FRANKFURT SCHOOL

BLOG

Growth-Capital: Frühphasenfinanzierung als Schlüssel zur Zukunft
Weiterbildung / 17. März 2025
  • Teilen

  • 162

  • Drucken
Senior Programm Managerin Executive & Professional Education
Anke Welkoborsky ist federführend verantwortlich für die Entwicklung von Führungskräfte- und Nachwuchspotenzialprogrammen im Bereich Leadership Strategy & Innovation der Frankfurt School. Sie ist Diplom-Wirtschaftspädagogin und Diplom-Kauffrau mit Schwerpunkt Finance und verbindet klassisches Leadership-Wissen mit innovativen und zukunftsorientierten Themen. Seit über 20 Jahren arbeitet sie als Trainerin, Coach und Mediatorin und unterstützt Fach- und Führungskräfte dabei, ihr Potenzial voll auszuschöpfen. Mit ihrer Erfahrung und Expertise gestaltet sie nachhaltige Entwicklungsprogramme, die sowohl individuelle als auch unternehmerische Ziele vorantreiben.

Autorenprofil

Mehr Blog Posts
Agentische Künstliche Intelligenz: Von Co-Piloten zu Auto-Piloten im Audit
Die Zukunft heißt DORA - 4 Top Trainings
5 Practical Use Cases of AI in Financial Services

In der dynamischen Welt des Venture Capital (VC) ist es unerlässlich ständig up to date zu sein. Der Ausbau des Venture Capital-Ökosystems spielt eine entscheidende Rolle für die wirtschaftliche Zukunft. Start-ups sind die Innovationsmotoren unserer Zeit, und sie stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die sich gerade in Deutschland aufgrund politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten weiter verschärfen. Um die Zukunftsfähigkeit Deutschlands – und nicht nur die wirtschaftliche – zu sichern, ist es essenziell, dass diese ausreichend finanziert werden. Hierfür sind Wachstums- und Innovationskapital der Treibstoff.

WIN-Initiative als Treibstofflieferant

Es ist wichtig, privaten Investoren den Zugang zur Start-up-Szene zu eröffnen und ihnen Investitionsmöglichkeiten zu bieten. Dies fördert nicht nur die finanzielle Unterstützung von Start-ups, sondern auch die Diversifizierung der Investorenlandschaft.

Bundesregierung, Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Unternehmen und Verbände haben sich in der WIN-Initiative – Wachstums- und Innovationskapital für Deutschland – zusammengeschlossen und ein Bekenntnis für die Stärkung des Ökosystems formuliert. Die WIN-Initiative wurde im September 2024 auf dem Start-up-Gipfel Deutschland ins Leben gerufen.[1] Die Frankfurt School hat die Kooperationserklärung mitunterzeichnet und beteiligt sich aktiv an der Verbesserung der zukunftsentscheidenden Rahmenbedingungen – mit dem Community-Event Frankfurt Venture Hub und dem Zertifikatsprogramm „Certified Venture Capital Expert„.

Der gesetzliche Rahmen steht: Das Zukunftsfinanzierungsgesetz im Kontext der WIN-Initiative

Das Zukunftsfinanzierungsgesetz (ZFG) ist eine Initiative der Bundesregierung, um den Finanzplatz Deutschland wettbewerbsfähiger zu machen und insbesondere Start-ups, Wachstumsunternehmen und innovative Technologien zu fördern.  Die 5 wichtigsten Punkte der Gesetzesinitiative sind

  1. verbesserte Bedingungen für IPOs,
  2. Förderung von Wagniskapital und Innovation,
  3. Flexibilisierung der Anlageverordnung,
  4. Entwicklung eines Sekundärmarktes, Bürokratieabbau und
  5. internationale Attraktivität.

Deutschland muss aufholen: Angelsächsische Staaten sind federführend

Der aktuelle Venture-Capital-Markt zeigt eine interessante Dynamik und unterstreicht erneut den Stellenwert von Venture Capital in den angelsächsischen Märkten.

