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Investment Grade: Rating in Niedrigzinsphasen
Executive Education / 17 May 2016
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Senior Programme Manager Executive Education
Thomas Kohrs is head of Asset & Wealth Management in Executive Education at Frankfurt School. He is a qualified banker and focuses on the areas of securities and sales. He has more than 25 years of practical experience as a consultant, trainer and lecturer at Frankfurt School.

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„Raten“ ist gut, Wissen ist besser. Umso mehr, da das Investment Grade für Wertpapiere aller Art in Zeiten der Niedrigzinsphase eine durchaus höhere Bedeutung erlangt hat. Und in Zeiten der „Alles-Mögliche-Bewertungen“ im Internet ist auch der Begriff „Rating“ in der englischen Continous-Form deutlich geläufiger geworden. Sind Internetratings zumeist subjektiv und im Zweifel eher wenig vertrauenswürdig, so ist das Investment Grade einer namhafter Ratingagenturen immer noch wichtig. Die Folgen der Finanzkrise mit den dreifach AAA bewerteten Subprime Krediten haben wohl offensichtlich keine Folgen gehabt.

Rendite der Bundesanleihen

Was man noch vor wenigen Jahren für völlig unmöglich hielt, ist traurige Realität geworden. Bis vor kurzem wurden Zinsangaben in vollen Prozentzahlen mitgeteilt oder – zumindest im Bereich für private Kunden – mit nur einer Nachkommastelle. Jetzt müssen wir uns erst daran gewöhnen, dass Zinsen mit drei Stellen nach dem Komma genannt werden – und die Zahl vor dem Komma gänzlich fehlt. So rentiert die zehnjährige Bundesanleihe nur noch mit sehr mageren 0,255 % (Stand Anfang Mai). Das ist nichts, um jemanden hinter dem Ofen hervorzulocken. Dazu kommt, dass Minuszinsen, Helikoptergeld und weitere „interessante“ Spielarten die Konjunktur auch nicht wesentlich antreiben. Die Inflationsrate ist und bleibt weit von einer Entwicklung der gewollten 2,0 % p.a. weit entfernt.

Dramatisch ist jedoch, dass viele institutionelle Anleger, Stiftungen, Renten- und Pensionskassen sowie natürlich die Versicherungen auf die Zinsen angewiesen sind. Aus Renditegründen, aber auch aus Neugeschäftsgründen. So wird die Senkung des Garantiezinses zum Jahresbeginn 2017 auf magere 0,9 % für viele Versicherungen nur schwer zu verdauen sein, weil dadurch das Neugeschäft praktisch zum Erliegen kommt. Andere Möglichkeiten gibt es kaum, denn die Garantiezinsen können von vielen Versicherern nur noch schwer aufgebracht werden. Das liegt unter anderem am traditionellen Anlageverhalten. Nicht nur Privatkunden sind eher skeptisch, wenn es um die Risikoseite geht mit dem Ziel, eine höhere Rendite zu erzielen. Auch viele Institutionen sind zurückhaltend, sei es aus gesetzlichen Gründen, wegen einer zu geringen Anpassungsgeschwindigkeit an die Gegebenheiten auf dem Kapitalmarkt oder aus Bequemlichkeitsgründen.

Investment Grade

Gerade diese Bequemlichkeit könnte sich jetzt bitter rächen. Bisher war es für viele Anleger quasi in Stein gemeißelt, keine Anleihen ins Depot zu nehmen, die nicht mindestens mit Investment Grade geratet sind. Ein Glossar schafft Klarheit: „Ein Investment Grade ist die Bezeichnung für bzw. ein erreichbarer Status von Unternehmen oder Wertpapieren, die eine gute Bonität aufweisen und somit „Investmentqualität“ aufweisen. Als Mindest-Rating für Investment Grade gilt ein Rating von BBB (Standard & Poor’s) bzw. Baa (Moody’s). Anlagen unterhalb dieser Grenze werden als Non-Investment Grade bezeichnet, da sie meist spekulativer Natur und mit höheren Risiko verbunden sind.“

Doch das hat Folgen:  Entweder die Anlage erfolgt mit deutlich geringeren Renditeaussichten oder aber das Risiko wird signifikant erhöht. Selbst mit einstmals durchaus rentierlichen Unternehmensanleihen ist auf dieser Basis kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Auch diese Papiere bringen nur noch eine Rendite, die deutlich unter einem 1% p.a. liegt.

Non Investment Grade

Aus diesem Dilemma gibt es eigentlich nur zweieinhalb Auswege. Entweder der Risikobereich wird in den Non-Investment Grade erhoben oder aber es erfolgt die Anlage in den Sachwertanlagen. Dabei bieten sich entweder Aktien oder Immobilien an. Auch diese Nachfrage führt vermehrt dazu, dass Preise bezahlt werden, deren Forderung man noch vor ein paar Jahren als Wucher bezeichnet hätte.

Als Non-Investment Grade werden also Papiere bezeichnet, die nicht mehr als Investment geeignet sind. Das bringt sie sehr schnell in die Nähe von Junk-Bonds, also eigentlich Schrott oder Abfall. Hier ist das Risiko eines Ausfalls unverhältnismäßig hoch. Doch zumindest in den oberen Bewertungen des Non Investment Grade wäre eine Investition überlegenswert. Bei Standard & Poors liest sich das wie folgt: BB: Sehr abhängig von wirtschaftlicher Gesamtlage; B: Finanzielle Situation ist notorisch wechselhaft; CCC: Spekulative Bonds, niedrige Einnahmen des Schuldners.

Es gibt sie also durchaus, die guten Möglichkeiten. Natürlich abgestimmt auf die individuellen Wünsche und Anlegerperspektiven. Man muss nur genauer hinschauen und etwas an der Risikobereitschaft arbeiten.

 

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