Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Die Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C, wie sie im Pariser Klimaschutzabkommen vereinbart wurde, setzt voraus, dass in erheblichem Umfang in kohlenstoffarme Technologien investiert wird. Allerdings werden Investitionen des Privatsektors in klimafreundliche Technologien durch Marktfriktionen wie externe Effekte von Emissionen und Spillover-Effekte von klimafreundlichen Innovationen behindert. In jüngster Zeit wird in der wissenschaftlichen Literatur zunehmend die Rolle funktionsfähiger Finanzmärkte als Voraussetzung für klimafreundliche Investitionen hervorgehoben. In einer neuen Veröffentlichung stellen mein Co-Autor Christian Haas und ich eine theoretische Analyse von Investitionen in klimafreundliche Technologien sowie die Rolle der Finanzmärkte bei diesen Investitionen vor. In unserem Beitrag wird (i) ein erster theoretischer Mechanismus skizziert, der erklärt, wie Informationsasymmetrien zwischen Kreditgebern und Kreditnehmern zu einer Kreditrationierung und damit zu einem für die Gesellschaft unerwünscht niedrigen Niveau klimafreundlicher Investitionen führen können, und (ii) analysiert, wie verschiedene politische Interventionen dieses Problem lösen könnten.
In unserem Modell analysieren wir die Entscheidungen von drei Typen von Akteuren: die Unternehmen (Kreditnehmer), die Banken (Kreditgeber) und der Staat. Die Unternehmen haben die Wahl zwischen der weiteren Verwendung einer umweltschädlichen Technologie und einer sauberen/klimafreundlichen Technologie, die eine risikoreiche Anfangsinvestition, wie etwa Ausgaben für Forschung und Entwicklung, erfordert. Die Unternehmen sind zudem heterogen in Bezug auf (i) ihre umweltbelastende Technologie, d.h. es gibt Unternehmen mit hohen und Unternehmen mit niedrigen Emissionen, und (ii) die Wahrscheinlichkeit, dass sie erfolgreich in eine neue klimafreundliche Technologie investieren. Für diese Investitionen ist eine externe Finanzierung erforderlich, d.h. ein Bankkredit. Infolge der asymmetrischen Information kann die Bank nicht zwischen verschiedenen Unternehmenstypen unterscheiden.
Ohne ein Eingreifen der Politik fallen die Investitionen in kohlenstoffarme Technologien aus gesellschaftlicher Sicht deutlich zu niedrig aus. Der Staat kann hier Abhilfe schaffen, indem er eine adäquate Emissionssteuer einführt. Eine solche Steuer bietet Anreize, insbesondere für Unternehmen mit hohen Emissionen, auf klimafreundliche Technologien umzusteigen. Bedingt durch die asymmetrische Information kann die Bank jedoch nicht zwischen Unternehmen und ihren Erfolgswahrscheinlichkeiten unterscheiden. Die Banken bieten Kreditkonditionen an, die nur von Unternehmen mit geringen Risiken akzeptiert werden können. Unternehmen mit höheren Risiken erhalten keine Finanzierung für ihre klimafreundlichen Investitionen, obwohl diese gesellschaftlich wünschenswert wären. Dieses Problem der Kreditrationierung kann durch zusätzliche staatliche Interventionen gelöst werden. Eine staatliche Zinssubvention oder eine staatliche Kreditgarantie können die Kreditrationierung eliminieren und zum optimalen Ergebnis führen.
Darüber hinaus analysieren wir die Dynamik dieser politischen Interventionen. Wenn es Lerneffekte gibt, wird auch ohne politische Interventionen auf dem Kreditmarkt die Kreditrationierung aufgrund des abnehmenden Risikos klimafreundlicher Investitionen abgeschafft. Somit ist jede politische Intervention auf dem Kreditmarkt zeitlich begrenzt. Auf der anderen Seite fallen Verzögerungskosten an, wenn der Staat keine Maßnahmen gegen die Kreditrationierung ergreift.
Unsere Analyse zeigt, dass eine Kreditrationierung wahrscheinlicher ist, wenn kohlenstoffarme Technologien noch unausgereift und risikoreich sind. Die Wahrscheinlichkeit steigt weiter, wenn die Finanzinstitute nicht in der Lage sind, diese Risiken zu prüfen und zu bewerten. In Ländern mit einem schwach entwickelten Finanzsektor stellt die Kreditrationierung daher ein potenzielles Problem dar. Die Politik kann mit Hilfe von Finanzierungsinstrumenten Friktionen an den Kreditmärkten entgegenwirken. Kreditgarantien und Zinssubventionen können das Problem der Kreditrationierung lösen. Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Kreditrationierung für Unternehmen, die in bewährte saubere Technologien in Industrieländern wie den USA oder der EU investieren, zu einem ernsthaften Problem wird.
Unabhängig von der Problematik einer möglichen Kreditrationierung ist ein CO2-Preis die beste Option, um Unternehmen zum Umstieg auf kohlenstoffarme Technologien zu bewegen, da die Unternehmen die sozialen Kosten der Emissionen internalisieren und Unternehmen mit hohen Emissionen sich dafür entscheiden, ihre umweltschädliche Produktionstechnologie durch eine saubere Alternative zu ersetzen. In einer Zusatzanalyse betrachten wir die Situation, in der eine Emissionssteuer (politisch) nicht umsetzbar ist. Wir zeigen, dass die Subventionierung kohlenstoffarmer Investitionen mittels Zinssubvention als Alternative zur Förderung dieser Investitionen eingesetzt werden kann. Damit einher gehen jedoch eine geringere Sozialleistung und höhere öffentliche Ausgaben.
Unsere dynamische Analyse zeigt potenziell negative Anreize für politische Entscheidungsträger auf. Insgesamt nimmt der positive Wohlfahrtseffekt staatlicher Interventionen, die eine Kreditrationierung verhindern, mit dem Risiko sauberer Technologien zu: Je unausgereifter und risikoreicher eine klimafreundliche Technologie ist, desto nützlicher ist eine politische Intervention. Der Nutzen tritt jedoch nicht sofort ein, sondern erst nach einem längeren Zeitraum, der von dem Ausmaß der Lerneffekte abhängt. Bei eher ausgereiften und weniger risikoreichen sauberen Technologien ist der gesellschaftliche Nutzen der staatlichen Unterstützung insgesamt geringer, tritt aber relativ schnell ein. Je kurzsichtiger die politischen Entscheidungsträger also sind, desto wahrscheinlicher wird es, dass diese ausgereifteren sauberen Technologien von der Politik unterstützt werden. Eine staatliche Unterstützung für risikoreichere klimafreundliche Technologien ist in weniger entwickelten Volkswirtschaften jedoch gesellschaftlich gesehen von größerem Nutzen.
Zusammenfassend lassen sich aus unserer Analyse folgende Schlussfolgerungen ableiten:
Die aktuelle Version der vollständigen Publikation kann hier heruntergeladen werden. Weitere Veröffentlichungen der Forschungsgruppe des FS-UNEP Centre finden Sie auf unserer Website.