Lange hieß es im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Unternehmenserfolg, dass man sich „Nachhaltigkeit leisten können muss“. Demnach konnten sich also nur wirtschaftlich erfolgreiche Unternehmen erlauben, auch nachhaltig zu agieren. Zwischenzeitlich gibt es Analysen, die eher das Gegenteil nahelegen und eine nachhaltige Unternehmensführung nicht als Folge, sondern als Ursache für wirtschaftlichen Erfolg ausmachen. Beide Interpretationen haben eines gemeinsam: Sie gehen von einer positiven Korrelation zwischen der Entwicklung des finanziellen und des nachhaltigkeitsbezogenen Unternehmenserfolgs aus. Diesen Zusammenhang greift der neue Best-in-Progress-Ansatz für nachhaltige Investments auf.
Dieser Ansatz wählt gezielt Unternehmen für die Kapitalanlage aus, die die größten messbaren Fortschritte bei ihrer Nachhaltigkeitsleistung machen. Basis der Auswahl sind Bewertungen der Unternehmen durch Nachhaltigkeits-Ratingagenturen. Anleger können damit potenziell eine positive wirtschaftliche Entwicklung mit einer positiven Wirkung für eine nachhaltige Entwicklung verbinden.
Hintergrund dieser Überlegungen ist die Tatsache, dass gerade Unternehmen, die sich in einer frühen Phase des Umgangs mit den Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung befinden, häufig relativ schnell relevante Verbesserungen erreichen – bei vergleichsweise niedrigen Grenzkosten. Die Reduzierung ihres „Fußabdrucks“, etwa durch die Senkung der Energie- und Rohstoffverbräuche und die umwelteffiziente Gestaltung von Prozessen, kann in der Regel gleichzeitig zu einer Verbesserung auf finanzieller Ebene führen. Die erzielten Einsparungen bei Energie und Rohstoffen leisten unmittelbar einen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz und damit zu einer nachhaltigen Entwicklung.
Eine Analyse von MSCI ESG Research vom Juni 2015 gibt erste Hinweise darauf, dass diese Strategie Erfolg verspricht: Werden Unternehmen in einem Portfolio übergewichtet, die ihr Nachhaltigkeitsrating in den vergangenen Jahren verbessern konnten, so kann dies zu einem besseren Anlageerfolg führen. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine gemeinsame Studie vom European Centre for Corporate Engagement (ECCE) und NN Investment Partners aus dem April 2016. Sie zeigt, dass die Berücksichtigung der Veränderungen von Nachhaltigkeitsratings („Momentum“) bei der Anlageentscheidung wertvollere Beiträge zur Rendite liefert als die Auswahl auf Basis der aktuellen Bewertungen („Level“). Mit dem Hamburger Nachhaltigkeitsfonds – Best in Progress ist seit Anfang April ein erster Aktienfonds am Markt, der das vom NKI – Institut für nachhaltige Kapitalanlagen entwickelte Konzept in die Praxis umsetzt.
Damit ist ein erfolgreicher Anfang für die Umsetzung der neuen Strategie gemacht, der auch für andere Unternehmen ein Anreiz sein sollte, für sich Verbesserungen im Bereich der Nachhaltigkeit zu erzielen.