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Die Aufsichtsräte der Krise
Weiterbildung / 18. August 2020
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Stellv. Leiter der Executive Education an der Frankfurt School
Christian Schaetzlein ist stellv. Leiter der Executive Education an der FS. Zuvor hat er mehrere Jahre in Paris, London und Frankfurt bei internationalen Banken als Controller und Financial Analyst gearbeitet und anschließend das Competence Center Risikomanagement & Regulierung an der FS aufgebaut. In seiner Verantwortung liegen weiterhin die Programme zur Qualifizierung von Bankenvorständen und Aufsichtsräten.

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Diese Kernkompetenzen sind gefragt

Die Covid-19 Pandemie hat die Welt Anfang des Jahres mit voller Wucht getroffen und das wirtschaftliche wie auch gesellschaftliche Leben fast vollständig zum Erliegen gebracht. Dieses Thema wird wohl das vorherrschende im Rückblick auf das Jahr 2020 werden. Mit den Auswirkungen des wirtschaftlichen Lockdowns werden viele Unternehmen noch auf Jahre zu kämpfen haben.

Nach dem Aufsichtsrats-Radar 2020 sind jetzt krisenerprobte Aufsichtsräte gefragt. In ihrer zum dritten Mal durchgeführten Analyse haben die Berater von Alix Partners von November 2019 bis März 2020 Aufsichtsräte aus Dax, MDax, österreichischem ATX und Familienunternehmen interviewt. Das zentrale Thema war, wie ein Aufsichtsrat zusammengesetzt sein und handeln sollte, um vor dem Hintergrund einer nahenden Krise bestmöglich die entstehenden unternehmerischen Herausforderungen zu bewältigen.

Erfahrung in Krisenmanagement und Restrukturierung

Für Unternehmen und Investoren ist die Diversifizierung und Professionalisierung von Aufsichtsräten seit Jahren ein Thema. Vor dem aktuellen Hintergrund ist vor allem Erfahrung in Krisenmanagement und Restrukturierung gefragt. Die Berater heben hervor, dass in der Summe die Rolle von Aufsichtsratsmitgliedern in der Krise über die Kontrolle und Überwachung hinauswachse. Zumindest einige von ihnen müssten als „sturmerprobte Navigatoren“ zu kritisch-konstruktiven Sparringspartnern des Vorstands werden. Die Studie zeigt, dass über die Hälfte (55%) der in 2019 neu bestellten Aufsichtsräte in mit Krisen konfrontierten Unternehmen neue Mitglieder mit signifikanter Krisen- und Restrukturierungserfahrung ausgewählt hat.

Dem Management mit Rat zur Verfügung stehen

In Zeiten der Krise muss der Aufsichtsrat dem Management mit Rat zur Verfügung stehen. Ihm kommt dann eine herausgehobene Rolle zu, wenn „Vorstände wichtige Entscheidungen zu treffen haben, und unterstützen, wenn überwältigende Entwicklungen das Management in eine Schockstarre zu versetzen drohen.“, fasst die Studie zusammen. Aufsichtsräte müssten präsent sein, wenn Unternehmen gezwungenermaßen innerhalb weniger Tage und Wochen über einschneidende Maßnahmen entscheiden müssten, die in der üblichen Governance zwischen Vorstand und Aufsichtsrat Monate benötigen würden.

Die Studie zeigt, dass Aufsichtsräte in Krisenzeiten deutlich mehr Zeit investieren müssen, insbesondere für außerordentliche Sitzungen, Sparring mit dem Vorstand oder Gespräche mit Investoren oder anderen Stakeholdern. Die in der Regel über Gremien formalisierte Zusammenarbeit zwischen Vorständen und Aufsichtsräten sei in einer Krisensituation nicht ausreichend. Eine engere Zusammenarbeit sei notwendig.

Aufsichtsräte müssen objektiv bleiben

In dieser engeren Zusammenarbeit begeben sich Aufsichtsräte leicht in das Spannungsfeld der Unternehmens-Governance. Sie müssen sich die Frage stellen, wie weit sie bei operativen Managementfragen involviert sein können, ohne die nötige Distanz für eine objektive Kontrolle zu verlieren. Es müsse im Zweifel auch bewertet werden können, ob der Vorstand Teil des Problems oder seiner Lösung sei.

Die Berater geben Handlungsempfehlungen zu Zusammensetzung und Kompetenzmix vor und in der Krise. Kurzfristig könne Krisenkompetenz durch externes Know-how über Restrukturierungsexperten und Anwälte dazu geholt werden. Mittelfristig solle man Weiterbildung nutzen, um auch personell und strukturell auf Krisen eingestellt zu sein. Als langfristiges Ziel solle man bei der Zusammensetzung das Aufsichtsrates berücksichtigen, dass Restrukturierungserfahrung im Gremium vertreten sei.

Kompetenzen erweitern

Die befragten Aufsichtsräte weisen selbst auf die Relevanz von Fort- und Weiterbildung hin. Von Aufsichtsräten könne man nicht erwarten, dass sie die jeder Situation und wirtschaftlichen Lage geschuldeten Kompetenzen ideal abbilden könnten. Benötigt würden kontinuierliche externe Impulse.

Das Exzellenzprogramm für Aufsichtsräte der Frankfurt School beantwortet die Forderungen nach Professionalisierung der Aufsichtsratstätigkeit. Mit der modular aufgebauten Struktur von thematisch abgegrenzten Veranstaltungen trägt die Frankfurt School dem knappen Zeitbudget der Teilnehmer Rechnung und bietet eine maximale Flexibilität bei gleichzeitiger Wahrung eines Höchstmaßes an Qualität.

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