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Praxisprojekt als Finale der Vertiefung Wirtschaftsinformatik – Teil 2 Lessons Learned
Bachelor in Business Administration / 8 April 2021
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BSc in Business Administration Class of 2021
Luca studied the BSc in Business Administration at Frankfurt School, focusing on Business Information Systems. During his studies, he was involved as class representative and worked at DZ BANK AG in parallel.

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Dies ist die Fortsetzung zum Blogpost Praxisprojekt als Finale im Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik – Teil 1 Projektaufgabe.

Das Ergebnis: „Correctly“

In einem Team von 22 Wirtschaftsinformatik Studierenden des 2017er BSc Jahrgangs haben wir diese Aufgabe über knapp 1 Jahr hinweg zu der Anwendung „Correctly“ entwickelt. Auf Correctly, das als Desktop- und mobile Anwendung genutzt werden kann, stellen die Studierenden ihre Lösungen zu Hausaufgaben ein und bewerten die Aufgaben von Kommilitonen, ohne dass ein Dozent direkt eingreifen muss. Dies entlastet Lehrende von Korrekturaufwand, wodurch der häufigere Einsatz von auch umfangreicherem Lernmaterial möglich wird. Zudem festigen die Studierenden ihr Wissen durch die Korrektur der Lösungen von anderen auch noch aus einer anderen Perspektive.

Es wurden diverse Konzepte umgesetzt, um sicherzustellen, dass Studierende sich untereinander tatsächlich fair bewerten. Zunächst weiß kein Studierender, wessen Hausaufgabe er oder sie korrigiert. Weiterhin können Dozenten stichprobenartig Bewertungen von Studierenden überprüfen. Wird eine Hausaufgabe ungerecht bewertet, können Dozenten diese Bewertung jederzeit überschreiben. Außerdem kann festgelegt werden, dass Hausaufgaben mehrfach durch verschiedene Studierende bewertet werden. Weichen diese Bewertungen stark voneinander ab, wird der oder die Dozent/in benachrichtigt, diese Korrekturen zu überprüfen. Nicht zuletzt haben wir auch einen Plagiatscheck eingebaut. Wird eine Hausaufgabe als Plagiat erkannt, so wird eine gesonderte Prüfung durch den Dozenten eingeleitet.

Projektablauf

Gestartet sind wir im April 2020, gerade zu Beginn der Corona-Pandemie. Das gesamte Projekt wurde deshalb digital durchgeführt, was sich bald als sehr vorteilhaft rausstellte. In den ersten zwei Wochen haben wir zunächst unser Team strukturiert, die initiale Konzeption der Anwendung ausgearbeitet und die technische Infrastruktur aufgesetzt. Die Gruppe wurde in fachliches, technisches, und organisatorisches Team plus einer Projektleitung aufgeteilt. Mit konstantem Austausch und Feedback von Herrn Roßbach wurde das erste fachliche Grobkonzept von Correctly ausgearbeitet. Parallel hat die technische Leitung sich um das Aufsetzen der Infrastruktur gekümmert. Wir haben Slack und Zoom zur Kommunikation genutzt, Jira und Confluence für Aufgaben-Management und Dokumentation, GitHub als Code-Repository und ein eigenes Tool zur Zeiterfassung aufgesetzt. Weiterhin haben wir React, Next.JS, das Ionic Framework, CockroachDB, SQL, Adobe XD, Google Cloud, Terraform und einige weitere Technologien und Tools genutzt, um eine vollständig funktionierende Anwendung zu erschaffen. Den weiteren Verlauf des Projekts haben wir nach der Scrum-Arbeitsmethodik organisiert. In zweiwöchigen Sprints nahmen wir uns bestimmte Anforderungen vor, konzipierten sie im fachlichen Team und entwickelten sie im technischen Team.

