FRANKFURT SCHOOL

BLOG

Gemischtwarenladen Bank? – Konzentration auf Kernkompetenzen
Weiterbildung / 28. Februar 2020
  • Teilen

  • 4170

  • 0

  • Drucken
Prof. Dr. Schempf ist langjähriger Dozent für die Themenfelder Bankenaufsichtsrecht, Bankbetriebswirtschaft mit Schwerpunkt Anlage- und Wertpapiergeschäfte, strategisches Management und Controlling in Banken. Er steht für eine profunde und glaubwürdige Arbeit im Rahmen seiner Fachgebiete.

Autorenprofil

Mehr Blog Posts
Are you fit enough for alternative M&As?
Erforschung der Auswirkungen von KI auf die Zukunft der Arbeit
Schlüsselstrategien für Business Development in der dynamischen Geschäftswelt

Die Finanzwirtschaft steht weiterhin unter einem starken Veränderungsdruck. Um nachhaltig erfolgreich zu sein, raten Experten zu Umstrukturierungen und der Konzentration auf Kernkompetenzen. Damit ist eine Abspaltung einzelner Aktivitäten oder gar ganzer Geschäftsfelder von Nöten, denn ohne deutlichen Fokus verlieren Banken ihr Profil im Markt. Die Finanzkrise im Jahr 2008 gilt als Weckruf für die Bankenwelt. Eine branchenweite Neuerfindung bzw. auch die Rückbesinnung auf die Kernkompetenzen erschienen unausweichlich, um dem Abwärtsstrudel zu entkommen. Für die manche hieß das: Comeback des klassischen Bankenmodells anstelle des Gemischtwarenladen-Charakters. Doch nicht nur die Neudefinition des eigenen Leitbildes forderte die Banken heraus, denn nach der Krise wurden zusätzlich die Regulierungsbehörden auf nationaler und globaler Ebene aktiv – Regulierung und Aufsicht über die Finanzinstitute wurden merkbar intensiviert.

Organisatorische Verschlankung

Um strategisch an die Neuausrichtung heranzugehen, mussten sich die Vorstände und Aufsichtsräte zunächst mit den ausschlaggebenden Faktoren zur Beurteilung des eigenen Handeln befassen. Hierbei spielen vor allem die fehlende Profitabilität (Kosten/Leistung), steigender Kosten- bzw. Risikodruck oder eine notwendige Neupositionierung der Bank eine Rolle. Die Senkung absoluter Kostengrößen durch die Separierung von Leistungen trägt langfristig nachweislich zum Unternehmenserfolg bei. Ein gutes Beispiel für eine solche Abspaltung ist der Bereich der Immobilienfinanzierung. Entschließt sich eine Bank dazu, dass die Immobilienfinanzierung nicht weiter ein Teil des Portfolios darstellen soll, spart das Unternehmen sich den organisatorischen Aufwand ein, erwirtschaftet in dem Gebiet jedoch auch keinen Umsatz mehr. Zu prüfen ist dann, ob eine strategische Kooperation mit einem bedeutenden Immobilienfinanzierer Sinn macht.

Über das Portfolio hinausdenken

Eine Umstrukturierung sollte jederzeit einer ganzheitlichen Strategie unterliegen, Somit sind auch der optimale Umfang an Ressourcen, Personal, Kunden, Produkten, IT-Systemen etc. zu identifizieren und optimieren. Parallel dazu ist es aus technischer Sicht empfehlenswert, die Digitalisierung nicht aus den Augen zu verlieren und daher frühzeitig die Frage nach den systemgestützten Möglichkeiten zu klären. Die einen ziehen FinTechs in Betracht, andere Banken rudern zurück und setzen auf standardisierte Systeme ohne Anpassungsaufwand. Das soll Kosten einsparen, ein Best Practice gibt es an der Stelle jedoch noch nicht.

Risiko minimieren und Neugründungen in Betracht ziehen

Die Risikosituation verschärfte sich im Zuge der Krise maßgeblich. Ein Mittel, um dem entgegenzuwirken, ist die Auslagerung von Risiken aus den eigenen Büchern.
Durch die Umverteilung nicht werthaltiger und illiquider Finanzinstrumente in eine „Bad Bank“ kann das Eigenkapital entlastet und die Bilanz bereinigt werden. In Einzelfällen werden dadurch sogar die erforderlichen Grundlagen für die Inanspruchnahme öffentlich-rechtlicher Garantien oder Bürgschaften geschaffen. Die Trennung von Leistungsumfängen bietet darüber hinaus ebenfalls die Grundlage einer Neugründung. Es wäre denkbar, den jeweiligen Themenbereich in Form einer eigenständigen Bank zu etablieren. Man nennt diesen Vorgang auch Ausgründung (Carve Out).
Ein Carve Out ist allerdings mehr als nur das Outsourcing einzelner Geschäftsbereiche. Neben den betroffenen Produkten müssen betroffene Kunden, Prozesse, IT-Systeme und institutsinterne Abhängigkeiten in Folge dessen ebenfalls betrachtet werden. Für alle Quereinsteiger aus dem Bereich Management und Führung, die mit den aktuellen Herausforderungen der Bankenwelt konfrontiert werden, bieten wir den Zertifikatsstudiengang Banking für Akademiker an. Sie erhalten im Rahmen des Programms fundierte Grundlagen aus dem Bankwesen und werden mit dem Rüstzeug für Ihre tägliche Arbeit ausgestattet.  Wir Dozenten verfügen über eine breite Palette an wertvollem Fachwissen und geben Ihnen neben den Banking Basics auch alle wissenswerten Fakten zu aktuellen Trends und Strategien der Szene mit. Im Rahmen des Programms Banking für Akademiker stellen wir den Bezug zu bedeutenden Geschehnissen her und sind gerne bereit, ihre persönlichen Fragen zu klären und Szenarien durchzusprechen.

0 Kommentare

Senden