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Praxisprojekt als Finale der Vertiefung Wirtschaftsinformatik – Teil 1 Projektaufgabe
Bachelor in Business Administration / 8 April 2021
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Professor of General Business Administration and Business Informatics
Prof. Dr. Peter Roßbach is Professor of General Business Administration, with emphasis on Applied Business Informatics and Information Technology.

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Was ist das Praxisprojekt?

Im Vergleich zu den früheren Diplomstudiengängen, bei denen die Abschlussprüfungen in der Regel fächerübergreifend nach Themenclustern stattfanden, wurde mit den Bachelor-Studiengängen die kursbezogene Prüfung jeweils am Ende oder auch schon während des Kurses eingeführt. Auch wenn dieser Modus einige Vorteile aufweist, entsteht damit als entscheidender Nachteil, dass die Verknüpfungen zwischen den einzelnen Kursen nun deutlich schwerer hergestellt und in den Köpfen der Studierenden gefestigt werden können. Dies hat einerseits mit der Isolation der Kurse zu tun und andererseits mit dem Umstand, dass sich die Prüfungen der Inhalte nun auf verschiedene Semester verteilen. Dabei lässt sich feststellen, dass Wissen aus früheren Semestern in späteren Semestern häufig nur noch unzureichend vorhanden ist.

Basierend auf dieser Erkenntnis habe ich im Jahre 2000, als ich mit der Gestaltung des Bachelors in Wirtschaftsinformatik betraut wurde, die Idee entwickelt, über die letzten beiden Semester ein großes Projekt zu schaffen, an dem alle Studierenden eines Wirtschaftsinformatikjahrgangs als Team teilnehmen müssen. Das Ziel bestand darin, jeweils Projektaufgaben zu finden, bei deren Bearbeitung das Wissen, das in den Semestern des Studiums erlangt wurde, anzuwenden, um damit den oben genannten Nachteil der Bachelor-Konstruktion auszugleichen.

Überdies können im Rahmen eines derartigen Projektes auch Soft-Skills erlernt und trainiert werden, die im Rahmen eines klassischen akademischen Kurses kaum in dieser praktischen Form zu vermitteln sind. Dazu gehören beispielsweise die Wichtigkeit der Kommunikation untereinander sowie alles, was mit Projektplanung und -durchführung zu tun hat.

Es schien mir darüber hinaus wichtig, dass die Gruppe sich in allen Belangen selbst organisiert und ich als Dozent lediglich die Rollen des Auftraggebers und des Beraters einnehme. Damit müssen sich in der Gruppe Team- und Leitungsstrukturen bilden, wobei die Personen mit Leitungsfunktionen nicht über Sanktionsmechanismen verfügen, um die einzelnen Gruppenmitglieder zur Mitarbeit zu bewegen. Stattdessen muss dies über motivatorische Mechanismen erfolgen, die zu erlernen auch ein Teil der Soft-Skills ist.

Um so viel wie möglich von einem solchen Projekt mitzubekommen, werden die Teilnehmer ermutigt, von Zeit zu Zeit die Rolle zu wechseln und auch mal Aufgaben zu übernehmen, bei denen man noch nicht so firm ist und ggf. eine Fähigkeitslücke schließen kann. So muss beispielsweise die Projektleitung in der Mitte des Projektes einmal komplett wechseln. Entsprechend wird die Bewertung eines solchen Projektes auch nicht ausschließlich aus dem qualitativen Projektergebnis abgeleitet, sondern vor allem auch aus den Bemühungen der Einzelnen bei der Lösungserarbeitung. Das Machen von Fehlern ist dabei ausdrücklich erwünscht, da aus diesen die stärksten Lerneffekte erwachsen.

Wie läuft das Praxisprojekt ab?

Das sog. Praxisprojekt ist als eigenständiger Kurs innerhalb des Bachelor-Programms konstruiert. Für die Mitarbeit an dem Projekt erhält jeder Studierende somit das für einen Kurs veranschlagte Stundensoll, das mindestens erfüllt werden muss, um den Kurs zu bestehen. Am Ende des Projektes wird das Ergebnis vorgestellt und jeder Studierende hält einen Vortrag über seine Tätigkeiten sowie die Lessons-Learned.

Die Projekte starten immer mit einem Auftrag, der wie eine Geschäftsidee eher vage formuliert ist und dann zunächst in einer fachlichen Konzeption mit der notwendigen begleitenden Organisation gestaltet werden muss. Dies hat dann Züge eines Startups. Im Anschluss an die fachliche Konzeption findet die technische Umsetzung statt, die in einem funktionsfähigen Prototyp endet. Es wird von meiner Seite Wert auf eine agile Vorgehensweise gelegt, womit die oft starren Grenzen zwischen fachlicher und technischer Konzeption und Umsetzung verschwimmen. Zudem lege ich Wert auf die Verwendung moderner Technologien, um auch hier die für die Zukunft notwendigen Skills zu erlangen. Im Laufe der Zeit sind so bislang 17 Projekte durchgeführt worden, die alle erfolgreich beendet wurden. Typische Projekte waren die Konzeption und Implementierung einer Crowdfunding-Plattform, die Entwicklung eines Carsharing-Dienstes auf Basis von Blockchain-Technologien sowie die Entwicklung eines Blockchain-Systems zur Aufdeckung von Tachomanipulationen bei KFZ. Aktuell wird ein System zum Management und zur Bewertung von Software-Risiken unter Verwendung einer Graphendatenbank erstellt.

Ein Hausaufgabenverwaltungssystem als Projektauftrag

Für den letzten Absolventenjahrgang bestand die Aufgabe in der Erstellung eines Hausaufgabenverwaltungssystems zur Unterstützung der akademischen Lehre. Hintergrund dieser Projektidee war die in vielen Kursen gemachte Feststellung, dass ein gewisser Bodensatz an Studierenden nur unregelmäßig bis gar nicht ihre Hausaufgaben machen. Obwohl derartige Hausaufgaben den Zweck haben, das Verständnis und das frühzeitige Beschäftigen mit der Materie zu fördern, verfolgen die Betroffenen lieber die Strategie, sich das Wissen kurz vor der Prüfung reinzupauken. Dies funktioniert bei einigen Fächern jedoch nicht. Überall dort, wo nicht nur das Erfassen von Wissen, sondern auch das Erfahren, z.B. in Form von Übung, eine wichtige Rolle spielt, spiegelt sich die Strategie des kurzfristigen Lernens negativ in den Leistungsbewertungen wider. Ein praktikabler Lösungsansatz ist hier, das Machen der Hausaufgaben als einen Teil der Prüfungsleistung zu definieren und mit einer entsprechenden Punktzahl zu bewerten. Dies lässt sich organisatorisch nur mit einer entsprechenden Systemunterstützung realisieren. Die Entwicklung dieses System wurde zum Gegenstand eines Praxisprojektes und wird im nächsten Blogbeitrag von Luca Steingen, dem Projektleiter in der zweiten Phase des Praxisprojektes, vorgestellt.

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