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Sind finanzerfahrene CEOs die besseren Krisenmanager?
Master in Corporate Performance & Restructuring / 22 November 2021
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Master in Corporate Performance & Restructuring Class of 2021
Sebastian war Student im ersten Jahrgang des berufsbegleitenden Master in Corporate Performance and Restructuring. Er beschäftigt sich als Associate bei der Brunswick Group beruflich vor allem mit Finanzkommunikation und Veränderungsprozessen. Zuvor studierte er Politik- und Wirtschaftswissenschaften an der Zeppelin Universität am Bodensee.

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Mit dieser Fragestellung habe ich mich im Rahmen meiner Masterarbeit im „Master of Corporate Performance and Restructuring“ auseinandergesetzt. Konkret habe ich mir die Kursentwicklung börsengelisteter Unternehmen in Deutschland zum Ausbruch der Coronakrise Anfang 2020 angeschaut und untersucht, ob Unternehmen mit finanzerfahrenen CEOs besser abgeschnitten haben als andere Unternehmen. Das (für mich) überraschende Ergebnis: Haben sie nicht. Im Gegenteil, die Kursperformance von Unternehmen mit CEOs ohne vorheriger Finanzerfahrung war sogar signifikant besser als jene von Unternehmen mit finanzerfahrenen CEOs.

Hintergrund: Die Pandemie als einzigartiges Setting zur Untersuchung der Treiber von Unternehmenserfolg

Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Wissenschaftler mit den Treibern von Unternehmenserfolg. Dabei wird neben Unternehmenscharakteristika immer wieder die Rolle des CEOs für die Entwicklung von Unternehmen untersucht. Es wird unter die Lupe genommen, welche Faktoren es sind, die den CEO-Effekt für Unternehmenserfolg ausmachen. Sind es Charakterzüge, wie Empathie oder Selbstvertrauen? Ist es das Alter oder die Dauer der Unternehmenszugehörigkeit? Oder sind es Erfahrungswerte, wie die Ausbildung oder vorherige Berufserfahrung, die eine Rolle spielen?

Während die dramatischen gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Coronapandemie unbestritten sind, wird dieses Ereignis von Wissenschaftlern als einzigartige Chance begriffen, die Treiber von Unternehmenserfolg zu untersuchen. Als unerwartetes, exogenes Ereignis, gibt es kaum ein besseres Setting, um diese Treiber zu isolieren und ihren Effekt zu analysieren.

Hypothese: Warum finanzerfahrene CEOs Unternehmen besser durch Krisen steuern

Für meine Masterarbeit habe ich mich dabei nicht mit vieluntersuchten Unternehmenscharakteristika, wie Unternehmensgröße, Profitabilität und Verschuldungsgrad auseinandergesetzt, sondern habe den CEO als ultimativen Entscheidungsträger ins Zentrum meiner Betrachtung gestellt. Speziell in einer Phase plötzlicher und einschneidender Veränderung dürfte dieser ein besonders große Rolle dafür spielen, wie Unternehmen die Situation bewältigen. Auf Basis vergangener Forschung habe ich dabei speziell untersucht, welche Rolle die Finanzerfahrung von CEOs für den Unternehmenserfolg in der Coronapandemie gespielt hat. Als finanzerfahren habe ich CEOs definiert, die signifikante Erfahrung als CFO, in der Finance-Abteilung eines Unternehmens, bei einem Finanzdienstleister oder bei einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gesammelt haben.

Gerade für den Ausbruch der Coronapandemie Anfang 2020 war ich davon ausgegangen, dass die Finanzerfahrung von CEOs positiv dazu beigetragen haben dürfte, die Unternehmen durch das ungekannte Ausmaß an Unsicherheit und die extremen Liquiditätsengpässe zu navigieren. Dafür habe ich mich auf Erkenntnisse aus der Literatur gestützt, die u.a. gezeigt hat, dass finanzerfahrene CEOs besseren Zugang zu den Kapitalmärkten haben und effektiver die Sprache des Kapitalmarkts sprechen als CEOs ohne vorherige Finanzerfahrung.

Ergebnis: Finanzerfahrene CEOs haben ihre Unternehmen nicht besser durch die Pandemie gesteuert

Das für mich durchaus überraschende Ergebnis: Bei der Untersuchung der Kursentwicklung der Unternehmen zum Ausbruch der Coronakrise konnte ich keinen solchen Effekt feststellen. Im Gegenteil, meine Untersuchung hat gezeigt, dass aus der Stichprobe von 115 deutschen DAX, MDAX oder SDAX Unternehmen, jene mit CEO ohne vorherige Finanzerfahrung in dem untersuchten Zeitraum eine im Durchschnitt um rund 14ppt bessere Kursperformance hatten als Unternehmen mit CEOs mit vorheriger Finanzerfahrung. Der untersuchte Zeitraum erstreckte sich dabei vom ersten Lockdown in Europa Ende Februar 2020 bis zur Verabschiedung des PEPP Programms zur Stabilisierung der Märkte durch die EZB Ende März 2020.

Die Erklärung dafür ist vielschichtig und war im Rahmen meiner Masterarbeit nicht im Detail zu erörtern. Einen Ansatzpunkt könnte wieder die Literatur liefern: Sie zeigt, dass finanzerfahrende CEOs in der Regel zu effizienteren Kapitalstrukturen und damit höherer Verschuldung tendieren. In einer Phase, in der Liquidität und finanzielle Flexibilität absolut entscheidend wurden, könnte die höhere ex-ante Verschuldung von finanzerfahrenen CEOs geführten Unternehmen dazu beigetragen haben, dass die Aktienkurse stärker unter Druck gekommen sind.

Fazit: Spannende Fragestellung mit mehr Potenzial

Aufgrund der Vielschichtigkeit und der Aktualität des Themas, hat es mir wahnsinnig Spaß gemacht, mich damit auseinanderzusetzen. Gleichzeitig habe ich schnell gemerkt, dass ich im Rahmen meiner Masterarbeit nur an der Oberfläche kratzen kann. Die Fragestellungen um die Zusammenhänge zwischen Unternehmenserfolg, Unternehmens- und CEO Charakteristika und finanzieller Flexibilität haben große praktische Relevanz und erfordern deshalb deutlich tiefergehende Untersuchung.

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