Im vierten Quartal 2024 stiegen die globalen Investitionen auf 108,6 Milliarden US-Dollar, das ist der höchste Wert seit dem Frühjahr 2023. Besonders auffällig waren acht Mega-Deals, die zusammen über 36 Milliarden US-Dollar einspielten, darunter ein einziger Deal im Umfang von 10 Milliarden US-Dollar. In Europa stiegen die VC-Investitionen auf 12,5 Milliarden US-Dollar, wobei Großbritannien die Liste der größten Investitionen anführt. Der VC-Markt in Deutschland hingegen verzeichnete deutliche Rückgänge an Investitionen – auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren. In den Amerika erlebte der Markt mit 78,7 Milliarden US-Dollar das stärkste Quartal seit 2022, während der asiatische Markt mit 15,6 Milliarden US-Dollar ein Rekordtief erreichte.[2]

Herausforderungen für die Akteure am VC-Markt

Limited Partner, wie Pensionsfonds, Stiftungen und vermögende Privatpersonen, investieren Kapital in VC-Fonds. Zur fundierten Portfoliooptimierung gilt es Risiken und Chancen von Investitionen zu verstehen sowie Strategien und Performance-Metriken der VC-Fonds zu bewerten.

Für Start-ups ist es entscheidend, erfolgreich Kapital zu akquirieren. Dazu müssen sie die Mechanismen des Venture Capital sowie die Erwartungen der Investoren verstehen, ihre Geschäftsmodelle und Pitch-Decks optimieren und effektive Verhandlungen führen.

Asset Manager, die für die Verwaltung von Investmentfonds verantwortlich sind, erschließen sich über VC-Investments eine neue Anlageklasse. Prägnante Informationen für ihre Kunden über die Chancen und Risiken von VC-Investitionen dienen der Kundengewinnung und Kundenbindung. Basierend auf fundierten Kenntnissen des Marktes, der Akteure und der Mechanismen sind maßgeschneiderte Anlagestrategien zu entwickeln und das Portfolio zu diversifizieren.

Family Offices verwalten das Vermögen wohlhabender Familien und suchen oft nach Möglichkeiten, ihr Portfolio zu diversifizieren. Um besser einschätzen zu können, welche Start-ups und VC-Fonds zu ihren Anlagezielen passen, bedarf es eines tieferen Verständnisses der Branche.

Neben den Investoren sind Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer weitere wichtige Akteure im Umfeld von Venture Capital.

Wagniskapital in Deutschland

In Deutschland gibt es eine Vielzahl bedeutender Investoren, die in verschiedene Sektoren investieren. Der größte Dachfonds mit einem Zielvolumen von 1 Mrd. Euro ist der Wachstumsfonds Deutschland der KfW Capital. Coparion ist ein weiterer bedeutender VC-Dachfonds in Deutschland, der sich auf die Finanzierung von Start-ups in der Wachstumsphase konzentriert. Er wird von der KfW Bankengruppe und dem ERP-Sondervermögen unterstützt. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Fonds, die direkt investiert sind, u.a. Global Founders Capital (GFC), HV Capital, High-Tech Gründerfonds (HTGF).

Wirtschaftliche Unabhängigkeit und Souveränität in Europa

Im europäischen Kontext trägt Venture Capital wesentlich zur strategischen Souveränität bei, indem es technologische Innovationen und wirtschaftliche Unabhängigkeit fördert, um die Abhängigkeit von externen Akteuren zu reduzieren. Das bedeutet – wie es die Stiftung Wissenschaft und Politik bereits 2022 formulierte[3] (Strategische Souveränität neu denken – Stiftung Wissenschaft und Politik) – mehr als nur militärische Sicherheit, sondern auch institutionelle Handlungsfähigkeit.

Fazit

Der VC-Gesamtmarkt in Deutschland schwächelt, bestimmte Sektoren wie KI und Cleantech stehen nach wie vor im Fokus der Investoren. Doch es zeigt sich auch, dass der deutsche VC-Markt trotz aktueller Herausforderungen Potenzial für Wachstum und Innovation bietet. Als tragende Wirtschaftsmacht in Europa muss Deutschland auch im VC-Markt eine tragende Rolle einnehmen. Initiativen wie die WIN-Initiative sind entscheidend, um die Rahmenbedingungen zu verbessern und den Zugang zu Kapital zu erleichtern. Die Frankfurt School of Finance & Management – als eine führende Business School und Teil der Initiative – wird hier Standards setzen, um gerade auch den Finanzplatz Frankfurt als zentrale Anlaufstelle im Nicht-angelsächsischen Raum zu positionieren.

 

[1] https://www.kfw.de/%C3%9Cber-die-KfW/Newsroom/Aktuelles/WIN-Initiative.html

[2] Venture Pulse Report Q4/2024 – KPMG in Deutschland

[3] Strategische Souveränität neu denken – Stiftung Wissenschaft und Politik

0 Kommentare

Senden