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Hackathon der Bundesregierung: „WirVsVirus“
Executive Education / 23 March 2020
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Marketing & Sales Koordinatorin
Michelle Neumann is Marketing & Sales Coordinator Professional & Executive Education at Frankfurt School.

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Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen – getreu dieses Sprichwortes entstand vor circa einer Woche die Idee für den Hackathon der Bundesregierung, der am vergangenen Wochenende (20. – 22. März 2020) stattfand. Ein Hackathon, oft auch „Codefest“ genannt, ist ein Event, das auf Schwarmwissen setzt. Ziel ist es, innerhalb der Dauer dieser Veranstaltung gemeinsam nützliche, kreative oder unterhaltsame Lösungen für gegebene Probleme zu finden. Oft zielt ein Hackathon speziell auf die Herstellung von Softwareprodukten ab, in diesem Fall trifft jedoch eher die allgemeine Begrifflichkeitserklärung zu.

Unter dem Titel „WirVsVirus“ wurde ganz Deutschland zur Teilnahme aufgerufen, damit gemeinsam Lösungen für die Covid-19 Krise entwickelt werden können – von der Gesellschaft, für die Gesellschaft.

Impulse kamen aus Estland

Als Inspiration für den Hackathon gilt eine ähnliche Veranstaltung, die am Wochenende vom 13. März 2020 in Estland stattfand. Christina Lang (Tech4 Germany) verfolgte den Erfolg dessen über Twitter und fasste den Entschluss, ein solches Event in Deutschland umzusetzen. In Zeiten von Corona sollten die Ideen und Innovationen der Menschen nicht einfach im Sande verlaufen, sondern gehört und gesehen werden. Zusammen mit der Tech4 Germany Mitgründerin, Sonja Anton, und Adriana Groh (Prototype Fund & Code for Germany), sprach sie über die Machbarkeit. Schnell war klar: das Projekt soll Aufmerksamkeit erhalten, damit die Thematik mit der Wichtigkeit behandelt wird, die sie verdient. Durch bereits vorher entstandene Kontakte in die Bundesregierung wurde das Konzept seitens des Orga-Teams, bestehend aus mittlerweile 14 Personen, ausgearbeitet und vorgestellt – mit großem Erfolg! Das Kabinett bestimmte am Mittwoch den 18. März 2020 einstimmig die Unterstützung des Hackathons. Vor allem Dorothee Bär, Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung, war schnell Feuer und Flamme für den Hackathon. Bis 20.00 Uhr desselben Tages hatten sich zunächst über 42.000 Menschen für die Teilnahme angemeldet und mehr als 2000 Projektideen eingereicht. Dies führte sogar dazu, dass die Kommunikationsplattform Slack, die zum Informationsaustausch unter den Teilnehmern genutzt werden sollte, in sich zusammenbrach. Das Orga-Team, mittlerweile bestehend aus 7 Initiativen* und circa 60 Personen, meisterte diese Herausforderung gemeinsam mit dem CEO von Slack.

Die eingereichten Ideen wurden zuvor gelesen und nach Impact, Umsetzbarkeit und Formulierung bewertet. Die Teilnehmer erhielten im Anschluss die festgelegte Auswahl und jeder Einzelne konnte sich jenes Projekt aussuchen, das ihm am ehesten zusagt. Wie viele Teams pro Projekt entstehen, unterlag keiner Begrenzung- der gemeinsame Beteiligungsprozess stand jederzeit im Fokus. Zusätzlich fanden sich über 3000 Mentoren, also Experten, die durch ihre individuellen Skills mit beratender Funktion zur Seite standen.

Die unerwartete Dynamik hielt weiter an

Nach den ersten Live-Streams, in denen seitens der Verantwortlichen alle organisatorischen Fragen beantwortet wurden, startete am Abend des 20. März 2020 die Arbeit an den Projekten. Neben den Tools Airtable (zur Abbildung der ausgewählten Projekte) und Slack (zur Kommunikation untereinander) wurde DevPost eingesetzt. Auf dieser Plattform nahmen die Projekte letztlich Gestalt an. Regelmäßige Updates der Organisatoren führten zu Motivationsschüben und, neben der regen Beteiligung auf den Social-Media-Kanälen, auch für viel Aufmerksamkeit. Zum Samstag hatten sich bereits 1500 Unternehmen angekündigt, die in Zukunft Unterstützung für die entstandenen Projekte zusagten. Ein Ende fand dieser, mittlerweile weltweit größte Hackathon am Sonntag um 18.00 Uhr – Einsendeschluss der Pitch-Videos, in denen die Gruppen ihr Projekt in 1-2 Minuten vorstellen. Letztlich sendeten 27.200 aktive Teilnehmer 1.500 Projekte ein. Die kollektive Intelligenz bewirkte Großes: Tools zur Enttarnung von Fake-News. Maßnahmen, die lokale Unternehmen in der schwierigen Zeit unterstützen. Ideen, wie man psychologische Folgen der Quarantäne auffangen kann oder wie man ältere Menschen (teilweise ohne Internetzugang) unter die Arme greifen kann und vieles mehr. Einen finanziellen Preis wird es für die Gewinner nicht geben, die Gemeinschaft und der Mehrwert für Deutschland ist den Teilnehmern genug Antrieb gewesen. Welche Projekte weiterhin gefördert werden, entscheidet eine Jury innerhalb dieser Woche. Bewertet wird in 3 Kategorien (Neuentwicklung, Weiterentwicklung bestehender Lösung, Kommerzielle Projekte) und nach 5 Kriterien (Gesellschaftlicher Mehrwert, Innovationsgrad, Skalierbarkeit, Fortschritt während des Hackathon, Verständlichkeit). Seit heute finden Sie die einzelnen Videos der Projekte online auf YouTube.

Deutschland ist wacher als je zuvor

Der Hackathon der Bundesregierung könnte sich als richtungsweisend für die Zukunft ergeben. Deutschland galt bislang als Nation, die nur schleppend mit der Digitalisierung vorankommt – Aktionen wie dieser dezentrale Hackathon beweisen, dass es auch anders geht. Das weltweite Feedback ist enorm, viele Länder berichten bereits über die Planung ähnlicher Events, um der Corona-Krise den Kampf anzusagen.

#WirVsVirus

*D21, Impact hub Berlin, ProjectTogether , Social Entrepreneurship Network Deutschland e.V, Tech4 Germany, Prototype Fund, Code for Germany

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