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Niedrigzinspolitik – aber wieso?
Weiterbildung / 4. Februar 2020
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Programm Managerin
Annette Blanks Schwerpunkte liegen darin, bankfachliche Themen für unterschiedliche Zielgruppen praxisnah zu konzipieren und in adäquate Lernformen und Trainingseinheiten umzusetzen, wie z. B. Zertifikatsstudiengänge, Seminare oder Blended Learning-Konzepte.

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Das Thema Geldpolitik ist im Bereich Banking das Kernthema schlechthin. Der Begriff umfasst jegliche Maßnahmen der Regierung und der Zentralbank, die beispielsweise den Geldumlauf, die Zinshöhe, die Anzahl der Kredite oder Ähnliches beeinflussen. Selbst Neueinsteigern in das Thema Banking denken bei diesen Begriffen direkt an die Europäische Zentralbank (EZB). Und das zurecht, denn Sie verfügt über die geldpolitische Verantwortung. Wie ihre Struktur aussieht, was ihre Aufgaben und Ziele sind und wieso seitens der EZB weiterhin an der Niedrigzinspolitik festgehalten wird, erklären wir in diesem Blogartikel.

Aufbau des europäischen Zentralbankwesens

Nach Erreichung der dritten Stufe der Wirtschafts-und Währungsunion am 01.01.1999 wurde der Euro als offizielle Währung der damals 11 EU-Mitgliedsstaaten eingeführt. Mittlerweile ist diese Zahl auf 19 Mitgliedstaaten angestiegen. Eine Währungsunion dieser Größe, die erhebliche Entwicklungsunterschiede zwischen den einzelnen Ländern aufweist, könnte komplexer nicht sein. Dementsprechend viel Wert legte man auf eine gut durchdachte Struktur und Organisation.

Die EZB, mit Hauptsitz in Frankfurt am Main, ist eine supranationale, also überstaatliche Institution. Sie ist der integrale Bestandteil des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB) der zusätzlich noch aus den einzelnen nationalen Zentralbanken der EU-Staaten besteht. Sie hat eine eigene Rechtspersönlichkeit und beschäftigt aktuell circa 3.500 Mitarbeiter. Außerdem ist sie intern in drei Beschlussorgane gegliedert. Dem Rat der EZB unterliegt die Entscheidungsgewalt. Er setzt sich aus den Präsidenten aller nationalen Banken der EU zusammen und wird durch die sechs Direktoriums-Mitglieder ergänzt. Das Direktorium ist für die Durchführung der vom Rat beschlossenen politischen Entscheidungen zuständig. Er besteht aus dem Präsidenten (Frau Christine Lagarde seit dem 1. November 2019), dem Vize-Präsidenten (Herr Luis de Guindos seit dem 01. Juni 2018) und vier weiteren Personen. Das dritte Organ ist der sogenannte „erweiterte Rat“. Dieser besteht solange noch nicht in jedem EU-Staat der Euro als Landeswährung etabliert wurde. Seine Aufgabe ist es, geldpolitische Themen zu diskutieren, ihm obliegt allerdings nicht das Recht, Beschlüsse zu erlassen. Ein detailliertes Organigramm der EZB finden Sie hier.

Was sind die Aufgaben der EZB?

Die Hauptaufgabe der EZB ist die Steuerung der Geldpolitik sowie die Gewährleistung der Preisstabilität. Sie führt außerdem Devisengeschäfte durch und ist für das Portfoliomanagement, also die Haltung offizieller Währungsreserven (z.B. Dollar, Yen) zuständig. Auch ein reibungsloser Ablauf der Zahlungssysteme gilt als Aufgabe der EZB. In der Erfüllung ihrer Tätigkeiten ist sie sie dabei verpflichtet, unabhängig von politischen Weisungen zu agieren, damit eine unabhängige Geldpolitik realisiert werden kann.

Das aus den Aufgaben resultierende Ziel ist die nachhaltige Entwicklung Europas auf der Grundlage einer ausgewogenen Wirtschaft und einer wettbewerbsfähigen sozialen Marktwirtschaft sowie, damit verbunden, eine Vollbeschäftigung und sozialer Fortschritt.

Die Niedrigzinspolitik – Fluch und Segen zugleich?

Christine Lagarde folgte Mario Draghi Ende 2019 an die Spitze der EZB. Viele hofften hierbei auf ein Ende der Niedrigzinspolitik, über die wir bereits 2017 berichteten. Vor allem den Anlegern wäre ein Wandel recht, denn dies erhalten für ihr Geld aktuell keine bis sehr wenig Zinsen. Daran hält Lagarde und damit die EZB allerdings weiter fest.
Beim Niedrigzins handelt es sich um die Senkung des Leitzinses auf null Prozent. Daraus ergibt sich die Möglichkeit für Unternehmen, günstig an Kredite zu kommen. Das ist einer der Hauptgründe für die Niedrigzinspolitik der EZB. Sie nutzt dieses Instrument um die Wirtschaft anzukurbeln. In Zeiten von Wirtschaftswachstum erhöhen sie die Zinsen, um die Konjunktur zu bremsen, in wirtschaftlich schwachen Phasen senken sie die Zinsen, um ein dramatisches Tief abzuwenden. Ein Ende der Niedrigzinspolitik ist aktuell nicht in Sicht. Politiker und Ökonomen streiten sich in den Medien regelmäßig zu diesem Thema.

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