – sind Bestandteil des etablierten Zertifikatstudiengangs Certified Payment Professionals an der Frankfurt School.