Im Sommer 2020, zwischen dem 6. und 7. Semester hatte das Praxisprojekt eine Entwicklungspause, zu der außerdem die Projektleitung und auch einige weitere Rollen gewechselt wurden, um jedem die Möglichkeit zu geben, sich in mehr als nur einem festen Aufgabenbereich auszuprobieren. Schließlich ging es vor allem darum, viel zu lernen. Zum Start des zweiten Teils im September stand gerade das Grundgerüst der Anwendung, als Herr Roßbach mit der Idee auf uns zu kam, Correctly in wenigen Wochen für Python-Programmieraufgaben im Kurs „Introduction to Programming“ für die neuen Erstsemester des Bachelor of Science zu verwenden. Was zunächst als gigantische, fast unmögliche Aufgabe erschien, nämlich knapp 7.000 Hausaufgaben von über 320 Studierenden in 2 Monaten zu verarbeiten, auf einer Anwendung, die fernab von „fertig“ war, hat sich als das Beste herausgestellt, was uns hätte passieren können. Denn nun war Correctly nicht nur ein Uni-Projekt, sondern ein echtes Praxisprojekt. Nach zwei Monaten weiterer Entwicklungszeit war es so weit und wir ließen echte Nutzer auf Correctly los. Eine für uns sehr spannende Zeit. Wir haben die Anwendung konstant weiterentwickelt, immer wieder Nutzerfeedback bekommen und dieses direkt umgesetzt. So haben wir auch schnell gemerkt, wenn bestimmte Funktionen anders liefen, als es die Nutzer erwarteten.

Dank unserer sehr effizienten Zusammenarbeit haben wir Correctly sogar vor dem Zeitplan Mitte Dezember fertiggestellt. Ohne technische Ausfälle konnten die 7 Kurse des neuen Jahrgangs Correctly nutzen. Insgesamt wurden 2.037 Arbeitsstunden in das Projekt investiert, 13.379 Zeilen Programmiercode geschrieben, 22 Frontend-Seiten und 44 Backend-Schnittstellen entwickelt.

Lessons Learned

Viele von uns hatten im Praxisprojekt die Chance ihr gesammeltes Wissen aus den letzten 3 Jahren Studium in einem Projekt anzuwenden. Wie baut man eine Webseite? —> 1. Semester „Einführung in die Programmierung“. Wie setzt man eine Datenbank auf und nutzt SQL? —> 2. Semester „Datenbanken und Datenmanagement“. Eine sichere Nutzerverwaltung mit Registrierung und Login wird benötigt? —> 4. Semester „Informationsmanagement“. Full-Stack Entwicklung war quasi vorausgesetzt. All dieses Wissen und diese Fähigkeiten konnten nun praktisch genutzt werden. Das hat uns alle in unserer professionellen Entwicklung vorangebracht.

Aber nicht nur inhaltliche Learnings haben dieses Projekt so besonders gemacht. Das eigentlich spannendste war die Frage „Wie arbeitet man in einem so großen Team effizient zusammen und dann auch noch „online-only“? Eines der wichtigsten Erkenntnisse, die ich persönlich mitgenommen habe, ist die Unabdingbarkeit, Meetings möglichst kurz und effizient zu halten. Im ersten Teil des Praxisprojekts mussten wir lernen, uns untereinander zu koordinieren und haben daher fast 50% der Arbeitszeit in Zoom-Konferenzen zur Absprache verbracht. Im zweiten Teil haben wir dann die „Weekly Updates“ eingeführt, ein maximal 60-minütiges Meeting, in dem alle wichtigen Änderungen der Anwendung und Organisatorisches besprochen wurde. 60 Minuten, keine Minute länger. Dieses regelmäßige, neu-strukturierte und gut vorbereitete Update ersetzte nun alle vorher ungeplanten Termine und hat unsere Zeit in Meetings um das ca. 2,5-fache reduziert.

Anfangs war die Online-Only-Situation eher ein Hindernis, weil viel Koordinationsaufwand nötig war. Als wir dies optimiert hatten, haben wir uns aber jede Woche viel Zeit sparen können, die dann stattdessen für tatsächlich produktive Arbeit genutzt werden konnte. Einige von uns wollten sich gar nicht mehr vorstellen, wie es wäre, solche Projekte in der traditionellen Form, ohne Zoom-Konferenzen, stattfinden zu lassen.

Insgesamt war das Praxisprojekt ein voller Erfolg und ich wünsche mir, dass in kommenden Jahrgängen noch viele erfolgreiche Praxisprojekte folgen werden.

 

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