Alles begann bereits vor vier Jahren mit der European Payment Initiative (EPI), gegründet von sechzehn europäischen Banken aus den wichtigsten SEPA-Ländern und Zahlungsdienstleistern um den US-amerikanischen Bezahlsystemen und Kreditkarten Paroli zu bieten.
Man wollte Großes schaffen. Die 13 in Europa etablierten Kartensysteme wie etwa Carte Bleue oder Girocard ablösen. Eine App sollte P2P-, E-Commerce und M-Commerce-Transaktionen sowie Geldabhebungen möglich machen, inklusive Instant Financing per Knopfdruck bei der Hausbank oder per pay-later-Funktion.
Namhafte Unterstützer fand man in der Europäischen Zentralbank und der Europäischen Kommission. Ein Name war auch schnell gefunden: Wero – ein Kunstwort, zusammengesetzt aus dem Englischen „We“ (wir) und „Euro“ sowie in Anlehnung an das italienische „vero“ (wahr).
Nach Aussage der teilnehmenden Banken und von Martina Weimert, CEO der EPI Interim Company, sollte der ganze Spaß allerdings einen Milliardenbetrag kosten. Dann passierte lange Zeit wenig, einige Banken hatten die Initiative zwischenzeitlich sogar verlassen. Gab es einfach zu viele unterschiedliche Interessen und nationale Lösungen, die sich in der einheitlichen europäischen Antwort wiederfinden sollten?
2024 kam wieder Bewegung in die ganze Geschichte. Am 8. April 2024 trat die neue EU-Instant Payment Verordnung in Kraft. Die Umsetzung soll von den Banken und Zahlungsdienstleistern verpflichtend in zwei Wellen erfolgen:
Erste Welle bis Januar 2025:
Zweite Welle bis Oktober 2025:
Die Umsetzung der Verordnung wird die Banken viel Geld und Ressourcen kosten und gleichzeitig bedeutet es Ertragseinbußen durch die Preisharmonisierung. Aber der Bummelzug Instant Payment soll endlich zu einem Hochgeschwindigkeitszug werden, da die Nutzung von Instant Payment im einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum (SEPA) noch stark hinter den Erwartungen der EU zurück liegt.
Wenn mehr Instant Payment genutzt wird, erhöht das die strategische Autonomie des europäischen Wirtschafts- und Finanzsektors, so der Gedanke der EU. Dies – und jetzt wird es spannend – macht den Weg frei für neue innovative Zahlungsverkehrslösungen außerhalb der Angebote der übermächtigen nicht europäischen Zahlungsdienstanbieter, wie Alipay, Google/Apple Pay, Mastercard, VISA, PayPal.
Dann am 2. Juli 2024 war es endlich soweit und Wero ist mit seinem ersten Zahlungsdienst an den Start gegangen. Dieser basiert auf Instant Payments und wirbt dabei direkt mit den Features der neuen EU-Verordnung:
Die Aktivierung und Handhabung von Wero soll denkbar simpel sein: Kunden sollen oder können Wero (einfach) als Zahlungsdienst in der Banking App der Hausbank aktivieren und dabei ihre Mobilnummer oder E-Mail-Adresse hinterlegen. Eine weitere App wird nicht benötigt. Gezahlt wird zwar von Bankkonto an Bankkonto, aber es muss nicht die lange IBAN angegeben werden, die sich niemand merken kann, sondern nur die vorher hinterlegte Mobilnummer oder E-Mail-Adresse.
Für Konsumenten und Privatpersonen hört sich das nach einer guten und konkurrenzfähigen Alternative zu den Lösungen der US-amerikanischen Platzhirsche an, wie beispielsweise PayPal. Aber noch fehlt es an Reichweite. Zum Start ist nur die belgische KBC und Teile der deutschen Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken dabei. Weitere europäische Banken sollen folgen, vermutlich 2025. Bis dahin muss die erste Welle der Instant Payment EU-Verordnung umgesetzt sein.
Wero kommt ohne Käuferschutz, aber das konnte Paydirekt, bekanntlich eine Lösung nur für den deutschen Markt, so wie es aktuell aussieht, nach neun Jahren auch nicht vor dem Aus schützen.
Auch die Zahlungsprovider hat man diesmal nicht vergessen. Worldline und Nexi sind EPI-Gründungsmitglieder und Computop hat jüngst verkündet, Wero in seiner Payment Platform aufzunehmen, erste Piloten mit Händlern sind für Q4 geplant. Daneben sind die EPI-Verantwortlichen in vielversprechenden Gesprächen mit Amazon und chinesischen E-Commerce Plattformen.
Für Händler könnte sich Wero als kostengünstige Alternative erweisen, da der Preis für eine Instant Payment vermutlich deutlich günstiger sein wird als der Preis, den PayPal oder die Kreditkartengesellschaften aktuell für Ihre Dienstleistung aufrufen.
Gibt man „Wero“ in der Google Suche ein, erscheint die Wero Homepage der EPI nur auf Platz 2. Ist das von Google so gewollt? Oder passte das nicht mehr in das Marketing-Budget der EPI? Der erste Treffer führt nämlich auf die Seite der WERO GmbH & Co. KG Onlineshop. Hier werden Erste-Hilfe-Koffer, Notfallausrüstungen und Haut- und Arbeitsschutzartikel vertrieben. Hier kann aktuell noch nicht per Wero gezahlt werden, nur die Lgos von PayPal und VISA erscheinen. Da sollte noch nachjustiert werden. Ansonsten ist die Wero Homepage der EPI aus meiner Sicht sehr gelungen.
Der Zahlungsverkehr ist nach wie vor ein Top-Thema für die Bankwirtschaft und für Unternehmen. Wichtig für Unternehmen aus der Industrie- und Finanzbranche. Insbesondere für Mitarbeitende aus den Abteilungen Treasury, Finanzen und Zahlungsverkehr sowie für Bankmitarbeitende aus den Bereichen Zahlungsverkehr, Electronic-Banking und Cash Management. Für diese Berufsgruppen sind daher regelmäßige Wissens-Updates zu aktuellen Entwicklungen und Zukunftstrends unerlässlich.