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Organisationale Herausforderungen für den Einsatz der Blockchain-Technologie
Research & Advisory / 15. Mai 2019
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Doctoral Student Class of 2018
Friedrich Holotiuk is a Ph.D. candidate in Management Information Systems at Frankfurt School. He works as a research associate at the ProcessLab. He received his M.Sc. in Management and his B.Sc. in Business Information Systems from Frankfurt School.

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Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sich Unternehmen intensiv mit digitalen Innovationen auseinandersetzen. Allerdings scheinen für die Entwicklung und für die Adoption digitaler Innovationen andere Herausforderungen als bei bisherigen Innovationen zu gelten. Daher greifen die verfügbaren Vorgehensmodelle für die organisationale Adoption zu kurz. Die Blockchain ist eine dieser digitalen Innovationen. Die Charakteristika von Blockchain deuten darauf hin, dass ihr Einsatz andere Anforderungen als bisherige Technologien stellt.

Damit stellen sich Fragen für die organisatorische Gestaltung der Adoption von Blockchain: Wer analysiert den Einsatz von Blockchain für bestehende Prozesse? Wer ist im Unternehmen zuständig für die Entwicklung von Prototypen? Wer koordiniert den internen Wissensaufbau zum Einsatz von Blockchain?

Adoption von Blockchain läuft hinterher

Obwohl technologische Innovationen i.d.R. zu erheblichen Verbesserungen von Effizienz und Effektivität führen, stellt ihre Einführung eine große Herausforderung dar. Es ist daher kein Zufall, dass die „Adoption“ von neuen Technologien ein Kerngebiet der Wirtschaftsinformatik darstellt.

Eine neu aufkommende digitale Innovation ist die Blockchain-Technologie. Hinsichtlich des disruptiven Potenzials von Blockchain sind insbesondere Auswirkungen auf Geschäftsmodelle zu beachten. Die Liste der betroffenen Branchen ist lang und reicht von der Finanzbranche über den Gesundheitsbereich bis hin zur Energiebranche. Trotz des verheißungsvollen Potenzials und der zahlreichen Anwendungsfälle ist allerdings zu beobachten, dass die Adoption von Blockchain den Erwartungen hinterherläuft. Noch immer sind viele Fragen ungeklärt und die zahlreichen Probleme wie Skalierbarkeit, Kosten, fehlende Standards und Volatilität der Transaktionswährung bestehen weiterhin.

Fünf Faktoren sind für die organisationale Adaption entscheidend

Um die organisationalen Herausforderungen bei der Adoption von Blockchain zu ermitteln, haben wir eine Untersuchung durchgeführt, die auf elf Experteninterviews mit Innovationsmanagern und Operationsmanagern in der Finanzbranche beruht. Die Vielzahl der ermittelten Faktoren für die Adoption lässt sich in fünf Gruppen zusammenfassen:

  1. Technologische Aspekte: Leistungsfähigkeit von Blockchain; Spezifikation von „Fertig-Lösungen“ von Blockchain-Systemen
  2. Organisationsstruktur: Anpassung von Arbeitsabläufen und Zuständigkeiten; Zusammenstellung und Zusammenarbeit von Teams
  3. Menschen: Wahrnehmung der neuen Technologie und Aufbau von Fähigkeiten, die den Einsatz von Blockchain ermöglichen
  4. Projektmanagement: Koordination der verschiedenen Maßnahmen zum Einsatz von Blockchain
  5. Umfeld: Weiterentwicklung von Blockchain (inklusive der fortschreitenden Standardisierung) durch Konsortien; Entwicklung neuer Anwendungsfälle mit Partnern

Die Abbildung zeigt das unserem Forschungsprojekt zugrunde gelegte Framework.

Handlungsempfehlungen

Der Einsatz von Blockchain kann nur erfolgreich sein, wenn die passenden Maßnahmen für die organisationale Adoption ausgewählt werden. In unserer Forschung konnten wir eine Vielzahl von Faktoren identifizieren. Häufig wirken die Faktoren jedoch nicht nur in eine Richtung. Letztlich geht es um ein Wechselspiel unterschiedlicher Faktoren, das mit verschiedenen Maßnahmen sorgfältig ausbalanciert werden muss. Spannungsfelder bestehen z.B. hinsichtlich der Verantwortlichkeiten auf der Business-Seite bzw. auf der IT-Seite sowie der Entwicklung von eigenen Anwendungsfällen bzw. der gemeinsamen Entwicklung mit Partnern.

Entscheidend ist, dass das Management aus den Faktoren die entscheidenden Maßnahmen für das Unternehmen ableitet. Während die identifizierten Faktoren weitgehend unabhängig vom Unternehmen wirken, ist es wichtig, dass die Maßnahmen an das jeweilige Unternehmen angepasst werden. Das bedeutet, dass neben der technologisch passenden Lösung für Blockchain auch die organisatorischen Maßnahmen stärker in den Vordergrund rücken müssen. Für jedes Unternehmen muss ein passender Ansatz, der sich aus Technologie- und Management-Maßnahmen zusammensetzt, gefunden werden. Dabei kann sich das Management auch schrittweise einzelnen Faktoren nähern und muss nicht alle mit einem umfassenden Ansatz abdecken.

Die organisationale Adoption ist ein komplexer Prozess aus Technologieinnovation und Veränderungsmanagement, bei dem sich das Ende und der Anfang nur schwer definieren lässt. Außerdem befinden sich Unternehmen immer in unterschiedlichen Stadien der organisationalen Adoption. Dies muss das Management bei der Auswahl der Maßnahmen berücksichtigen.

Weitere Informationen

Mehr zu der durchgeführten Untersuchung findet sich in idem gleichnamigen Beitrag der Autoren in der Fachzeitschrift „BIT. Banking und Informationstechnologie“.

Die Konferenz „Prozessautomatisierung: Von smarten Prozessen zu smarten Unternehmen“ bietet eine Plattform für den Erfahrungsaustausch zur Weiterentwicklung von Geschäftsprozessen in Banken. Insbesondere geht es darum, wie neue Technologien wie Blockchain und Künstliche Intelligenz eingesetzt werden können, um die Institute leistungsfähiger zu machen. Organisiert wird die Konferenz vom ProcessLab der Frankfurt School of Finance & Management.

Co-Autor
Jürgen Moormann, Professor for Bank and Process Management at Frankfurt School

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