Die europäische Cyber-Sicherheitslandschaft steht vor einem Wendepunkt. Nach DORA, das die IT-Sicherheit Finanzsektor revolutioniert hat, kommt nun NIS2 – und diesmal sind fast alle kritischen Infrastrukturen betroffen. Was bedeutet das für Ihr Unternehmen?
Falls Sie bereits DORA implementiert haben, haben Sie einen entscheidenden Vorsprung. Falls nicht, ist jetzt der Moment, sich mit moderner Cyber-Resilienz auseinanderzusetzen. NIS2 erweitert das Spielfeld dramatisch: von spezialisierten Sektorregulierungen hin zu einem umfassenden Framework für alle kritischen Infrastrukturen. Gleichzeitig bringt die rasante Entwicklung von Generativer KI neue Risiken mit sich, die bisherige Regulierungen nicht antizipiert haben.
NIS2 verändert die Cybersicherheits-Landschaft gewaltig. Während die ursprüngliche NIS-Richtlinie etwa 1.000 deutsche Unternehmen betraf, erweitert NIS2 diesen Kreis auf geschätzte 30.000 Organisationen (https://www.bsi.bund.de/DE/Themen/Regulierte-Wirtschaft/NIS-2-regulierte-Unternehmen/nis-2-regulierte-unternehmen_node.html).
Die neuen Sektoren umfassen:
Unternehmen, die bisher kaum mit Cyber-Regulierung in Berührung kamen, stehen nun vor komplexen Anforderungen. Für DORA-erfahrene Finanzunternehmen eröffnet sich aber aufgrund ihrer Erfahrung eine neue Möglichkeit.
Finanzunternehmen, die DORA bereits implementiert haben, befinden sich in einer starken Position. Sie haben die Grundlagen moderner Cyber-Resilienz gelegt: Identifikation kritischer Services, robuste Governance-Strukturen und effektive Incident-Response-Prozesse.
Dieser Vorsprung zahlt sich bei NIS2 aus: Bewährte Frameworks, die bereits im Finanzsektor erfolgreich etabliert wurden, lassen sich mit relativ geringem Aufwand auf andere Sektoren übertragen. Prozesse, die sich in der Praxis bewährt haben, benötigen nur minimale Anpassungen, um den Anforderungen von NIS2 gerecht zu werden. Die bereits etablierte Governance kann erweitert und auf neue Bereiche skaliert werden, ohne dass grundlegende Strukturen neu aufgebaut werden müssen. Vor allem aber wird die vorhandene Expertise zu einem entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die bereits eine „Security-First“-Kultur entwickelt haben, profitieren von einer Mentalität, die bei NIS2 nicht nur hilfreich, sondern essenziell ist. Besonders wertvoll ist die entwickelte “Security-First”-Kultur. Sie wird bei NIS2 zum entscheidenden Erfolgsfaktor.
„Wir haben doch schon DORA“ – ein häufiger Einwand von Finanzdienstleistern. Doch NIS2 erfordert eine erweiterte Perspektive:
Für Unternehmen, die bisher noch keine Erfahrungen mit DORA sammeln konnten, ist NIS2 eine Herausforderung, aber auch eine Chance. Die bewährten Ansätze aus der Finanzbranche zeigen den Weg. Wer jetzt startet, kann von den Erfahrungen der DORA-erfahrenen Unternehmen profitieren und muss das Rad nicht neu erfinden. Der Handlungsdruck ist real: Die Umsetzungsfristen sind knapp, und Unternehmen, die nicht rechtzeitig handeln, riskieren nicht nur hohe Bußgelder, sondern auch erhebliche Wettbewerbsnachteile. Eine proaktive Herangehensweise ist daher entscheidend.
Während DORA und NIS2 entwickelt wurden, hat sich die Cyber-Bedrohungslandschaft fundamental gewandelt. Generative KI bringt völlig neue Risikodimensionen mit sich, die beide Regulierungen nur zum Teil erfassen. Neue Angriffsvektoren wie Deepfake-basiertes Social Engineering, KI-generierte Malware und Phishing-Kampagnen oder Adversarial Attacks auf KI-Systeme stellen Unternehmen vor bisher unbekannte Herausforderungen. Auch spezifische Bedrohungen wie Prompt Injection und Model Poisoning rücken in den Fokus.
Doch nicht nur die Risiken, sondern auch die Compliance-Herausforderungen nehmen zu. Unternehmen müssen sich mit der Transparenz und Erklärbarkeit von KI-Entscheidungen auseinandersetzen, Kontrollen implementieren sowie den Datenschutz bei Training und Inferenz sicherstellen. Hinzu kommt die Governance von KI an sich, die neue Richtlinien und Prozesse erfordert.
Die gute Nachricht: Generative KI kann auch eine Lösung sein. Intelligente Automatisierung verspricht Compliance effizienter, kostengünstiger und reaktionsschneller zu machen. Von automatisierten Compliance-Monitoring-Systemen über KI-gestützte Incident-Detection bis hin zu intelligenten Dokumentationssystemen – die Möglichkeiten, KI als Enabler für Cyber-Resilienz zu nutzen, sind vielfältig.
Die Zeit der isolierten Compliance-Silos ist vorbei. Erfolgreiche Unternehmen werden DORA, NIS2 und KI-Governance als integriertes System betrachten. Wer jetzt die Weichen richtig stellt, profitiert von Synergien, Effizienzgewinnen und neuen Geschäftschancen. Integration, Automatisierung und Proaktivität sind die Schlüssel, um nicht nur die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen, sondern auch die eigene Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu stärken.
Die Executive & Professional Education der Frankfurt School unterstützt Sie hierbei sowohl mit DORA– als auch NIS2-Seminaren.