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Krankenhausmanagement: Was ein Leitender Arzt über Investition und Finanzierung wissen muss
Weiterbildung / 2. Juli 2020
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Professor Dr. Georg Schlichting ist Professor für Volkswirtschaft & Quantitative Methoden an der Hochschule Koblenz. Außerdem ist er Dozent und Autor. Seine Fachgebiete sind Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre, Financial Planning/Consulting sowie Statistik.

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Etwas Theorie zuerst: Eine Investition stellt eine zielgerichtete und regelmäßig langfristige Bindung finanzieller Mittel in bestimmten Vermögenswerten dar, um zukünftig Einzahlungen zu erzeugen, die die ursprünglichen Ausgaben übersteigen. Wird eine Investition verwirklicht, kommt es zu einem Abfluss von Zahlungsmitteln. Investitionen sind damit Kapitalverwendungsvorgänge, durch die freies Kapital in gebundenes Kapital umgewandelt wird. Übertragen auf das Krankenhausmanagement einer Klinik, eines Klinikverbundes oder -konzerns etc. bedeutet das beispielsweise die Investition in ein neues MRT, in Robotik, ein zukunftsfähiges KIS oder einen kompletten Neubau, so dass finanzielle Mittel gebunden sind und nicht für andere Zwecke zur Verfügung stehen. Ziel einer solchen Investition im Krankenhaus ist es, zukünftig für mehr Patienten mit besseren Informationen eine bessere Medizin zu betreiben und damit weitere Einzahlungen zu verwirklichen.

Konsequenzen von Investitionen im Krankenhausmanagement

Investitionen werden durchgeführt, um definierte Ziele oder Veränderungen in einer Klinik zu erreichen. Um eine fundierte Investitionsentscheidung treffen zu können, müssen sämtliche Veränderungen, die durch die Investition ausgelöst werden, erfasst und einer ökonomischen Bewertung zugeführt werden. Es muss also abgewogen werden zwischen verschiedenen Möglichkeiten der Mittelverwendung – denn Geld kann trotz anderslautender Gerüchte nur einmal ausgegeben werden. Nur wenn dies gelingt, kann es zu einer objektiven Investitionsentscheidung kommen. Dabei sind quantitative Konsequenzen zahlenmäßig messbar und zeigen sich in den geplanten Ein- und Auszahlungen bzw. dem Zahlungsstrom einer Investition. Bei den qualitativen Konsequenzen handelt es sich um Auswirkungen, die zahlenmäßig nicht messbar sind wie etwa Prestigegewinn des Krankenhauses oder der Klinik, Erhöhung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit oder der Verbesserung von Arbeitsbedingungen.

Investitionsrechnung und Finanzplanung für Mediziner im Klinikalltag

Geplante Investitionsmaßnahmen müssen gerechnet werden! Damit Leitende Krankenhausärzte in Budgetverhandlungen und Diskussionen mit ihren Verwaltungen sprech- und argumentationsfähig sind, sollten sie die Grundlagen der Investitionsrechnung kennen und verstanden haben. Zur Beurteilung der Wirtschaftlichkeit einer Investition lassen sich statische und dynamische Verfahren unterscheiden. Bei den statischen Verfahren handelt es sich um einfache Vergleichsrechnungen, die auf einer Durchschnittsperiode beruhen, deren Gültigkeit für die gesamte Laufzeit einer Investition angenommen wird. Diese Anwendung ist relativ einfach und kostengünstig mit einer vergleichsweise hohen praktischen Relevanz. Dagegen werden bei den dynamischen Methoden die Zahlungsströme zeitlich exakt erfasst. Sie bilden die Realität deutlich genauer ab, sind allerdings mit einem höheren Rechenaufwand verbunden. Ein vollständiger Finanzplan (VOFI) kann dieses Dilemma lösen. Der VOFI hat die Aufgabe, wie die beschriebenen Verfahren, die Vorteilhaftigkeit einer Investition zu bestimmen. Der Vorteil besteht darin, dass die Defizite dieser Verfahren nicht übernommen werden, da es möglich ist, ihn so zu gestalten, dass nur die relevanten Daten aufgenommen werden, um so die Komplexität zu reduzieren.

Fazit

Die verschiedenen Verfahren der Investitionsrechnung helfen, Investitionsentscheidungen in quantitativer Hinsicht zu beurteilen. Die dynamischen Verfahren sind den statischen Verfahren in der Regel vorzuziehen, da sie mehr Informationen zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit verwenden und daher ein besseres Bild der Realität zeichnen. Zur Prognose der Vorteilhaftigkeit einer Investition ist jedoch der vollständige Finanzplan noch besser geeignet.

Nun sind Leitende Krankenhausärzte eben Mediziner und keine Manager. Im praktischen Klinikmanagement werden sie daher die beschriebenen Verfahren eher nicht selber anwenden. Aber sie haben die Verantwortung, Investitionsentscheidungen anzustoßen und sie nicht nur medizinisch zu begründen, sondern sie auch ökonomisch beurteilen zu können.

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